Love changes Everything | By : Elbenstein Category: German > Books Views: 1498 -:- Recommendations : 0 -:- Currently Reading : 0 |
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Mittlerweile
waren die drei Freunde schon mehr als drei Monate in der kleinen Handelsstadt
Aniron. Ihr Aufenthalt war ein Glücksgriff, wie es Jarlaxle es stets in
den Gesprächen der Freunde nannte. Artemis musste ihm zustimmen. Sie hatten
es warm, was besonders für Diana wichtig war. Sie wurden geachtet, vor
allem Entreri, der in den Augen der Bewohner der allein erziehende Vater darstellte.
Doch Artemis Gedanken drehten sich, mehr als in seinem ganzen Leben zuvor, um
seine Vergangenheit. Wenn die Menschen wüssten, wer er einmal war, wäre
der Frieden schnell zu Ende gewesen. Und es war genau der Frieden von Artemis
Entreri, der den Mann immer mehr auf blühen ließ. Drizzt und Jarlaxle
konnten es jeden Tag deutlich erkennen. Ihr Freund fühlte sich an diesem
Ort sehr wohl und sein Gesichtsausdruck hatte nicht mehr die stahlharten Züge
von früher. Er kümmerte sich um das Kind und jeder, der in seiner
Nähe war, spürte ganz offensichtlich seine Liebe zu Diana. Artemis
Wandlung wunderte selbst seine Freunde. Die beiden Drows bekamen den Eindruck,
dass der ehemalige Meuchelmörder allmählich sein altes Leben hinter
sich ließ.
Und so wie Artemis das Kind liebte, war es Drizzt, dessen Gefühle Achterbahn
fuhren. Er achtete den Mann, der früher sein Erzfeind war. Bei jedem Blick,
in dem der Waldläufer in die grauen Augen von Entreri sah, spürte
er ein Kribbeln. Es war ein Gefühl, das seinen ganzen Körper durchfuhr
und jeden Tag stärker wurde. Er hätte alles getan, um diesen Mann
nur einmal berühren zu können. Seine Eifersucht, um die kleine Diana
war verschwunden. Drizzt hatte endlich eingesehen, dass Artemis so liebevoll
mit ihr umging, dass jeder Bewohner dachte, dass er der leibliche Vater wäre.
Der Waldläufer war nun der Onkel von Diana, was er selbst als äußerst
angenehm empfand. Die drei Freunden kamen in einer heftigen Diskussion über
ein, dass alle gemeinsam das Kind aufziehen wollten. Diana sollte Artemis als
ihren Vater kennen lernen, während Drizzt und Jarlaxle ihre Onkel waren.
So verging die Zeit wie im Flug, während Draußen bereits der erste
Schnee fiel. Der Monat des Nachtal im Jahre 1369 DR näherte sich bereits.
Die drei Freunde saßen, wie sooft schon davor, im Schankraum des Wirtshauses
und aßen gemütlich zu Abend. Tricia kochte für ihren Geschmack
sehr gut, gaben sie untereinander zu.
Tricia hatte Diana gerade auf ihren Armen und hielt das Baby fest an ihrer Brust.
Sie wusste nicht wieso, aber sie spürte, sobald das Kind ihr nahe war,
dann war es Artemis auch. Die junge Frau fühlte sich zu diesem Mann hingezogen,
trotz ihrer ständigen Auseinandersetzungen. Tricia mochte Männer,
die ihr widersprachen und zum Schluss feststellen mussten, das die junge Frau
meistens Recht hatte. So war es auch bei Artemis. Der Mann hatte eine dunkle
Vergangenheit, dass spürte Tricia jedes Mal, wenn ihr Blick die grauen
Augen des Mannes trafen. Doch gleichzeitig lag unendlicher Schmerz darin verborgen.
Sie fragte sich ständig, was es sein könnte. Bei ihren Grübeleien
kam die junge Frau stets zu dem Schluss, dass es wohl der schmerzliche Verlust
seiner Frau gewesen war. Dann stellte Tricia sich die Frau vor, wie sie wohl
gewesen sein könnte. War sie so wie sie selbst? Sie wünschte sich
nichts sehnlicher, als Artemis nahe sein zu können.
Artemis verbarg hinter seiner stahlharten Miene ebenfalls seine Gefühle
für diese junge Frau. Am Anfang fand er Tricia nur attraktiv und behielt
sich diesen Gedanken im Hinterkopf, aber irgendwas veränderte sich ihn
ihm. Ihre Bewegungen, ihre Gesten und Mimik zogen den Mann magisch an. Ihm gefielen
die knallharten Diskussionen mit Tricia, wobei sie stets als Siegerin hervor
ging. Nicht nur weil Jarlaxle und Drizzt ihr Recht gaben, sondern weil sie auf
ihren Behauptungen immer behaarte und damit richtig lag. Doch würde er
seine Gefühle nie zugeben wollen, das schwor er sich jeden Tag aufs Neue.
Manchmal erwischte er sich dabei, wie er Tricia aus den Augenwinkeln einfach
nur beobachtete. Artemis empfand dabei zum ersten Mal bei einer Frau das Gefühl,
sie berühren zu müssen. Ja, Entreri hatte schon einige Frauen gehabt,
doch kannte er nie eine wie Tricia. Es gab nur ein Vorfall, der ihn zu tiefst
bei der Fürsorglichkeit von Tricia erschütterte.
Vor gar nicht mal einem Monat, war Artemis gerade im Stall, um sich um ihre
Pferde zu kümmern. Entreri traute dem Stallburschen nicht, der faul auf
einigen Strohballen lag und schlief. Der Mann versorgte die Pferde, striegelte
sie und ging nach zwei Stunden zurück in den Schankraum ihres Winterquartiers.
Tricia kümmerte sich wie schon viele Wochen davor, tagsüber um das
Kind. Doch als Artemis eintrat, tat sich ein grausames Bild von seinen Augen
auf. Ein Mann hielt einen Bierkrug in der Hand und stand nach vorne gebeugt
vor dem Weidekorb, in dem Diana lag. Ein Quicken und Quengeln kam von dem Baby.
Doch von Tricia keine Spur. So schnell Entreri konnte, rannte auf den Betrunkenen
zu. Im gleichen Moment trat die junge Frau wie aus dem Nichts ebenfalls zu dem
Kind. Artemis rastete vor Wut aus. Er zog den betrunkenen Mann von Diana fort
und schlug ihm die Nase zu Bruch. Wüste Beschimpfungen warf Entreri ihm
zu und alle Gäste im Wirtshaus starrten mit offenen Mündern die Szene
an, ohne einzugreifen. Sie wollten jedem Streit aus dem Weg gehen und dem rasenden
Mann nicht zu nahe kommen, um keinen weiteren Faustschlag am eigenen Körper
spüren zu müssen. Tricia verteidigte sich mit den Worten, dass nichts
passiert sei. Doch mehr als zuvor, war Artemis nach diesem Vorfall, ein unergründbarer
Mensch, zu dem sich Tricia immer mehr angezogen fühlte. Für alle Anwesenden
stand zu diesem Zeitpunkt fest, dass Entreri seine Tochter abgöttisch liebte.
Für die junge Frau tat sich jedoch eine andere Frage auf. Er schien ein
Problem mit betrunkenen Menschen zu haben, was sich auch mit der Tatsache deckte,
dass er stets zwar Honigwein trank, doch nur so viel, um nicht dabei seine Besinnung
zu verlieren. Hatte dies mehr als nur mit Vaterliebe zu tun, fragte sich Tricia?
Sie überlegte, wie sie an diesen wortkargen Mann nur heran kommen konnte.
Nur eine
Woche später wurde das Leben Aller verändert. Es war der fünfzehnte
des Monats Nachtal, der Tag des Mondfestes. Auf Faerûn ein stiller Feiertag
der Besinnlichkeit, in Gedenken an die Toten und Gefallenen. Artemis und seine
Freunde wurden von Artor, dem Wirt des Gasthauses zu diesem Fest eingeladen.
Sie nahmen dankend an, es gab nur ein Problem. Während Drizzt davon gehört
hatte und Jarlaxle gar nichts über dieses Ereignis wusste, war es jetzt
Artemis, der fast den ganzen Tag in seinem Zimmer brütete, um sich an die
Gebräuche des Feiertages zu erinnern. Er selbst hatte es noch nie gefeiert.
Nur einmal, vor vielen Jahren, war er unfreiwilliger Zuschauer geworden. Entreri
hatte einen Glauben, doch nicht den Gleichen wie die Stadtbewohner oder die
Menschen im Nordland, er besaß seinen Eigenen, den Glauben an sich selbst
und seine Fähigkeiten. So dachte er angestrengt nach und rief sich, wie
sooft in letzter Zeit seine Vergangenheit in den Kopf.
Es war damals ein harmloser Auftrag. Artemis, gerade erst zwanzig Jahre alt
und bereits der gefürchtete Meuchelmörder von Calimhafen. Pascha Pook
übertrug ihm die Aufgabe, einen Familienvater für seinen Ungehorsam
zu beseitigen. Es geschah genau an diesem Feiertag. Zuerst wurde er Zeuge der
Zeremonie und war er erstaunt über den Frieden des Ganzen. Kerzen wurden
in Gedenken an die Verstorbenen angezündet und daraufhin ihr Name genannt,
damit diese es im Jenseits vernehmen konnten. Doch so lange lebte damals der
Mann nicht mehr und wie ein Schatten legte sich Entreri auf die Lauer, um seinen
Dolch in den Körper des Vaters fahren zu lassen.
Erschrocken um seine eigene Brutalität wurde Artemis aus seinen Gedanken
gerissen. Es schien ihm mit einem Mal so fremd und eigenartig. War er wirklich
nur eine kalte Hülle ohne Gefühle und Gewissen gewesen? Drizzt und
später auch Jarlaxle hatten ihm seine schwarze Seele gezeigt.
Ein Quengeln kam plötzlich von seiner Seite und Artemis drehte seinen Kopf
zu Diana um, die neben ihm in ihrem Weidekorb auf dem Bett lag. Er sah das kleine
Kind an. „Danke meine kleine Diana.“, sagte er zu dem Baby und nahm
es daraufhin in seine Arme. Wenn Carima und ihre Tochter nicht gewesen wären,
dann hätte er wohl nie erfahren, was innerer Frieden und Harmonie bedeutet.
Er war froh, das Kind an seine Brust zu drücken und ihre Liebe zu ihm zu
spüren, so sollte es für immer bleiben.
“Kommst du?“, hörte er jäh die Worte hinter sich. Es war
Drizzt der soeben in sein Zimmer kam und sprach. „Sie fangen gleich an.
Gib mir Diana“, sagte der Drow zu Entreri gewandt.
Artemis stand auf, legte das Kind zurück in den Weidekorb und reichte ihn
dann seinem Freund. Der Waldläufer erhaschte kurz noch einen Blick in die
grauen Augen des Mannes und ein Kribbeln durchfuhr sofort darauf seinen Körper.
Wie gern hätte er Artemis jetzt berührt.
Daraufhin gingen sie nach unten in den Schankraum. Sie waren die Letzten und
gingen schnell auf die kleine Gruppe in dem warmen Zimmer zu. Ein gemütliches
Feuer brannte und Draußen vor den Fenstern fiel der Schnee sanft auf den
Boden. Der Waldläufer gesellte sich zu Jarlaxle, der an einem kleinen Holztisch
direkt neben dem Kamin saß und setzte sich zu ihm. Beide schauten gespannt
und neugierig den Menschen zu, die sich einer nach dem anderen in Reihe an den
Fenstern aufstellten. Artemis, der als Letzter zu der kleinen Gruppe dazu kam,
wo bereits die Bediensteten und Tricia mit ihrem Vater warteten, schaute hilflos
über seine Schulter zu seinen beiden Freunden herüber. Jarlaxle lächelte
ihn verschmitzt an, da Entreri direkt neben der jungen Frau stand. Wieso ausgerechnet
neben ihr, fragte sich Artemis. Drizzt brachte nur ein gezwungenes Grinsen zum
Vorschein, da er von seinem Platz sehen konnte, dass Tricia wohl angenehm erfreut
darüber zu sein schien. Artor, der Wirt lief an jedem einzeln vorbei und
reichte dann jedem eine Kerze.
Nun war es soweit, Artor nahm seinen Platz ein und stand neben seiner Tochter.
Die Frau sah ihren Vater auf der linken und Artemis auf ihrer rechten Seite
an. Dabei wurde ihr warm ums Herz. Dann begann die Zeremonie und schneller als
ihm lieb war, kam die Reihe an Entreri. Er tat es seinen Vorgängern gleich,
in dem er aus den Augenwinkeln sie beobachtet hatte, nahm eine zweite Kerze
in die Hand, mit der er die erste anzündete, seine Augen schloss und einen
Namen sagte. Artemis war selbst überrascht welchen Namen er aussprach,
doch ihm fiel keine andere Person ein. Tricia jedoch war hin und her gerissen.
Der Mann nannte den Namen „Carima“ und sie dachte daran, dass so
seine Frau geheißen haben musste. Entreri dachte tatsächlich an Carima,
weil sie es war, die ihm Diana und somit den Weg in eine bessere Zukunft und
seinen inneren Frieden gebracht hatte. Dann spürte er etwas, es war eine
Hand, die soeben versuchte seine zu fassen. Erschrocken darüber, zuckte
er unweigerlich zusammen und nahm sie weg. Jetzt war es Tricia, die überrascht
war. Ihre Hand versuchte soeben die von Artemis zu berühren. Dann tat sie
es noch einmal und der Mann ließ es plötzlich zu.
Jarlaxle sah dem ganzen Geschehen mit seiner ruhigen und gelassenen Haltung
zu. Der Drow hatte das Ganze zwischen Tricia und Artemis schon lange vorher
beobachtet. Er wollte es zuerst auch nicht glauben, aber der Mann, sein Freund,
ließ diese zärtliche Berührung zu. Und nun sah er, dass Entreri
diesen Kontakt erwiderte. Sollte sein Freund es endlich geschafft haben, eine
Frau zu finden? Es war in früheren Jahren oft ein Streitpunkt zwischen
den Beiden gewesen, doch Artemis gab dem nie nach. Aber die letzten Monate,
hatten den Mann verändert, das Kind hatte ihn verändert. Innerlich
ärgerte sich der Drow nun, diese attraktive und schöne junge Frau
nicht selbst bekommen zu haben. Jedoch freute sich Jarlaxle für Entreri.
Daraufhin lächelte er und das Grinsen wurde allmählich immer breiter.
Beide, Tricia und Artemis hatte tiefe Blicke der Zuneigung ausgetauscht und
verließen sehr schnell, jedoch getrennt, das anschließende Abendmahl.
Drizzt hatte die gleiche Szene ebenfalls beobachtet, doch er freute sich nicht.
Es war ein Gefühl, als ob ihm die junge Frau direkt ins Gesicht geschlagen
hätte. Seine Schwäche wollte er den anderen, vor allem Artemis nicht
zeigen. Er versuchte stark zu sein und setzte während dem ganzen Essen
eine gekünstelte Miene auf. Nur Jarlaxle wusste von seinem Begehren und
der Liebe, die der Waldläufer dem Mann gegenüber hegte. So wunderte
es den ehemaligen Söldnerführer auch nicht, dass Drizzt zusammen mit
Diana gleich nach den frisch Verliebten verschwand, hinauf in sein Zimmer.
Drizzt lag
wach in seinem Bett. Er konnte nicht schlafen. Seine Gedanken kreisten ständig
um Artemis und Tricia. Der Mann hatte die Berührung der Frau zugelassen,
ja sogar erwidert. Ihre Blicke während dem Abendmahl. Ja, es war ihr ständiger
Augenkontakt, der jetzt den Waldläufer nicht mehr loslassen wollte. Beide
hatten sich ineinander verliebt. Es war so deutlich zu erkennen. Aber wieso
nur, fragte sich der Drow. Er wusste nicht was er denken, noch was er fühlen
sollte. Am liebsten hätte er aufgeschrieen und seiner ganzen Wut freien
Lauf gelassen. Und wenn er sich dann vorstellte, dass nur ein Zimmer weiter
wohl Artemis gerade mit Tricia zusammen war, hätte er noch mehr geschrieen.
Dann drehte sich Drizzt zur Seite und sah den Weidekorb. Er hatte jetzt die
kleine Diana. So stand er auf und schaute zu dem Baby, was gerade ruhig schlief.
Das Kind gab ihm wieder etwas Kraft zurück, denn es war der Grund, was
ihn von Artemis nie trennen würde. Niemals könnte die junge Frau den
Platz einnehmen, den der Drow innehatte. Mit diesem Gedanken legte er sich kurze
Zeit später wieder in sein Bett. Jetzt nahm er seine rechte Hand und griff
unter das Kopfkissen. Ja, da war es, so wie viele Nächte zuvor. Der Rest
von Artemis Hemd, den er sorgfältig in seinem Rucksack aufbewahrt hatte.
Er zog den Stoff hervor und umarmte ihn. Drizzt stellte sich den Mann vor, der
ihm dieses Hemd in seine Hände gab und wie es damals seine Gefühle
zu Entreri steigerte. Wieso war er es nicht, der Artemis berühren durfte,
ihn einfach nur lieben durfte? Bei diesem Gedanken lief langsam eine Träne
über seine Wange. Drizzt Do’Urden weinte und weinte die ganze Nacht
hindurch.
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