Love changes Everything | By : Elbenstein Category: German > Books Views: 1498 -:- Recommendations : 0 -:- Currently Reading : 0 |
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Ihr Ritt
durch den südlichen Teil des Nordlandes verlief seit ihrer Übereinkunft,
sich gemeinsam um das kleine Kind zu kümmern, ohne Zwischenfälle.
Diana zu liebe, trafen sie die Entscheidung nicht mehr nachts zu reisen. So
ritten die Gefährten nun am Tag und schlugen bei Einbruch der Dunkelheit
ein neues Lager auf.
Allen Protesten zum Trotz, die Jarlaxle einbrachte, beschlossen Artemis und
Drizzt, ein Feuer während der Nacht brennen zu lassen. So schürten
sie es stets vor dem Schlafen nochmals, damit es sie in den kälter werdenden
Nächten vor ungebetenen Gästen schützen, aber sie auch gleichzeitig
wärmen sollte. In eine immer wieder kehrende Diskussion warf Drizzt ein,
wenn sie alle Drei nicht mit Angreifern oder wilden Tieren fertig werden würden,
wer denn dann. Artemis brach dabei immerzu in herzliches Lachen aus. Drizzt
ging das Herz auf, wenn er den Mann aus tiefsten Herzen lachen hörte. Es
war so ehrlich, wie er es noch nie bei diesem Menschen kennen gelernt hatte.
Außerdem hielt Jarlaxle sein Versprechen und erzählte Entreri nichts
von der Begebenheit, die sich nun vor mehr als zwei Monaten am Wasserfall ereignete.
Der Waldläufer fühlte sich jedoch weiterhin von diesem Mann angezogen.
Öfters wurde Drizzt von Situationen überrascht, wo er bereits dachte,
denn Verstand zu verlieren, weil er nichts mehr begehrte, als diesen Körper
nur einmal anfassen zu können. Doch leider wusste der Drow es vielleicht
besser als andere, dass dieser Körper unantastbar war. Artemis ließ
sich von keinem Menschen jemals einfach nur berühren. Jedoch hatte der
Mann sich verändert, er war nicht mehr der kaltherzige Mensch von früher.
Entreri hatte endlich Freunde gefunden, zu denen Jarlaxle und auch er selbst
gehörte. Dies war so ungewöhnlich, dass Drizzt öfters verstohlen
lächeln musste.
Die drei Gefährten ritten gerade, auf einer wenig benutzten Handelsstraße,
in der Nähe von Tiefwasser nach Norden. Von weitem erkannte Artemis einen
kleinen Punkt, der bei jedem Hufschlag seines Pferdes größer wurde.
Er trug an diesem Tag die kleine Diana vor sich in der kleinen Mulde an seiner
Brust. Sie ließ immer wieder kleine Laute von sich hören und das
Quicken erinnerte den Mann stets an seine Wachsamkeit.
“Seht ihr das auch?“, kam die Frage von Entreri an die beiden Freunde
gewandt.
“Was soll ich sehen?“, antworteten Jarlaxle und Drizzt gleichzeitig.
Beide hatten mit der Sonne und dem grellen Licht zu kämpfen. Auch wenn
der Waldläufer schon mehr als drei Jahrzehnte auf der Oberfläche verbrachte,
brannte das Sonnenlicht immer noch in den lavendelfarbenen Augen des Dunkelelfen.
Jarlaxle erging es noch schlimmer. Dieser Drow war mehr als Drizzt, die Dunkelheit
des Unterreiches und Menzoberranzans gewöhnt, so dass er tagsüber
stets seinen breitkrempigen Hut tief ins Gesicht geschoben hatte und sich eher
von seinem Pferd führen ließ, anstatt dass er es lenkte. Aber sein
langjähriger Aufenthalt an der Oberfläche gewöhnte ihn täglich
mehr ans Tageslicht. Doch wie bei dem Waldläufer führte direkte Sonneneinstrahlung
zu einer Art Blindheit.
“Es ist Etwas, was sich auf uns langsam zu bewegt“, sagte Artemis
nun, als er sich wieder an die eigentliche Herkunft seiner beiden Begleiter
erinnerte.
“Dann lasst uns von der Straße verschwinden“, hörte der
Mann jetzt Drizzt sprechen, „Wir haben Diana dabei. Wir sollten Ärger
aus dem Weg gehen“. Der besorgte Unterton in seiner Stimme entging Jarlaxle
und Entreri dabei nicht.
“Wir sind in der Nähe von Tiefwasser. Ich denke, dass es eine Handelskarawane
ist. Und mit dir an unserer Seite dürfte uns doch nichts passieren“,
antwortet Artemis dem Waldläufer und schaute ihm dabei tief in die Augen.
“Was soll jetzt diese Anspielung?“, fragte der Drow ärgerlich.
“Das war keine Anspielung, das ist eine Tatsache. Oder bist du nicht der
Held aus der Schlacht von Zehn-Städte und ehemaliger Beschützer von
Mithril-Halle?“, kam die sarkastische Antwort von Entreri.
Erst jetzt verstand der Waldläufer die Stichelei von Artemis. Und während
er noch darüber nachdachte, welche seltsame Erscheinung die Drei, zusammen
mit einem kleinen Säugling abgaben, hörte er den Mann noch hinzufügen,
„Es wäre schlecht, wenn ich mich als der berüchtigtste und gefürchtete
Meuchelmörder Artemis Entreri vorstellen würde. Obwohl ich hoffe,
dass mein Name hier keinen hohen Bekanntschaftsgrad errungen hat“.
Während er diese Worte sprach, trat ein Grinsen auf Entreri’s Gesicht.
Aber es war Jarlaxle der erkannte, dass es ein gezwungenes Lächeln war.
Jetzt schämte sich Drizzt, weil Artemis Recht hatte. Der Waldläufer
konnte mit erhobenem Haupt durch das Nordland, sogar durch die Stadt Nesme schreiten,
ohne sich jemals wieder verstecken zu müssen. Doch er wollte nicht an die
damaligen Begebenheiten denken. Nicht mehr an die Geschehnisse, die es dem Drow
ermöglichten, sich frei und ungezwungen in diesen Breitengraten zu bewegen.
Als er jetzt wieder in die grauen Augen des Mannes blickte, konnte Drizzt ihm
nur ein Nicken entgegen bringen.
Kurze Zeit später erkannten die drei Gefährten, dass es sich wirklich
um eine Handelskarawane handelte. Vor ihnen stand ein Planwagen, auf dem jetzt
vier Menschen zu sehen waren. Ein kleiner Wagen, der lieblos mit einer weißen
Plane abgedeckt wurde, war durch eine starke Eisenkette am ersten Wagen miteinander
verbunden. Vier starke Pferde zogen dieses seltsam wirkende Gespann. Ein kleiner,
rundlich wirkender älterer Mann, mit grauen Haaren und einem Vollbart riss
entsetzt die Augen auf. Seine drei Begleiter, von stämmiger Statur, schauten
nun über seine Schultern aus dem Inneren des Wagens heraus und hielten
kleine Kurzschwerter in den Händen. Vor sich sahen sie Drows. So schnell
er konnte, griff der ältere Mann nun unter seinen langen, aus verschiedenen
Farben und Stoffen zusammen genähten weiten Mantel, und suchte mit zitternden
Händen nach etwas. Jarlaxle, Drizzt und Artemis wussten, dass er eine Waffe
suchte, als er auch schon einen kleinen Dolch in der Hand hielt. Während
er oben auf seinem Wagen saß, stotterte der Mann den drei Gefährten
entgegen, „Was wollt Ihr von uns ?“, und fuchtelte wild mit dem
Dolch vor seinem Gesicht herum.
“Guter Herr!“, hörten nun die beiden Drows die ruhige Stimme
von Artemis und fragten sich, was ihr Freund wohl vorhaben würde. „Bitte
beruhigt euch doch. Wir wollen nichts böses, sondern sind nur einfache
Reisende auf den Weg nach Silbrigmond“.
Dann stoppte er plötzlich und schien nach den richtigen Worten zu suchen.
„Ich bin in Begleitung von Drizzt Do’Urden, des Helden von Zehn-Städte
und der Beschützer von Mithril-Halle. Dem Krieger gegen das Böse aus
dem Eiswindtal“, sprach Entreri in ruhigem Ton weiter. Seine Freunde hatten
allerdings die größte Not, nicht laut los zu prusten. Artemis klang
bei seinen Worten so selbstsicher wie noch nie in seinem Leben zuvor. Er spielte
eine Rolle, die er bei jedem weiteren Satz perfektionierte und dabei mit einer
Hand jetzt direkt auf den Waldläufer zeigte. Dann wanderte sie hinüber
zu Jarlaxle und Entreri sprach weiter, „Und dies ist sein Bester Freund.
Der Widersacher der bösen Mächte auf ganz Faerûn. Ich fühle
mich seit meinem tragischen Schicksalsschlag mehr in sicheren Händen, als
jemals in meinem Leben davor. Nun bin alleine mit meiner kleinen Tochter, als
ihre Mutter bei der Geburt starb“, sprudelten die Worte aus Artemis Mund.
Jarlaxle und Drizzt schauten sich verdutzt an und ein breites Grinsen erschien
auf ihren Gesichtern. „Werte Herren, wir wollen euch nichts antun, so
verschonen sie bitte auch unser Leben und vor allem das Leben meiner Tochter“,
erzählte Artemis mit theatralischer Stimme weiter.
Bei dem Wort Tochter spürte er ein seltsames Gefühl in seiner Magengegend.
Ihm gefiel dieses Wort und dabei hielt er mit der linken Hand das Bündel
vor seiner Brust noch fester, mit der rechten Hand versteckte er den Knauf des
Schwertes. Denn wenn diese Männer ihre Waffen erkennen würden, dann
wäre sein ganzer Auftritt vergebens gewesen. Er verspürte nicht den
Drang, diese einsamen Händler zu töten, er dachte eher an einen Handel.
Ihm gefiel seine Rolle und so sprach er rasch weiter.
Jarlaxle und Drizzt verstanden Artemis Geste sofort, die sie in ihren Augenwinkeln
beobachteten, sehr genau. Entreri versuchte seine eigenen Waffen zu verstecken,
um den Eindruck der kleinen Gruppe glaubhafter zu machen. So zogen die zwei
Drows ihre Umhänge über ihre Waffen und hörten ihrem Freund amüsiert
zu. Artemis erweckte den Eindruck, als wäre er in seiner Rolle gerade erst
aufgegangen.
“Wäre der berühmte Drizzt Do’Urden und sein bester Freund
nicht gewesen, wer hätte mich aus meiner misslichen Lage dann herausgeholt?
Niemand sage ich euch, meine werte Herren. Sie beschützen mich und meine
Tochter auf meiner weiten beschwerlichen Reise nach Silbrigmond. Ohne sie wäre
ich wohl verloren gewesen. Bestünde deshalb die Möglichkeit, bei euch
Waren einzukaufen, die wir dringend benötigen?“, hörte die vier
Männer Entreri vor sich sagen.
Den alten, abgestumpften Dolch wedelte der Kaufmann eben noch wild vor seinem
Gesicht. Aber die Worte beeindruckten ihn und seine Gefährten sehr. Ja,
der alte Mann hatte von Drizzt Do’Urden gehört, wer hier in diesen
Gegenden nicht. Seine Taten waren weit verbreitet und jetzt sollte er wirklich
diesem berühmten Drow gegenüber stehen. Die Vorstellung des Mannes,
der soeben aus voller Überzeugung zu dem Händler gesprochen hatte,
tat ihre Wirkung. Jetzt ließ er die Waffe sinken, wobei nun auch seine
Begleiter ihre Kurzschwerter in ihre Scheiden gleiten ließen und schauten
neugierig den Waldläufer an, der sie herzlich anlächelte. Dann schweiften
ihre Blicke zu dem anderen Dunkelelfen. Dieser sah jedoch seltsam aus, mit einer
Augenklappe, die er auf dem rechten Auge trug und einem breitkrempigen Hut,
der mit einer langen Feder geschmückt war. Er trug viele Ringe an den Fingern,
hatte einen schillernden Umhang über seine Schulter geworfen und eine Weste
trat darunter zum Vorschein. Diese zeigte kräftige und durchtrainierte
Bauchmuskeln. Danach fiel der Blick des Händlers zurück zu Artemis,
der ruhig und voller Erwartung im Sattel auf seinem Pferd saß. Er war
komplett in schwarzem Leder gekleidet und sein ebenfalls schwarzer Umhang war
um seinen Oberkörper gebunden, in dem ein kleines Kind lag. An seinem Sattel
war ein langes Seil befestigt. Und als seine Augen diesem folgten, erkannte
er eine Ziege, die gerade dabei war, Gras zu fressen. Im gleichen Augenblick,
als er das Tier begutachtete, hörte er ein leises Quicken des Baby’s,
was der Mann vor sich liebevoll an seiner Brust hielt. Der alte Kaufmann hatte
das Gefühl, dass ihm hier keine Gefahr drohte und ein Lächeln blitzte
über sein Gesicht.
“Entschuldigt bitte. Mein Name ist Renn. Ich bin ein Händler aus
der kleinen Handelsstadt Aniron. Ich bin ebenfalls auf einer beschwerlichen
und langen Reise bis nach Tiefenwasser“, sprach nun der ältere Mann
zu den drei Gefährten. „Ich reise nur mit meinen drei Söhnen
und muss stets auf der Hut sein. Ich entschuldige mich auch bei Drizzt Do’Urden
und bin froh, diesen berühmten Dunkelelfen hier in dieser Gegend zu treffen.
Wann passiert es einem Menschen schon, so einem Helden zu begegnen“.
Darauf hin verbeugte sich Renn tief vor dem Waldläufer. Die Freunde lächelten
zufrieden. Als Artemis seinen Kopf Drizzt zuwandte, nickte ihm dieser anerkennend
zu. Der Drow war angenehm überrascht über die Gewandtheit des Mannes
und wie er sich so gekonnt ausdrücken konnte. Solche Worte aus dem Mund
seines früheren Gegners zu hören, erstaunte Drizzt zutiefst. Nie hätte
er vermutet, dass Entreri zu so einer Rede fähig gewesen wäre. Er
kannte nur die immer stets hasserfüllten Sticheleien und deren verborgenen
Sarkasmus. Und in der Zeit, die sie nun mehr als zwei Monate zusammen verbrachten,
war Artemis sehr still und schien in sich gekehrt zu sein. Der Mann war ein
faszinierendes Wesen, was Drizzt immer mehr anzog. Und jetzt, wo Entreri sie
aus dieser brenzligen Situation rettete, die auch tödlich für den
Kaufmann und seine Söhnen gewesen wäre, sah er nun erst Recht nicht
mehr den hasserfüllten Gegner von damals.
“Ich grüße euch Herr Renn“, antwortete Drizzt dem Händler
und verbeugte sich ebenfalls. Jarlaxle tat es ihm gleich und dachte, welche
verborgenen Talente sich doch in seinem Freund versteckten, und musste innerlich
lachen. Und ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht.
Als jetzt
die Abenddämmerung einsetzte, beschlossen die drei Gefährten, an Ort
und Stelle ihr Nachtlager aufzuschlagen. Vor gar nicht mehr als vier Stunden
hatten sie den Händler verabschiedet, der ihnen sogar noch Vorräte
schenkte.
Dieses erste Treffen mit Menschen verlief ganz nach dem Geschmack von Jarlaxle,
Drizzt und Artemis. Während nun Entreri endlich wieder ein Hemd besaß
und sie von Renn Wolldecken abgekauft hatten, schien die Gruppe völlig
zu Frieden mit sich. Drizzt war für die Jagd zuständig, Artemis kümmerte
sich um Diana und Jarlaxle brachte soeben ein Feuer zum brennen.
Später saßen sie zusammen um das kleine Lagerfeuer. Genussvoll schlugen
sie sich ihre Bäuche mit Fleisch, frischem Brot und Früchten voll.
Das kleine Bündel mit dem Baby lag friedlich neben Artemis.
“Die Vaterrolle steht dir ganz gut, mein Freund!“, erklang die beschwingte
Stimme von Jarlaxle. Darauf brachen sie in Gelächter aus. Doch nur Drizzt
erkämpfte sich dieses Lachen, als dass es wirklich ehrlich gewesen wäre.
Er war genauso Vater wie Entreri und kümmerte sich genauso um die kleine
Diana. Der Waldläufer war erneut eifersüchtig. Auch wenn er zugeben
musste, dass sie beim nächsten Treffen mit Menschen nur eine einzige Chance
hatten, Diana als Artemis Tochter auszugeben. Dieser Gedanke schmerzte den Drow
mehr, als er jemals gegenüber seinen neu gewonnen Freunden zugeben würde.
In dieser
Nacht legten sie sich erst spät zum Schlafen nieder. Sie schürten
nochmals das Feuer, damit es ihnen in den kälter werdenden Nächten,
vor ungebetenen Gästen schützen, aber sie auch gleichzeitig wärmen
sollte. Im Nordland war es wohl bekannt, dass der Sommer hier nur kurz andauerte
und der Herbst schnell in den Winter überging. Es ging jetzt schon bereits
in den neunten Monat Eleint und lange könnten sie mit dem Kind nicht mehr
in der freien Natur übernachten. Bereits ein paar Tage zuvor, brach eine
heftige Diskussion darüber aus, wo sie den Winter verbringen sollten. Nach
der Begebenheit vom heutigen Tag, waren sich die drei Freunde einig, sich einen
kleinen ruhigen Ort zu suchen, wo man davon ausgehen konnte, dass Drizzt dort
bekannt genug war, um sich dann ein Zimmer mieten zu können. Die Tatsache,
dass sie bei Renn mit der Geschichte über Artemis angebliche tote Frau
und dem Kind gut ankamen, wollten sie nun, auf der Straße in Richtung
Silbrigmond, ihr Glück versuchen.
In dieser Nacht war Artemis an der Reihe, die kleine Diana vor der kalten Luft
zu schützen. So hielt er das Bündel mit dem Baby fest vor sich auf
seiner Brust. Mit einer Wolldecke eingehüllt, versuchte Entreri dabei,
soviel Körperwärme an das Kind abzugeben, in dem er zusätzlich
seine Jacke geöffnete hatte und es als weiteren Schutz, um den kleinen
Körper schlang. Er lag auf den Rücken und sah direkt in die funkelnden
Sterne am Nachthimmel. Artemis war müde, doch das Ereignis des Tages ging
nicht spurlos nicht an dem Mann vorbei. Seine Gedanken hangen seiner eigenen
Vergangenheit nach. Er hatte plötzlich eine Tochter, so wie er ein Sohn
war. Doch bei diesem Gedanken fing Entreri seine Muskeln an zu verkrampfen.
Artemis
sah nicht mehr die Sterne über sich, sondern ein kleines Zimmer. Ein schäbiges
kleines Zimmer. Ein kleiner Junge, nicht älter als neun Jahre, saß
verängstigt auf dem Boden in einer Ecke. Sein Blick fiel auf einen nackten
Mann, der bäuchlings auf dem einzigen Bett im Raum, direkt vor ihm lag
und schnarchte. Der Mann hatte wieder getrunken und schlief nun seinen Rausch
aus. Der Junge dachte, wie sooft in vielen Nächten davor, an eine Flucht.
Ein Entkommen aus dieser schäbigen Behausung. Es gab einen kleinen Holztisch,
eine Kochstelle mit einem alten Ofen, in dem das Feuer jeden Moment drohte auszugehen.
Daneben die einzige Tür, die durch einen Vorhang die Außenwelt abschirmte.
Durch kleine Löcher im Stoff zog kältere Luft hinein, die den Gestank
ein wenig erträglicher machte. Der kleine schwarzhaarige Junge mit den
grauen Augen zitterte und hielt sich dabei sein rechtes Handgelenk. Es war angeschwollen
und von Blutergüssen überzogen. Der Mann, es war sein eigener Vater,
hatte ihn mal wieder ohne Grund geschlagen. Je mehr er seinen Vater betrachtete,
desto größer wurde die Wut, die ihn jetzt so packte, dass der Junge
aufstand, sich seine Kleider anzog und ohne einen weiteren Blick zurück
zu werfen, durch den Vorhang trat. Jetzt stand er auf der staubigen Straße
und ging geradewegs auf die Stadtgrenze zu. Ja, der Junge hatte endlich seinen
Mut gefunden, diesen Ort zu verlassen. Was sollte ihm schon draußen in
der weiten Welt passieren, wenn er hier seit seiner Geburt bereits in der Hölle
wohnte. So denkend, stand der kleine Junge nun vor einem Schild. Doch lesen
konnte er es nicht, denn er hatte es nie gelernt. Er wusste aber dennoch, dass
es das Ortschild der Stadt Memnon war. So verließ er schnurstracks die
staubige und schäbige Stadt. Keine Viertelstunde später tauchten erneut
zwei Schilder vor dem kleinen Jungen auf. Sie wiesen jeweils in die entgegen
gesetzten Richtungen, eins nach Norden, das andere in den Süden. Der kleine
Junge entschied sich für Süden, nach Calimhafen, obwohl er es zu diesem
Zeitpunkt nicht wusste. Nun ging er nicht mehr, sondern rannte, er rannte von
seinem früheren Leben davon, in eine ungewisse Zukunft. Als der Junge außer
Atem war blieb er stehen und schaute über seine Schulter. Er konnte nur
weit in der Ferne die kleinen Lichter seiner eigenen Hölle erkennen.
Am nächsten Tag traf er in der staubigen Steppe eine Karawane. Ein älterer
Mann, seinem eigenen Vater gar nicht so unähnlich, sprach den kleinen Jungen
an, „Hallo mein Kleiner, wo willst du hin?“.
Erschrocken fuhr er zusammen. „Ich bin auf dem Weg …“, doch
weiter konnte er nicht sprechen, da er selbst nicht wusste, wohin dieser Pfad
führte.
„Wohl auf Wanderschaft?“, kam die Frage des Mannes, „Wie heißt
du denn?“.
„Ich heiße Artemis“, antworte der Junge, „Und ja, ich
bin Wanderschaft“ und Artemis, der kleine Junge, nickte diesem Mann, mit
seiner weiten braunen Robe und einem roten Turban auf dem Kopf, zu.
Der Mann dagegen, sein Name war Mir’zallasi, witterte ein lukratives Geschäft
und konnte bereits die zehn Goldstücke in seinen Händen spüren.
Er war Sklavenhändler und dieser Junge mit seinen grauen Augen und den
schulterlangen schwarzen Haaren war ein sehr hübscher noch dazu. So bot
er Artemis an, ihn bis in die Stadt Calimhafen mitzunehmen, mit dem Argument,
das die Reise durch die Wüste von Calimhan sehr gefährlich wäre.
Außerdem hätte Artemis die Reise zu Fuß niemals alleine geschafft.
So geschah es, dass sie fünf Tage später von einem hohen steinigen
Hügel auf die größte Stadt des Südens hinunter sahen, vor
ihnen lag die Stadt Calimhafen. Was danach geschah, ging sehr schnell. Der Mann
schlich sich von hinten an Artemis heran, doch bevor er ihn die Hände fesseln
konnte, sprang der Junge zur Seite und entkam nur knapp dem Sklavenhändler
Mir’zallasi.
Als sich Artemis zum ersten Mal umdrehte, war er bereits kurz vor den Stadttoren
Calimhafens. In der Zwischenzeit ärgerte sich der Sklavenhändler,
so einen hübschen Jungen verloren zu haben. Eine großartige Gelegenheit
schlüpfte ihm durch die Finger. Aber vielleicht würde er irgendwann
den Jungen auf den Straßen dieser Stadt wieder treffen, dann wollte er
sofort das Angebot beim Schopfe packen.
Artemis stattdessen fand sich in der Gosse von Calimhafen wieder. Als Betteljunge
und Dieb verdiente er sich sein Essen. Er trank aus den zahlreichen Rinnsalen,
die die Straßen dieser größten Stadt im Süden säumten
und aß die Abfälle, die die Großhändler während des
Tages hinterließen. Öfters als ihm lieb war, fand er sich in der
Paradiesgasse wieder. Doch er eroberte sich durch seinen eisernen Willen, den
er sich auf diesen Straßen aneignete, nach fünf Jahren Überlebenskampf,
seinen wohlverdienten Respekt. Mit vierzehn Jahren war er der Chef seiner eigenen
Straße und hier hatte Artemis das Sagen. Durch Glück oder auch durch
Fügung des Schicksals traf er eine Entscheidung, die ihn zu einem Mann
machte. Artemis wurde in die so genannte Basadoni-Gilde aufgenommen. Stieg schnell
in der Hierarchie nach oben auf und war mit seinen jungen vierzehn Jahren bereits
Leutnant. Daraufhin erkämpfte er sich, der kleine Junge von damals, seinen
Ruf als besten und gefürchteten Meuchelmörder, Artemis Entreri, in
ganz Calimhafen.
Ein Schreien
und Quengeln riss Artemis aus seinen Gedanken und er brauchte einen kurzen Augenblick,
um sich wieder orientieren zu können. Er lag immer noch auf dem Rücken,
über ihm die Sterne. Das Schreien vor ihm, ja, es kam von Diana, die er
fest in seinen Armen hielt, um sie vor der kalten Luft zu schützen. Sie
schrie vor Hunger.
“Du musst das niemals tun“, flüsterte Entreri dem Baby zu und
merkte dabei nicht, dass er seinen Gedanken laut ausgesprochen hatte. Doch derjenige,
der diese Worte so deutlich hören konnte, war Jarlaxle. Ein Stirnrunzeln
sah man jetzt auf dem Gesicht des Dunkelelfen, während er seinem Freund
zusah, als er die kleine Diana versorgte.
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