Love changes Everything | By : Elbenstein Category: German > Books Views: 1497 -:- Recommendations : 0 -:- Currently Reading : 0 |
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1. Kapitel
Blaues Licht
flammte zornig auf, als Drizzt’s hasserfüllter Gegner, der Meuchelmörder
und Kopfgeldjäger Artemis Entreri sich langsam auf ihn zu bewegte. Entreri
hatte sein leuchtendes Schwert in der rechten Hand und seinen juwelenbesetzten
Dolch in der linken Hand gezückt. Beide beschritten einen kleinen Kreis,
während sie sich mit funkelenden Augen anstarrten. „So sieht man
sich wieder Drizzt Do’Urden!“, stichelte Artemis sein Gegenüber
an. Doch statt zu antworten, blickte Drizzt nun über die Schulter von Entreri.
Da stand er, der gewiefte Söldnerführer Jarlaxle.
Er war der Drow, der ihn durch einen Vorwand vor fünf Jahren in den Kristallturm
gelockt hatte, um dort gegen Artemis seinen letzten Kampf auszufechten. Damals
kooperierte der Waldläufer, er tat es für sich und seine Freunde.
Drizzt wollte den Meuchelmörder nie mehr wieder sehen oder mit ihm kämpfen,
er wollte die Welt damals von einer Plage befreien. Dieser Endkampf kostete
beiden Gegner viel Kraft, jedoch genau dies hatte die Feinde einen Grossteil
ihrer Abneigung gegenüber dem Anderen verlieren lassen. In ihren Blicken
lag mehr Respekt als Hass. Auch wenn Drizzt und Entreri mit Leidenschaft und
Wildheit ihren brutalen Kampf bestritten, konnte der Waldläufer eine Tatsache
dabei nicht leugnen. Es war die Begebenheit, dass Artemis damals sterben wollte.
Mit einem Schrei, warnte der Meuchelmörder seinen Erzfeind. Dann kam das
Ende, doch anders als erwartet. Drizzt war tödlich verwundet und Artemis
im Glauben, dass sein Gegner nicht mehr unter den Lebenden weilte. Jarlaxle
hatte, durch List und Tücke eines bewiesen, der Meuchelmörder war
Drizzt Do’Urden unterlegen.
Jarlaxle,
genau dieser Drow lehnte nun lässig an einen Baum im Schatten und schaute
entspannt den beiden Kontrahenten zu.
Und nun standen sie sich wieder gegenüber.
Die Dolchhand des Meuchelmörders holte plötzlich aus und Drizzt ließ
sich instinktiv in die Hocke fallen und zog seine beiden Krummsäbel überkreuzt
nach oben, er erwartete, dass Artemis den Dolch nach ihm werfen würde.
Stattdessen machte Entreri einen Schritt auf den Dunkelelfen zu und ein breites
Lächeln erschien auf dem gefühllosen Gesicht des Mannes. Drizzt erkannte
sofort, dass Artemis nie vorhatte, sein Manöver durchzuführen. Gleich
darauf ging der Drow zwei Schritte auf das Schwert des Meuchelmörders zu
und seine Krummsäbel begannen ihren fließenden Tanz.
“Bist du nervös Drizzt Do’Urden? Natürlich bist du das,
denn das ist die Schwäche in deinem Herzen, die Schwäche deiner Leidenschaft.
Das hier, ist jetzt unser Kampf!“, stichelte Artemis erneut und schlug
mit seinem Schwert gegen die jetzt ausgestreckte Klinge von Blaues Licht. Drizzt
griff mit einem geschickten Kreuzschlag an und hieb einen Krummsäbel an
Entreri’s Gürtel, so dass Artemis gezwungen wurde, seinen Bauch einzuziehen
und einen Schritt nach hinten zu treten. Die grauen Augen des Meuchelmörders
funkelten und Entreri wollte gerade zu einem Gegenschlag ansetzen, als er plötzlich
inne hielt. Auch Drizzt erstarrte in seinen Bewegungen und Beide schauten jetzt
zum nahe gelegenen Waldrand hinüber.
Eine junge Frau, die um Hilfe schrie, war auf die kleine Lichtung gerannt und
blieb abrupt stehen, als sie die drei Gestalten erspähte. Selbst Jarlaxle
ließ seine immer so gelassene Haltung blitzschnell in eine angespannte
Stellung übergehen, wobei er sich seinen breitkrempigen Hut weit aus dem
Gesicht schob. Neben ihm sank die Frau, die soeben den Hilfeschrei ausgestoßen
hatte nur drei Fuß entfernt, auf das grüne Gras.
Gleich darauf erschienen zwei Dutzend Männer, mit Mistgabeln und Schaufeln
in den Händen bewaffnet, hinter einer Reihe von dicht zusammen stehenden
Bäumen aus dem kleinen Wäldchen und blieben wie angewurzelt stehen.
Jarlaxle konnte gerade noch ausmachen, wie die wilde Horde ihre Augen weit aufrissen
und ihnen sprichwörtlich die Kinnlade nach unten klappte. Die Männer
machten auf dem Absatz kehrt und dann vernahmen Artemis, Jarlaxle und Drizzt
nur noch wildes Geschrei, das sich sehr schnell von ihnen entfernte. Doch ein
Wort konnten sie unter dem Stimmengewirr deutlich heraushören – Drows.
Der gewiefte Söldnerführer verfiel in ein lautes Lachen, in das auch
nun Artemis schallend einstimmte. Dabei schritt Entreri die zehn Fuß von
dem Kampfplatz, auf die am Boden liegende junge Frau zu. Gleich darauf stand
nun auch Drizzt an seiner Seite. Die Drei tauschten ungläubige Blicke untereinander
aus, als die Frau ein leises Stöhnen von sich gab.
Jarlaxle ging in die Hocke und kniete sich ins Gras. Sein Blick schweifte über
den Körper der jungen Frau. Sie hatte lange schwarze Haare, die durch Schweiß
an ihrem blassen Gesicht klebten. Ihre Augen waren geschlossen und sie atmete
stoßweise. Als Jarlaxle’s Blick nach unten schweifte, sah er ihren
gewölbten Bauch.
“Sie ist schwanger!“, rief er erstaunt. Im gleichen Moment vernahm
er wieder ein Stöhnen. Sanft nahm er die kalte, schweißnasse Hand
der Frau in die Seine.
“Sie hat keine Verletzungen.“, murmelte Jarlaxle leise vor sich
hin und sah zu, wie sich die Frau offensichtlich unter Schmerzen wand, „Offenbar
haben die Wehen eingesetzt. Wir müssen sie unbedingt von hier fortschaffen!“,
sagte er zu Artemis und Drizzt gewandt. Doch Beide standen nur fassungslos und
starr vor ihm. Sie hielten ihre Waffen kampfbereit in den Händen.
“Steht nicht da, wie die Ölgötzen. Los, helft mir!“, schrie
sie Jarlaxle unerwartet an. Und Drizzt war der Erste der beiden Kämpfer,
der seine Krummsäbel daraufhin in seine Scheiden am Gürtel zurück
gleiten ließ und sich zu dem Drow auf die andere Seite am Boden neben
die Frau kniete. Ungläubig schaute er zuerst den Söldnerführer
und dann wieder zu der Frau. Drizzt hatte in seinem Leben schon einige schwangere
Frauen gesehen, aber noch nie eine, die jetzt vor ihm hilflos auf den Boden
lag. Er wusste nicht, was er tun sollte.
Artemis ließ seinen Blick über die Gegend und den Waldrand schweifen,
bis er davon überzeugt war, dass sich niemand mehr, außer sie selbst
auf der kleinen Lichtung befanden. Dann erst ließ nun auch er sein Schwert
und Dolch in den Waffengürtel gleiten.
“Und was nun?“, fragte Artemis seinen Freund Jarlaxle ungläubig
und blickte auf die schwangere Frau, die direkt vor ihm im Gras lag. In diesem
Moment kam sich der Meuchelmörder ganz fehl am Platz vor.
“Wir bringen sie in die Höhle, in der wir die letzte Nacht verbracht
haben.“, sagte der ehemalige Söldnerführer jetzt mit fester
Stimme zu Artemis, „Dann sehen wir weiter. Hol die Pferde, wir müssen
uns beeilen!“.
Wenn Entreri nicht in den letzten Jahren diesen pfiffigen Drow als Freund kennen
gelernt hätte und er nicht wüsste, dass dieser seine Handlungen stets
genau bedachte, wäre das Gespräch in eine handfeste Auseinandersetzung
ausgeartet. Mit einem funkelnden Blick in die Augen sah er zu Drizzt, “Wir
beenden es später, Drizzt Do’Urden!“, knurrte er und schritt
dann eilig zu den Pferden.
Kurze Zeit
später ritten Jarlaxle, Artemis und Drizzt auf einem kleinen Pfad in Richtung
Osten. Jarlaxle hielt vor sich die junge Frau im Sattel und versuchte sie behutsam
in seinen Armen festzuhalten, damit sie nicht herunter fiel. Immer wieder verlor
sie kurzzeitig das Bewusstsein.
“Wir müssen uns beeilen!“, sagte der Drow besorgt zu seinen
Begleitern und machte weiter Tempo.
“Wo ist die Höhle?“, fragte nun Drizzt den listigen Dunkelelfen
und ließ dabei sein Blick über die Gegend schweifen.
“Wir sind gleich dort.“, antwortete Jarlaxle, wobei er jetzt den
Waldläufer, der neben ihm ritt, ansah. Drizzt hatte diesem Dunkelelfen
stets als hinterhältig und unberechenbar gehalten. Doch schon einmal war
er erstaunt, über das Verhalten dieses schillernden Söldnerführers
gewesen, das undurchschaubar zu sein schien. Er hatte ihm das Leben gerettet
und gleichzeitig dafür gesorgt, dass Drizzt seinen meistgehassten Feind
nie wieder sehen musste. Doch dann waren sich die ebenbürtigen Gegner,
Drizzt Do’Urden und Artemis Entreri, vor nicht mehr als einer Stunde in
dieser abgelegenen Gegend auf einer Lichtung begegnet.
“Da sind wir!“, rief Jarlaxle seinen beiden Gefährten zu. Dabei
riss er Drizzt aus seinen Gedanken. Der Waldläufer folgte dem Finger des
Drows, der jetzt nach vorne und auf eine kleine Höhle, nicht mal hundert
Fuß vor ihnen, zeigte. Sie lag etwas versteckt hinter einigem Buschwerk.
Drizzt stieg vom seinem Pferd und band die Zügel an einem kleinen Ast fest.
Dann schritt er auf Jarlaxle zu, der noch im Sattel saß.
“Gib mir die Frau.“, bedeutete Drizzt dem Dunkelelfen, wobei er
seine Arme nach oben hielt. Jarlaxle zog die Schwangere vorsichtig auf die Seite,
so dass der Waldläufer sie mit beiden Armen gut festhalten konnte. Jetzt
stieg auch er vom Pferd und fing sogleich die Beine der jungen Frau auf. Beide
schritten nun in Richtung Höhleneingang, während sie die Frau behutsam,
einer an den Beinen und der andere unter den Armen, hielten.
Nun sprang auch Artemis von seinem Pferd und band seins, und das seines Freundes,
ebenfalls an einen Ast. Er schaute weiterhin ungläubig der Prozedur zu
und schüttelte immer wieder dabei den Kopf. Was haben diese beiden Drow’s
jetzt vor, fragte er sich. Die Frau lag in den Wehen, das gab er ja zu, doch
wie sollten sie ihr helfen? Er selbst war nie bei einer Geburt dabei. Artemis
kam sich immer mehr fehl am Platz vor. Doch er folgte nun auch ohne Protest
in die Höhle.
“Steh nicht so untätig rum mein Freund!“, wandte sich Jarlaxle
gleich darauf mit ernster Miene zu Entreri, als dieser den Eingang betrat. “Hol’
Wasser, schnell!“, sprach der Drow bestimmend. Murrend schaute Artemis
seinem Freund in die Augen. Doch ohne ein weiteres Wort des Einwandes, nahm
er seinen Rucksack ab und war gleich darauf hinter den Büschen verschwunden.
Jetzt sprach Jarlaxle zu Drizzt, “Hol’ Holz! Wir brauchen Feuer.
Schnell, beeile dich!“, und schaute dabei besorgt zu der jungen Frau,
die vor ihm auf dem Boden lag. In den Augenwinkeln konnte er nur noch einen
Schatten erkennen, der ebenfalls hinter dem Buschwerk verschwand. Nun setzte
der Drow auch seinen Rucksack ab und wühlte aufgeregt herum, bis er fand,
was er suchte. Er zog zwei Wolldecken heraus. Eine faltete er zusammen und legte
sie behutsam unter den Kopf der Frau, während er die andere langsam unter
ihren Leib schob, um ihren geschwächten Körper vor der Kälte
des harten Höhlenbodens zu schützen. Danach ging er zu Artemis Rucksack
und zog dort ebenfalls zwei Decken hervor. Eine legte er nun über die Frau,
deren Körper zitterte. Dann, wie aus dem Nichts, hatte Jarlaxle ein kleines
Messer aus seinen Handgelenken gezaubert und fing an, die übrig gebliebene
Decke in kleine quadratische Stücke zu zerschneiden.
Kurze Augenblicke später kam Drizzt mit Brennholz unter beiden Armen zurück
in die Höhle. Geschickt entzündete er, so schnell er konnte, ein kleines
Feuer dicht am Höhlenrand. Als das Feuer brannte, kam Artemis zurück.
Über seinen Schultern trug er die drei prall gefüllten Wasserbeutel,
die sie erst am Morgen aufgefüllt hatten, und ließ sie auf den Boden
gleiten.
“Wir brauchen heißes Wasser. Los, beeilt euch mal!“, schnaubte
Jarlaxle sie an.
Die verdutzten Gefährten erschraken und liefen sichtlich nervös los.
Keiner der Beiden hatte jemals solch eine Situation in seinem Leben erfahren.
Drizzt prallte gegen die Schulter von Artemis. Entreri funkelte den Drow an,
entschied sich jedoch dann gleich darauf den Wasserbeutel zu holen. Drizzt suchte
stattdessen verzweifelt in seinem Rucksack nach seinem kleinen Wasserkessel.
Er hatte ihn doch noch heute morgen benutzt, wieso fand er ihn jetzt nicht?
Für ihn war das alles so ungewohnt und er fühlte sich immer nervöser.
Da ertastete er ihn auch schon, zog den Kessel hervor und rief freudig, „Ich
habe ihn!“.
„Gut, dann kocht endlich mal das Wasser!“, erklang erneut die bestimmende
Stimme von Jarlaxle. „Sie steht kurz vor der Geburt!“.
“Und bring mir kaltes Wasser mein Freund“, wies er kurz darauf Artemis
an. Entreri tat, was ihm befohlen wurde und stand nun direkt neben dem Dunkelelfen,
der neben der jungen Frau auf dem Boden saß und ihre Hand festhielt. Er
nahm ihm den Wasserbeutel aus den Händen und drängte ein kleines Leinentuch
mit kaltem Wasser, was er auf daraufhin, der jungen Frau kühlend auf die
Stirn legte.
Für den Meuchelmörder offenbarte sich eine Situation, die er weder
berechnen noch beherrschen konnte. Alles war ungewohnt und seltsam. Was taten
sie hier in dieser Höhle? Was sollte denn passieren, wenn diese Frau, die
vor ihm lag, wirklich ein Kind zur Welt brachte. Jarlaxle war der jenige der
Drei, der diese Angelegenheit wirklich im Griff hatte, oder zu mindestes den
Anschein erweckte, als würde er wissen was er tut. Neben ihm stand jetzt
sein meistgehasster Feind Drizzt Do’Urden und schaute ebenfalls tief in
Gedanken versunken auf das Bild, was sich vor ihnen abspielte.
Dann riss ein lauter Schrei Beide aus ihren Überlegungen.
Alles ging
sehr schnell. Die junge Frau schrie immer und immer wieder.
Artemis und Drizzt wurden sichtlich nervöser und schritten aufgeregt durch
die Höhle. Jedes Mal, wenn sich ihre Blicke trafen, funkelten sie sich
an. Doch die Hilflosigkeit stand auf ihren Gesichtern geschrieben. Jarlaxle
kümmerte sich jetzt alleine um die junge Frau, die in den Wehen lag. Es
schienen endlose Minuten des Wartens zu sein.
“Das Kind ist da!“, hörten die beiden Kämpfer den Drow
plötzlich rufen. Abrupt blieben sie stehen. Doch als sich dieses Mal ihre
Blicke trafen, stand die Erleichterung auf ihren Gesichtern. Drizzt drehte sich
um und schaute in das schmerzverzerrte Antlitz der jungen Frau vor ihm am Boden.
Er wollte ihr so gerne helfen, doch er wusste, dass sie dies alleine durch stehen
musste. So tat er das Einzige, was ihn selber eine innerliche Ruhe verschaffte
und kniete sich auf die andere Seite der Frau und hielt ihre Hand fest.
“Steh nicht wie angewurzelt in der Gegend, hilf uns!“, wies Jarlaxle
jetzt Artemis an, „Komm her!“.
Eh sich Entreri versah, zog ihn die Hand seines Freundes nach unten, so dass
er nun direkt vor der Frau kniete. Mit weit aufgerissen Augen starrte er hilflos
nach unten. Da lag es, ein kleiner Säugling, direkt vor seinen Knien.
“Schneid’ die Nabelschnur durch.“, vernahm er die Stimme von
Jarlaxle erneut, „Los mach schon!“. Doch Artemis konnte nicht verstehen,
was sein Freund von ihm wollte. Vor ihm lag ein Baby, ein kleines Wesen und
schrie. Wie konnte er nur in solch eine Situation geraten. Er gehörte in
den Kampf und nicht in diese Höhle.
“Nimm dein Dolch und schneide die Nabelschnur durch!“, bedeutete
ihn Jarlaxle nochmals an. Entreri hob seinen Kopf und konnte jetzt in die finster
blickenden Augen seines Freundes schauen. Er meinte seine Worte ernst. Eh sich
Artemis versah, zog er seinen Dolch und schnitt sauber die Nabelschnur durch.
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