Love changes Everything | By : Elbenstein Category: German > Books Views: 1498 -:- Recommendations : 0 -:- Currently Reading : 0 |
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„Aniron“,
las Drizzt seinen beiden Freunden das Ortschild vor, „Wir sind da“.
Der Waldläufer zog sich bei seinen eigenen Worten den Umhang fest um seinen
Körper. Damit wollte er sich einmal vor dem kalten Wind schützen,
dem sie schon mehr als zwei Wochen ausgesetzt waren, und gleichzeitig die beiden
Krummsäbel vor neugierigen Blicken verbergen.
Vor vier Tagen passierten sie die Stadt Yartar und ritten fast fünfzig
Meilen nordöstlich auf der Handelsstraße weiter. Es war die gleiche
Straße, wo sie den Kaufmann Renn getroffen hatten und die auf der Route
zwischen Triboar und Silbrigmond lag. Seit diesem Zusammentreffen, begegneten
die drei Gefährten keinem Menschen mehr und der Ort vor ihnen, war die
erste bewohnte Siedlung seit Yartar.
Ein Quengeln war von Diana zu hören und erinnerte Artemis daran, dass sie
sich beeilen sollten. Am heutigen Tag hatte die Sonne kräftig ihre Wärme
abgegeben, doch dafür würde die Nacht kalt werden. An diesem Morgen
war der erste Raureif auf den Gräser, Sträucher und Blätter der
Bäume zu erkennen gewesen.
“Wieso zögern wir noch?“, fragte Entreri seine beiden Freunde.
Ein ängstlicher Unterton in seiner immer festen Stimme verriet Jarlaxle
und dem Waldläufer sehr viel. Denn auch sie hatten Angst. Wenn das Schauspiel,
wie bei dem Kaufmann Renn vor einigen Tagen nicht funktionieren würde,
wäre eine ganze Stadt gegen sie. Damit konnten nicht mal die drei Freunde
zusammen fertig werden und ihre schlimmste Befürchtung war, sie könnten
Diana dabei verlieren, falls sie hier vor ein Gericht gestellt wurden. Sie bauten
sich schon seit einigen Stunden mit einigem Wortgeplänkel selbst auf, dass
ja Drizzt Do’Urden bei ihnen wäre und Artemis seine Vaterrolle ernst
nahm.
“Dann auf in die Höhle des Löwen!“, antwortete Entreri
Jarlaxle und trieb sein Pferd voran. Der Waldläufer und der Drow sahen
sich ein letztes Mal an, nickten sich zu und ritten hinter dem Mann in die Stadt.
Jarlaxle hatte seinen breitkrempigen Hut tief ins Gesicht gezogen, seinen Umhang
wie Drizzt fest um seinen Körper gewunden und beobachtete neugierig die
Menschen auf den Straßen. Doch sie schienen kaum Notiz von den Reitern
zu nehmen. Vielleicht wegen der Tatsache, dass es eine kleine Handelsstadt war,
die an immer neue Reisende gewöhnt zu sein schien. Außerdem bot ihnen
die Dunkelheit des Abends Schutz, so wurde die Hautfarbe der beiden Drows nicht
auf den ersten Blick bemerkt. Drizzt hatte seine Kapuze des Umhanges über
den Kopf gezogen und verbarg somit seine langen weißen Haare. Nur Artemis
ritt offen durch die Straßen, mit dem kleinen Bündel vor seiner Brust.
Vor dem Wirtshaus „Taverne zum Tanz der Feen“, am Rand der Stadt,
hielt Entreri an.
“Wie wäre es mit diesem hier?“, kam daraufhin die Frage an
die beiden Freunde.
“Alles ist besser als nichts“, antwortete ihm Jarlaxle trocken.
Drizzt war in diesem Moment zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass
er überhaupt die Frage des Mannes gehört hätte. Dem Waldläufer
gefiel der Gedanke nicht, dass Artemis hier der Vater von Diana sein sollte.
Erst als er sah, dass seine beiden Freunde von ihren Pferden gestiegen waren,
wurde er aus seinen Überlegungen gerissen.
Nun standen sie zu Dritt vor einem alten, aber nicht heruntergekommenen Gebäude,
was teils aus Holz und teils aus Stein gebaut worden war. Aus den kleinen Fenstern
fiel Licht auf die Straße und ein Stimmengewirr drang an ihre Ohren.
“Scheint wohl gut besucht zu werden“, kam die Feststellung von Artemis,
der dabei einen leisen Seufzer ausstieß. Der Mann gestand sich damit ein,
dass er Angst um seine Freunde hatte. Ja, sagte Entreri zu sich selbst, er mochte
die beiden Dunkelelfen. Jarlaxle war seit mehr als fünf Jahren sein Freund.
Und so seltsam auch die ganze Angelegenheit war, er akzeptierte den Waldläufer
genauso, wie er sich gab. Kein Hass war mehr zwischen ihnen. Es war das kleine
Wesen, was er in den Armen fest vor sich hielt, dass diese Angelegenheit ein
für alle mal aus der Welt geschaffen hatte.
Artemis schaute nochmals kurz über seine Schultern und nickte den beiden
Freunden zu. Dann öffnete er die Tür und schritt erhobenen Hauptes
in den warmen Schankraum hinein. Der Mann ging geradewegs auf die große
Theke zu, die auf der anderen Seite zu erkennen war, direkt an vielen kleinen
und großen Tischen vorbei, an dem soeben noch sich die Gäste fröhlich
miteinander unterhielten. Ihm dicht auf den Fersen folgten Drizzt und Jarlaxle.
In ihren Augenwinkeln konnte beide Drows erkennen, wie einige nach ihren Waffen
suchten und andere bereits versteckt die Waffen kampfbereit umklammert hielten.
“Guter Herr, bestünde die Möglichkeit, dass ich hier mit meiner
Tochter und meinen beiden Freunden Zimmer für die Nacht bekommen könnte?“,
sprach Artemis den Wirt mit fester Stimme an, als er vor der Theke stand. Doch
der Gastwirt starrte nur mit großen Augen an ihm vorbei, herüber
zu den Dunkelelfen.
“D r o w s!“, stotterte der Mann.
Entreri räusperte sich, um die Aufmerksam wieder auf sich zu lenken und
antwortete, „Entschuldigt, guter Herr. Ich vergesse stets meine beiden
Begleiter vorzustellen“. Dabei drehte er sich so, dass er mit seinem rechten
Arm nun auf den Waldläufer zeigen konnte und sprach weiter, „Darf
ich ihnen vorstellen, dass hier ist Drizzt Do’Urden, der Held aus Zehn-Städte,
der Beschützer von Mitrhil-Halle“.
Bei diesen Worten zog Drizzt seine Kapuze herunter, so dass sein langes weißes
Haar und somit auch sein Gesicht zum Vorschein kamen. Dann machte er eine Verbeugung
zu dem Wirt. Nach einem kurzen Augenblick der Stille, räusperte sich Artemis
erneut und sprach daraufhin weiter, „Und dies hier ist sein Freund Jarlaxle“.
Er zeigte sodann mit seiner Hand auf den Drow hinter dem Waldläufer. „Ich
bin in Begleitung dieser zwei tapferen Krieger, die mich und meine Tochter auf
meinem langen und schwierigen Reise nach Silbrigmond beschützen“.
Und wie auf Kommando ließ Diana ein Quengeln von sich hören und streckte
eines ihrer kleinen Ärmchen aus der Mulde.
Die unheimliche Stille, die sich in diesem Raum bei ihrer Ankunft ausgebreitet
hatte, wurde gespenstisch. Nichts, bis auf das Quicken des Babys war zu hören.
Doch vor den drei Gefährten schien der Wirt, sein angespanntes Gesicht
in ein Lächeln überzugehen. Ob es nun Diana zu verdanken war oder
ob Entreri überzeugend genug gesprochen hatte, konnte später niemand
mehr sagen. Der Mann antwortete überraschend in einem freudigen Ton.
„Drizzt Do’Urden! Wer kennt ihn nicht. Er entspricht den Beschreibungen
meines Cousins. Er wohnt in Bryn Shander. Von ihm habe ich jede Kleinigkeit
der berühmten Schlacht um das Eiswindtal erfahren. Sie sehen genauso aus,
wie in den Erzählungen von Muar und jetzt stehe ich dem leibhaften Held
gegenüber. Ich fühle mich zutiefst geehrt“. Daraufhin war es
der Wirt, der sich vor dem Waldläufer verbeugte.
Nun löste sich auch die innere Anspannung von Jarlaxle, der jedoch die
ganze Zeit relativ zuversichtlich war. Ihm gefiel die Vorstellung seines Freundes.
Und Drizzt, dessen Name nicht nur in Menzoberranzan sondern auch auf der Oberfläche
bekannt war, schien sich immer mehr als Glücksfall zu erweisen. So sprach
der Drow, „Was für ein Glück“.
Erst als der Wirt mit den Worten „Auch euch grüße ich, Freund
des bekannten Drizzt Do’Urden“, antwortete, bemerkte Jarlaxle, dass
er laut gedacht hatte. Wenn der Mann nur wüsste, wen er da soeben herzlich
begrüßte, dachte der gewiefte Dunkelelf und ein breites Grinsen erschien
auf seinem Gesicht. Der Schankwirt verstand natürlich diese Geste anders,
als sie gemeint war. Doch Artemis deutete sie richtig und fiel in das gleiche
verschmitzte Lächeln mit ein.
Es sprach
sich wie ein Lauffeuer in der ganzen Stadt Aniron herum, dass Drizzt Do’Urden
hier weilte. Der Waldläufer musste immer wieder die Geschichten um die
Schlacht bei Mithril-Halle und von Zehn-Städte erzählen. Viele neugierige
Menschen kannten hier und da bruchstückhafte Berichte darüber. Aber
jetzt war jemand in ihre Stadt gekommen, der selbst dabei gewesen war.
Während Drizzt an einem Tisch im Wirthaus „Taverne zum Tanz der Feen“
saß und vielen Bewohner gerade erzählte, wie er mit seinen Freunden
damals in der Zwergenfeste kämpfte, machten es sich dagegen Artemis und
Jarlaxle an einem kleinen Tisch in der Nähe des Kamins gemütlich.
Beide Freunde saßen auf einer Bank direkt an der Wand. Diana lag in einem
Weidekorb, der mit einer weichen Wolldecke ausgelegt wurde und zusätzlich
eine weitere Decke, womit das Baby zugedeckt war. Das Kind schlief. Es waren
beides Geschenke zweier Frauen, die vor einer Woche bei ihrer Ankunft in diesem
Wirtshaus gesessen hatten, als Artemis seine tragische Geschichte über
den Tod seiner Frau und die Reise nach Silbrigmond erzählte. Und jeder
glaubte ihm. Den Einzigen, den die Bewohner stets mit einem skeptischen Blick
begutachteten, war Jarlaxle. Sein Äußeres missfiel ihnen. Doch daran
störte sich der Drow nie. Vor ihnen standen zwei Becher, jeweils gefüllt
mit Honigwein.
Die drei Freunde brauchten sich endlich keine weiteren Sorgen um den Winter
zu machen. Mit dem Wirt, sein Name war Artor, trafen sie die Vereinbarung, für
den Preis von zweihundert Goldstücken, drei Zimmer im ersten Stockwerk
bewohnen zu können. Ihre Versorgung wurde durch Drizzt’s Anwesenheit
so bequem wie möglich gemacht. Sie konnten soviel Essen und Trinken, wie
sie wollten und für die kleine Diana wurde auch gesorgt.
Jarlaxle
beobachtete gerade wieder die attraktive junge Frau, die soeben aus der kleinen
angrenzenden Küche, hinter die Theke getreten war. Ihr Name lautete Tricia.
Mit langen schwarzen Haaren, die ihr wallend über die Schultern fielen,
ihren tiefgrünen Augen und dem schlanken Körperbau, war der Drow nicht
ganz uninteressiert an ihr. Sie war die Tochter des Wirtes Artor, wie sich herausstellte.
Artemis sah ebenfalls zu der jungen Frau, die soeben beschäftig war, zwei
neue Becher mit Honigwein zu füllen. Als Artemis Tricia zum ersten Mal
gesehen hatte, fand er sie, wie sein Freund ebenfalls attraktiv. Doch gleich
an ihrem ersten Abend in dem Wirtshaus, geriet der Mann in eine heftige Diskussion
mit ihr. Ein Wort gab das andere und Jarlaxle war dabei sehr amüsiert darüber.
Genau die Art Frau, die sein Freund gebrauchen könnte. In ihrer eigentlichen
Auseinadersetzung ging es nur um ein Thema. Tricia hatte angeboten, Artemis
bei der Versorgung des Babys zu helfen. Doch Entreri war schon immer ein sturer
Mann und wollte nicht, dass Diana in fremde Hände gegeben werden sollte.
Er hatte stets ein wachsames Auge auf den Weidekorb neben sich. Drizzt und Jarlaxle
konnten nach stundenlangen Gesprächen, den Mann endlich dazu bringen, dass
die Frau bei der Versorgung des Säuglings nützlich wäre. Das
Argument, Tricia wüsste weit aus mehr über Kinder als einer der drei
Freunde, durchbrach dann endlich die Sturheit von Artemis. Seine beiden Freunde
waren ebenfalls sehr bekümmert, doch niemand von ihnen hatte jemals ein
Kind großgezogen, und Diana würde ja, trotz der Fürsorglichkeit
von Tricia, unter ihrem Schutz stehen.
“Achtung, sie kommt“, flüsterte gerade Jarlaxle seinem Freund
zu und ließ ein Grinsen auf seinem Gesicht aufblitzen. „Sie wird
dich wieder fragen, also sage jetzt endlich ja“.
Der Drow vernahm ein Grummeln neben sich und sein Lächeln wurde noch breiter.
“Hier bitte!“, erklang die Stimme der jungen Frau, die soeben an
den Tisch der zwei Freunde getreten war und ihnen zwei neue Becher Honigwein
hinstellte. Wobei sie bei dem Becher von Artemis zögerte und ihn mit einem
scharfen Blick bedachte.
Tricia sah diesen Mann vor sich mit zwei verschiedenen paar Augen. Auf der einen
Seite war er sehr attraktiv, wie sie es sich selbst eingestehen musste. In seinen
grauen Augen lag etwas Geheimnisvolles, was sie anzog. Dann gab es seine Fürsorglichkeit
für seine Tochter, er liebte sie abgöttisch, was nicht zu übersehen
war. Doch auf der anderen Seite war dieser Mann, den seine Freunde Artemis nannten,
die verkörperte Sturheit in Person. Sie hatte ihm angeboten, sich um das
Baby zu kümmern. Sie wollte es nicht nur, weil sie ihm helfen wollte, sondern
auch, weil sie das Kind sofort beim ersten Augenkontakt ins Herz geschlossen
hatte. Tricia fragte sich immer wieder, was der Mann wohl alles durchmachen
musste, bis er vor einer Woche aus heiterem Himmel ins Wirtshaus ihres Vaters
kam. Sein gepflegtes Äußeres, die grauen Augen, seine schulterlangen
schwarzen Haare, sein muskulöser Körper und das bartloses Gesicht
hatten es ihr angetan. Doch jetzt funkelten ihre grünen Augen und sie starrte
Entreri an, der ruhig und ohne eine Regung vor ihr saß.
“Haben sie es sich überlegt?“, fragte Tricia jetzt Artemis
mit forscher Stimme. Doch der Mann rührte sich nicht und machte auch keine
Anstalten zu antworten.
“Haben sie es sich überlegt?“, kam erneut die Frage von der
Frau an Entreri.
Er wollte seine Freunde nicht enttäuschen, auch wenn er sich innerlich
nicht mit dem Gedanken abfinden konnte, Diana aus den Augen zu lassen. Die Erinnerung
an die Nacht vor drei Wochen, als er sich in Gedanken als kleiner Junge in Calimhafen
wieder fand, ließ Artemis nicht mehr los. Dann spürte er, dass Jarlaxle’s
Blick ebenfalls wie der der Frau auf ihn hafteten. Er machte einen tiefen Seufzer
und sah dann Tricia direkt in die Augen.
“Ja, sie dürfen Diana versorgen“, knurrte Artemis ihr einfach
nur entgegen.
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