Schlangengrube | By : dime Category: German > Harry Potter Views: 4730 -:- Recommendations : 0 -:- Currently Reading : 0 |
Disclaimer: I do not own the Harry Potter book and movie series, nor any of the characters from it. I do not make any money from the writing of this story. |
Schlangengrube
Antwort
auf Challenge von Puh- Schell zu 'Abschlussrede'
by
Dime
A/N:
Dies ist eine Weiterführung von Puh-Schells 'Abschlussrede' (auf
fanfiction.net zu finden unter pen-name Puh-Schell). Kann aber auch
unabhängig davon gelesen werden, das meiste erklärt sich
früher oder später von selbst.
A/N2:
An alle, die schon auf ff.net mitgelesen haben: Es hat sich nicht
weltbewegend viel verändert. Lediglich Kapitel 12 und 15 sind um
ein paar Zeilen smut verlängert worden... und es gibt einen
Epilog, über die Zeit nach dem Tag im Ministerium. : )
A/N3:
Harry und Draco sind bei mir hier schon achtzehn Jahre alt, bitte davon nicht irritieren lassen. ^^
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1.
Ligusterweg 4
So
where do we begin
And
what else can we say?
When
the lines are all drawn
What
should we do today?
-Fates
Warning, A pleasant shade of grey
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"...und
dann sagt dieser aufgeblasene Abteilungsleiter doch tatsächlich
zu mir-"
Vernon
Dursley wurde mitten im Satz durch das Leuten der Türklingel
unterbrochen. Er runzelte die Stirn. Wer konnte an einem Freitag
Abend um 19:00 Uhr etwas von ihnen wollen? Dudley konnte es nicht
sein, der war übers Wochenende mit seinem Freund Pierce Polkiss
nach Amsterdam gefahren.
Während
Petunia sich erhob und die Türe öffnen ging, senkte Vernon
nachdenklich den Zeigefinger, mit dem er während seiner
Erzählung wild in der Luft herumgefuchtelt hatte, um seiner
Entrüstung über besagten Abteilungsleiter noch mehr
Ausdruck zu verleihen. Er konnte es immer noch nicht verstehen, dass
man Leech und nicht ihn befördert hatte.
Düster
über die Ungerechtigkeit des Lebens sinnierend hockte der
untersetzte Mann am Tisch- bis ihn ein Aufschrei seiner Frau vor
Schreck fast vom Stuhl fallen ließ.
"DU?!
Was willst du hier? Du hast hier nichts mehr verloren! Verschwinde,
oder ich rufe die-"
Mitten im
Satz verstummte Petunia Dursley. Vernon, der es inzwischen geschafft
hatte, aufzustehen und ihr in die Diele zu folgen, sah, wie sich ihre
Lippen weiter bewegten; doch es kam kein Ton mehr hearaus.
"Die
Polizei, wolltest du sagen?", vernahm man nun eine kalte,
höhnische Stimme. Petunia wich mit bleichem Gesicht zurück
und gab so den Blick durch die Türe frei. "Das ist aber gar
nicht nett von dir, Tante." Mit weit aufgerissenen Augen
erkannte Vernon den Mann, der jetzt zur Türe herein kam.
Harry
Potter.
Doch es
war nicht mehr der kleine, eingeschüchterte Junge, der jahrelang
in ihrem Haus gewohnt hatte. Vor ihm stand ein erwachsener Mann, ein
gefährlicher Zauberer, dessen Stimme von kaltem Hass zeugte und
in dessen Blick eine gefährliche Kraft und kaum gezügelte
Rachsucht funkelten.
Vernon
Dursley riss sich zusammen, das da war immer noch sein missratener
Neffe.
"Bursche,
was hast du hier zu suchen? Soweit ich mich erinnere, hast du selbst
noch vor einem Jahr verkündet, dass du nie wieder hierher
zurückkehren würdest. Also was willst du hier?",
sprach Vernon mit einer, wie er hoffte, festen und einschüchternden
Stimme.
Sein
Gegenüber war nicht im Mindesten beeindruckt.
"Tatsächlich
hatte ich nur gesagt, dass ich die längste Zeit hier gewohnt
hätte; aber gegen einen kurzen Besuch um alte Erinnerungen
aufzufrischen hatte ich mich nicht explizit ausgesprochen. Onkel,"
-er musterte seinen Verwandten abschätzig- "Tante"-
sein Blick wanderte zu der langhalsigen Frau, die bleich und zitternd
an der Wand lehnte, "warum bittet ihr mich und meine Freunde
nicht herein?" Erst jetzt bemerkte Vernon Dursley, dass hinter
seinem Neffen noch zwei weitere Zauberer standen, ein muskulöser
Blonder und ein hochgewachsener Mann von gefährlich aussehender,
düsterer Gestalt.
"Das
werde ich nicht tun!", wollte Vernon sagen. Doch als er zu
seiner entrüsteten Äußerung ansetzte, fragte er sich
auf einmal, warum er das denn tun wollte. Es wäre doch viel
angenehmer, die Herren herein zu bitten, wozu denn die Aufregung?
Die
kleine Geste, die der Mann vor ihm mit der Hand gemacht hatte, war
ihm ebenso entgangen wie das gemurmelte Imperio.
Wenig
später saßen Harry Potter, Draco Malfoy und Severus Snape
am Küchentisch der Dursleys und tranken Tee. In einer Ecke des
Raumes hatten sie ein Bündel abgelegt, das erschreckend nach
einem bewusstlosen -oder toten!, dachte Petunia schockiert-
Menschen aussah. Wie sie ins Haus gekommen waren, konnte sich Vernon
beim besten Willen nicht vorstellen, er hätte dieses Pack
bestimmt nicht hereingelassen. Seine Frau war ein wenig besser
informiert als er, denn sie hatte beobachten dürfen, wie er eben
dieses getan hatte.
Im Moment
war sie jedoch vollauf damit beschäftigt, den dunkelhaarigen,
bedrohlich wirkenden Mann zu beobachten, der ihr gegenüber am
Tisch saß und Kälte ausstrahlte, selbst als er eine Tasse
mit dampfendem Earl Grey an die schmalen Lippen führte. Der Mann
war blass; seine dunklen Haare und die schwarze Robe taten ihr
Übriges, um sein Gesicht beinahe blutleer erscheinen zu lassen.
Und vielleicht ist es das auch, dachte Petunia entsetzt. Ihre
Schwester hatte sich dereinst einen Spaß daraus gemacht,
Petunia von den zahlreichen magischen Wesen zu erzählen, die es
tatsächlich gab, und der damals Elfjährigen Alpträume
bereitet, als sie ihr versprach, dass es nicht unmöglich sei,
dass so ein finsteres magisches Wesen auch einmal seinen Weg in ihr
Zimmer fände, wenn sie nichtsahnend in ihrem Bett lag und
schlief. Ein Vampir zum Beispiel... Petunia beäugte den Mann,
der ihr gegenüber saß, mit äußerster
Konzentration, um nicht den entscheidenden Moment zu verpassen, wenn
es galt, aufzuspringen und sich aus dem Staub zu machen.
"Nun,
wie ihr euch denken könnt, lieber Onkel, liebe Tante,"
ergriff Harry nun wieder das Wort, "dient mein Besuch heute
nicht einzig dem Erhalt sozialer Bande- welche, wie ihr nie versäumt
habt, mir zu versichern, in unserem Fall als nicht existent
betrachtet werden können..." Während Harry weiter
sprach wurden seine beiden Verwandten auf ihren Stühlen immer
kleiner. Sie spürten, dass sie nicht ungeschoren davonkommen
würden.
"Ihr
könnt mir glauben, dass die Versuchung groß ist, mich hier
und jetzt für all die Liebe und Fürsorge zu bedanken, die
ihr mir Zeit meines Lebens habt angedeihen lassen." Das Gesicht
des bleichen Zauberers verzog sich zu einem wölfischen Grinsen,
während Harry Potter weiterhin aus unbeteiligten, kalten Augen
auf seine verängstigten Verwandten herabblickte. "Und
glaubt mir, das würde ich auch tun, wenn es nicht andere gäbe,
die ich noch mehr hasse und an denen ich mich zuvor rächen
möchte."
Vernon
war verwirrt. Andere? Er wusste, dass das undankbare Balg ihnen die
strenge Erziehung, die sie ihm hatten zuteil werden lassen, nicht
positiv anrechnete; doch er hatte immer geglaubt, in seiner
Zaubererschule werde der Junge nur verwöhnt- immerhin war
er, wenn er Petunia richtig verstanden hatte, so etwas wie ein Held
für diese Freaks. Also warum sollte er sie hassen?
Petunias
Gedanken schienen in eine ähnliche Richtung zu gehen. "Sprichst
du von... du-weißt-schon-wem?", flüsterte sie
verängstigt. Harry bellte ein kurzes Lachen. "Voldemort?"
Petunia zuckte zusammen. "Nein, den habe ich schon letztes Jahr
erledigt. Der macht mir keinen Ärger mehr. Ich bin mächtiger
als er. Tatsächlich sagen viele", er beugte sich über
den Tisch nach vorne, sodass sein Gesicht ganz nah an dem seiner
Tante war und sie das leicht irre Funkeln in seinen Augen sehen
konnte, "ich sei der neue Dunkle Lord. Und weißt du was?"
Petunia schluckte. Angsterfüllt starrte sie ihren Neffen an, der
sich nun wieder von ihr entfernte und entspannt in seinem Stuhl
zurücklehnte. "Sie haben Recht."
Vernon
verstand das alles nicht. "Neuer dunkler Lord? Was soll das denn
heißen? Ich denke, dieser Wall-de-Mart oder wie auch immer war
so mächtig, dass er alle Zauberer in Angst und Schrecken
versetzte?" Vernon war sichtlich verwirrt; er merkte nicht
einmal, dass er gerade 'Zauberer' gesagt hatte. Harry indes schien
sich über diese Verwirrung zu amüsieren. Er konnte sich
schon denken, was seinen Onkel daran störte, dass er den Platz
des mächtigsten und finstersten Zauberers dieses Jahrhunderts
einnahm. Doch er wollte es aus dem Mund seines Onkels hören. So
hob er nur in einer Geste, die erstaunlich an Snape erinnerte, eine
Augenbraue und legte den Kopf leicht schief. "Ja, Voldemort war
zu mächtig, um selbst von den stärksten Zauberern des
Lichts besiegt zu werden. Und weiter?"
Vernon
bemerkte den spöttischen Tonfall nicht. "Nun, dann kann es
nicht sein, dass du ihn besiegt hast und jetzt an seiner Stelle
stehst. Immerhin warst du dein Leben lang ein Waschlappen, der es mit
unserem Dudley niemals aufnehmen könnte- " Er unterbrach
sich erschrocken, als der blonde junge Mann neben Harry ein wütendes
Knurren von sich gab. "Harry ein Waschlappen? Was fällt
diesem Muggel ein?!" Er hatte sich halb aus seinem Stuhl erhoben
und griff nach dem Zauberstab. Doch Harry legte ihm eine Hand auf den
Arm und sagte: "Ruhig, Draco." Erstaunt beobachtete
Petunia, wie der imposante junge Mann darauf hin gehorsam wieder
Platz nahm.
"Weißt
du", ließ sich ihr Neffe jetzt nachdenklich vernehmen,
"eigentlich können sie es ja auch nicht besser wissen. Sie
wissen fast nichts von meinem alljährlichen Kampf mit Voldemort,
haben mich wenn, dann nur ohne Zauberstab zaubern gesehen- und du
weißt, dass ich meine Zauberstablose Magie auch jetzt noch
nicht vollständig beherrsche- und, last but not least, ich
durfte mich ja nie gegen sie wehren. Das Ministerium hat mir ja
bereits eine Verwarnung geschickt, als Dobby hier einen einfachen
Schwebezauber angewendet hat. Was glaubst du, wäre passiert,
wenn ich mit einem Stupefy oder später vielleicht einem
gut motivierten Cruciatus auf meine Verwandten losgegangen
wäre?" Bei den letzten Worten hatte er wie beiläufig
seinen eigenen Zauberstab gezogen und drehte ihn nun in den Händen.
Draco grinste. "Wie gut, dass dir das Ministerium jetzt egal
sein kann."
Petunia
entschied, dass dies der Moment sei, in dem sie die Beine in die Hand
nehmen und um ihr Leben laufen sollte, denn ganz offensichtlich hatte
sich ihr Neffe aus allen Zwängen gelöst und war hier, um
Rache zu nehmen- und im Gegensatz zu ihrem Mann verstand sie ganz
gut, wieviel Anlass er dazu hatte. Mit einem Schrei fuhr sie hoch,
wobei ihr Stuhl krachend hinter ihr zu Boden fiel, und rannte zur
Türe.
Sie kam
keine fünf Schritte weit.
"Stupefy!"
"Immobilus!"
"Pedes
Aquae!"
Alle drei
Zauberer hatten gleichzeitig ihre Stäbe auf sie gerichtet und
mit unterschiedlichem Grad von Gleichgültigkeit in der Stimme
ihre Zauber gesprochen, um sie aufzuhalten. Die knochige Frau war in
dem Moment erstarrt, als ihre Beine plötzlich zu Wasser wurden
und ihr Gewicht nicht mehr trugen; der Immobilus hatte verhindert,
dass sie zusammenbrach, und so schwebte sie jetzt vor der Türe,
die Hand noch nach der Klinke ausgestreckt.
"Eine
Interessante Mischung", meinte Harry, der Petunia mit einem Wink
seines Zauberstabes an den Tisch zurückschweben ließ.
"Löst eure Flüche", sagte er, während er
seinen Immobilus beendete. Petunia sackte hilflos auf dem Boden
zusammen. Harry runzelte die Stirn. "Draco, den Wasserbein-Fluch
auch!", befahl er dann. Der blonde Jugendliche grinste ihn frech
an.
"'Tschuldige,
hab' ich doch glatt vergessen." Der ältere Zauberer neben
ihm schnaubte, während Harry über die nonchalante Antwort
grinsen musste.
Vernon
Dursley saß mächtig eingeschüchtert an seinem Platz
und wagte nicht einmal, aufzustehen und seiner Frau eine Hand zu
reichen, als diese sich mühsam wieder aufrichtete.
"Bitte
setz dich doch, liebste Tante", wandte sich Harry erneut an sie.
"Falls du einen dringenden Termin hast, so wirst du dich morgen
dafür entschuldigen müssen, denn du wirst ihn wohl
verpassen. Du musstest an einer wichtigen Besprechung teilnehmen."
Bleich
starrte Petunia ihn an. "Morgen? Du wirst uns doch ohnehin
umbringen."
Ihr Neffe
schüttelte mit gespieltem Bedauern den Kopf. "Es ist
traurig, wie wenig ihr mir zuhört. Was habe ich nur falsch
gemacht?", wandte er sich mit aufgesetzter Ratlosigkeit an seine
beiden Freunde. Diese sahen ihn vergnügt an. Der ältere
antwortete mit dunkler, seidiger Stimme: "Nun, Mister Potter,
Sie wissen doch, wie ich unaufmerksame Schüler zur Ordnung zu
rufen pflege. Wenn Sie mir Ihren Onkel und Ihre Tante für einen
Moment überlassen wollen...?"
Harry
schien das Angebot einen Moment lang abzuwägen, bevor er,
diesmal mit echtem Bedauern, ablehte. "Severus, so gerne ich das
tun würde, ich muss leider darauf verzichten. Wenn du die beiden
zu sehr einschüchterst, verstehen sie nicht mehr, was ich von
ihnen will." Sein Blick schweifte kurz zu der leblosen Gestalt,
die in der Ecke der Küche am Boden lag. Wieder fragte sich
Petunia, ob der Mensch wohl noch lebte. Man sah nicht viel von seinem
Gesicht, da es von einigen Strähnen roter Haare fast vollständig
verdeckt wurde; doch er schien nicht viel älter als ihr Neffe zu
sein. Ihre Aufmerksamkeit wurde schnell wieder auf Harry gelenkt, als
dieser sich nun direkt an sie wandte.
"Tante
Petunia. Wie ich schon zu anfang sagte, bin ich heute nicht
hier, um mich für all die Ungerechtigkeiten zu rächen, die
ihr mir im Laufe der Jahre angetan habt. Ich könnte euch sogar
vor einem ordentlichen Gericht für Kindesmisshandlung anklagen
und würde vermutlich damit durchkommen." Petunia spürte,
wie ihr Mann neben ihr zitterte- ob vor Angst oder unterdrückter
Wut, konnte sie nicht sagen.
"Nein,
ich verspüre kaum noch einen Wunsch, mich an euch zu rächen-
wenigstens wart ihr in eurem Hass immer ehrlich zu mir. Ich hatte nie
Gelegenheit, mir falsche Hoffnungen zu machen. Ihr habt mir keine
Zuneigung vorgespielt und ich habe keine erwartet. Es war nicht
schön, aber es gab keine Enttäuschungen. Anders war es in
der Schule. Meine Freunde, die ich dort gefunden habe, ließen
mich regelmäßig im Stich, wandten sich aus einer Laune
heraus oder durch den Einfluss einer sehr voreingenommenen Zeitung
von mir ab und waren in entscheidenden Momenten meistens nicht für
mich da. Und von ihnen hatte ich Loyalität und echte
Zuneigung erwartet. Es war ein harter Tag für mich, als mir klar
wurde, dass ich mich auf niemanden verlassen kann."
"HEY!",
kam ein empörte Zwischenwurf von dem Blonden.
Harry sah
ihn beinahe zärtlich an. "Das war, bevor ich erfuhr, dass
du nicht mein Feind bist, Draco. Damals warst du für mich noch
Malfoy." Der andere war beschwichtigt und Harry fuhr
fort.
"Eine
Sache, die man in der Schule nie verstanden hat, war mein
zurückgezogenes, verschlossenes Wesen, für das ich voll und
ganz euch verantwortlich mache, liebe Tante. Jeder Zauberer kannte
die Geschichte vom heldenhaften Harry Potter und seinem Sieg über
den Dunklen Lord- den ersten Sieg. Man war der Ansicht, dass ich als
verehrter Held aufgewachsen sei, verhätschelt und verzogen;
bestimmt hatte man mir als Kind jeden Wunsch von den Augen abgelesen
und mich nach Strich und Faden verwöhnt. Nicht wahr, Draco?"
Der
Angesprochene hatte den Anstand, rot zu werden. "Severus?"
Der Ältere sah nicht betreten zu Boden, sondern erwiderte Harrys
Blick ausdruckslos. Dann verzog sich sein Mund in seinem von Schülern
gefürchteten kalten Grinsen. "Hat der Goldjunge von
Gryffindor etwas dagegen?", fragte er süffisant. Harrys
einzige Antwort war ein bellendes Lachen. Wieder an seine Tante
gewandt fuhr er fort. "Ich dachte mir, einigen meiner
sogenannten Freunde"- wieder ein Blick zu dem Häufchen
in der Ecke- "könnte es gut tun, einmal aus erster Hand zu
erfahren, wie sehr ich in meiner Kindheit verwöhnt wurde."
Die
beiden Zauberer neben ihm sahen sich in plötzlicher Erkenntnis
an. Scheinbar hatte Harry ihnen nicht gesagt, was er eigentlich
vorhatte.
Harry
stand auf und ging zu der leblosen Gestalt in der Ecke.
"Enervate."
Petunia konnte ein erleichtertes Seufzen nicht unterdrücken,
als die Gestalt sich regte und langsam, wie unter Schmerzen, den Kopf
hob. Also war der Mensch nicht tot, Gott sei Dank.
"Darf
ich vorstellen?", sagte Harry. "Ronald Weasley, mein
ehemals bester Freund und ein reinblütiger Zauberer." Bei
den letzten Worten hatte er Vernon fest angesehen und schien sich
über den Abscheu zu freuen, den er in den Augen seines Onkels
lesen konnte. "Ich weiß, dass ihr Zauberer nicht leiden
könnt; dennoch möchte ich euch bitten, diesen hier für
einige Wochen bei euch wohnen zu lassen."
Das war
dann doch zu viel für Vernon. Alle Gefahr vergessend raunzte er
seinen Neffen an: "Warum sollten wir so etwas Bescheuertes tun?"
Auf diese
Frage schien der blitznarbige Zauberer nur gewartet zu haben. "Das
hier wollte ich schon immer mal tun", flüsterte er seinen
Freunden zu. "Crucio."
Vernon
und Petunia Dursley schrieen auf; sie vor Schreck und er vor
Schmerzen. Die anderen beiden Zauberer waren nun ebenfalls
aufgestanden und sahen mit bösem Grinsen zu, wie sich Harrys
Onkel schreiend am Boden wand. Doch schon nach wenigen Sekunden
senkte Harry den Zauberstab. "Ach, ich weiß nicht, ob ich
das Zeug zum Dunklen Lord habe, Draco! Ich wollte mich immer an
meinem Onkel rächen, für all die Schläge, die
Erniedrigung, die Sklavenarbeit... aber ich genieße das hier
gar nicht. Es ist doof." Ein fast weinerlicher Tonfall hatte
sich in seine Stimme geschlichen. Draco nahm vor der völlig
geschockten Perunia daraufhin den eben noch so schrecklich
aussehenden Harry Potter in den Arm und flüsterte: "Mein
dummer Gryffindor. Egal, ob der Hut dich damals nach Slytherin
stecken wollte- nicht nur Dumbledore hat aus dir einen Gryffindor
gemacht. Du hast tatsächlich ein viel zu großes Herz."
Die
beinahe liebevolle Szene wurde durch ein verächtliches Schnauben
gestört. Es kam von dem jungen Zauberer am Boden, der sich
mittlerweile erfolgreich aufgesetzt hatte und nach und nach voll zu
Bewusstsein gekommen war. "Der und großherzig? Dass ich
nicht lache!"
Vier paar
Augen wandten sich schlagartig zu dem jungen Zauberer um; keines
davon sah freundlich aus. Er schluckte. Das hier war gar nicht gut...
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