"1,2,3,4 Eckstein, alles muss versteckt sein...“ | By : mieseKatze Category: German > Television Views: 1149 -:- Recommendations : 0 -:- Currently Reading : 0 |
Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Supernatural. Es handelt sich hierbei um ein Fanfiction, an dem ich weder Geld verdiene noch sonstige Vorteile ziehe! |
-5-
Erschöpft ließ Katharina sich auf
die Holzbank am Rand der Trainingshalle fallen. Vorsichtig drückte sie den
Eisbeutel auf ihr linkes Auge und fluchte leise vor sich hin.
Sie war wie jeden Samstag gegen
späten Vormittag zum Boxtraining gegangen. Doch diesmal war sie mit dem Kopf
bei ihren Akten gewesen und hatte nicht abschalten können. Ihre
Unaufmerksamkeit hatte sie auch schnell bezahlt. Die linke Faust ihres Trainers
hatte sie mit voller Wucht im Gesicht erwischt und innerhalb von Minuten war
ihr Auge zugeschwollen und musste sicherlich inzwischen eine herrliche
rot-violette Färbung angenommen haben.
‚Verflixter Anfängerfehler’
schimpfte sie sich im Stillen und lehnte sich gegen die kühle Hallenwand.
Sie wickelte sich die Bandagen
von den Händen die sie als Gelenkschutz unter den Boxhandschuhen trug und
knüllte sie zusammen.
In dem Moment fing ihr Handy an,
laut und deutlich in ihrer Sporttasche zu vibrieren. Sie legte die Bandagen
neben sich ab und kramte dann den kleinen Apparat unter einem T-Shirt hervor.
„Mertens?“
„Hier Palmer, sie haben doch
gestern die Akte Smith bekommen?“
Katharina brummte nur zustimmend
und verlagerte den Eisbeutel etwas, damit er die Schwellung gleichmäßiger
kühlte.
„Gut. Das Kinderheim St. Mary
veranstaltet morgen Nachmittag zum Tag der offenen Tür eine Sommerfest. Da ich
morgen terminlich verhindert bin, möchte ich, dass Sie für mich dort hin gehen
um sich da mit dem psychologischem Gutachter des Familiengerichts zu treffen.
Bei der Gelegenheit können Sie ein paar Fotos schießen, der Leiterin des Heims
ein paar Fragen stellen und sich ein Bild von der Anstalt machen. Bis Montag
Mittag brauche ich dann einen Kurzbericht über das Heim, da ich mich
Nachmittags mit dem Anwalt der Gegenseite und dem Richter treffe. Vertreter des
Familiengerichts werden ebenfalls anwesend sein und ich möchte vor denen nicht
ganz ahnungslos dastehen, wenn sie dem Anwalt von Frau Smith klar machen, dass
ihr Sohn in diesem Heim wesentlich besser aufgehoben ist als bei ihr.“
Katharina klemmte sich das
Telefon zwischen Schulter und Ohr und kramte ihren Taschenkalender aus einer
Seitentasche hervor.
„Wann soll ich denn da sein? Und
weiß die Heimleitung, dass ich in Ihrer Vertretung da auftauche?“
„Das ist alles geregelt. Sie
haben um 14.30 einen Termin mit der Leiterin Schwester Anne. Davor und danach
können Sie sich noch ein Bild des Heims machen. Mit dem Fall sind Sie ja
inzwischen vertraut?“
Sie balancierte ihren kleinen
Kalender auf einem Oberschenkel, kritzelte den Termin hinein und warf das Büchlein
dann wieder in ihre Tasche um Staatsanwalt Palmer zu antworten: „’Hab mir die
Akten gestern Abend kopiert und bin am Durcharbeiten, die Adresse des Heims hab
ich auch. Dürfte keine Probleme geben! Ich melde mich dann einfach Montag bei
ihnen im Büro sobald ich den Bericht fertig habe!“
Palmer dankte ihr und
entschuldigte sich dann sogar, dass er ihr den Sonntag verbaute.
Nachdem sie aufgelegt hatte,
legte sie den inzwischen fast aufgetauten Eisbeutel zu Seite und packte ihre
Tasche.
Marc, ihr Trainer versicherte
sich daraufhin noch mal, ob es ihr wirklich gut ginge und ob sie mit dem Auge
Autofahren konnte, doch Katharina winkte nur ab und verabschiedete sich mit
einem schiefen Grinsen: „So fest schlägst du nun auch wieder nicht...vielleicht
solltest du mal wieder etwas an deiner Linken arbeiten!“
Dem Boxhandschuh, den Marc ihr
nachwarf wich sie geschickt aus und verließt dann die Halle.
Sie war froh, dass die
Trainingshalle und ihr Appartement nicht weit auseinander lagen und sie zu Fuß
unterwegs war. Ihr Auge war fast ganz zugeschwollen und so hätte sie unmöglich
fahren können.
Sie hoffte nur, dass die
Schwellung bis zu ihrem Termin morgen wieder einigermaßen zurückgehen würde.
Es war schon schlimm genug als Vertreterin der Staatsanwaltschaft mit einem
Veilchen in eine kirchlichen Einrichtung auftauchen zu müssen. Doch daran
konnte sie nun auch nichts mehr ändern.
Ihr blieb lediglich der Versuch,
das Äußerste aus ihrem Make-up herauszuholen.
Als sie in ihre Straße einbog
steuerte sie als erstes ihren Wagen an, den sie gestern Abend vor der Bar
geparkt hatte, die sich im Erdgeschoss ihres Apartmenthauses befand.
Sie ging vor dem zerkratzen
Kotflügel in die Hocke und betrachtet erneut den Schaden.
Vor dem Training hatte sie in
einer Werkstatt angerufen und sich einen Kostenvoranschlag für die neue
Lackierung machen lassen und mit einem ungläubigem Lachen wieder aufgelegt.
Statt dessen hatte sie das
Angebot des Besitzers der Bar angenommen. Harry bastelte in seiner Freizeit an
alten Motorrädern herum und hatte Katharina vorgeschlagen, die Kratzer zu
versiegeln, so dass sie nicht rosteten. Als Lohn dafür sollte sie ihm ab und an
hinter dem Tresen aushelfen. Nicht, dass sie das nicht eh schon fast jedes
Wochenende machte.
Bis sie das Geld für einen neue Lackierung zusammen hatte musste sie
eben mit den Kratzern leben.
Nachdem sie nochmals den Schriftzug mit den Fingern nachgefahren war,
stand sie auf und kramte in ihrer Sporttasche nach den Wohnungsschlüsseln.
Wollte sie bis Montag mit dem Fall Smith durch sein musste sie sich ranhalten.
Schließlich wollte sie nicht den Rest des Wochenendes hinter ihrem Schreibtisch
verbringen.
In ihrem kleinen Appartement im 3ten Stock empfing sie Romeo schon mit
einem vorwurfsvollen Maunzen. Der alte Kater strich ihr kurz um die Beine und
ging dann mit senkrecht in die Luft gestreckten Schwanz in die Küche um dort
erneut erbärmlich zu maunzen.
Katharina hängte ihre Sporttasche erst mal an einen Garderobenhaken um
ihre plüschige Nervensäge zu füttern und sich Kaffee aufzusetzen.
Anschließend duschte sie und setzte sich in bequemen Klamotten mit
einer Tasse Kaffee und einem Eisbeutel für ihr Auge an ihren Schreibtisch im
Wohnzimmer.
Die Akte Smith lag noch so da, wie sie sie gestern Abend liegen
gelassen hatte, und so beschäftigte sie sich zunächst nochmals mit dem Familienhintergrund.
Ihr Chef Palmer hatte eine Anzeige gegen Sandy Smith wegen mehrmaliger
Kindesmisshandlung und Verletzung der elterlichen Sorgepflichten an ihrem 3
Jährigen Sohn auf den Tisch bekommen und war seit dem sehr besorgt um das
weitere Wohlergehen des kleinen Jungen.
Der Vater des Kleinen saß momentan in einem anderen Staat im
Gefängnis, die Großeltern waren entweder nicht mehr am Leben oder nicht
auffindbar und auch andere Verwandtschaft, die sich angemessen um den
Dreijährigen hätte kümmern können, gab es nicht. Das Familiengericht würde den
Jungen in die Pflegschaft eines Kinderheims geben.
Es sah Palmer – selbst Vater von drei Kindern - ähnlich, dass er sich
davon überzeugen wollte, wie das neue Zuhause des Kindes aussah, während er
dafür sorgte, dass seine Mutter eine angemessene Strafe für ihre Taten bekam.
Das bisher für die Pflegschaft vorgesehene Kinderheim St. Mary kannte
Katharina nicht und war auch nicht sonderlich wild darauf, es kennen zu lernen.
Ihre letzte Erfahrung mit solch einer Einrichtung hatte sie ihre
letzte Beziehung gekostet.
Mike, ihr damaliger Freund, hatte den Sorgerechtsstreit um seine
kleine Tochter wegen seiner noch laufenden Bewährungsstrafe verloren. Das Mädchen
war daraufhin ebenfalls in ein Kinderheim gekommen und ihr Vater hatte
begonnen, mit sich und der Welt zu hadern, hatte versucht Schuldige zu finden
und schließlich damit angefangen Kath Vorwürfe zu machen. Auf Grund ihres
Berufes und ihrer Beziehungen hätte sie sich mehr für ihn und seine Tochter
einsetzten sollen, hätte die ganze Geschichte zu seinen Gunsten verändern
können. Dass sie lediglich eine Praktikantin war und das noch dazu bei einer
Behörde, die nichts mit seinem Fall zu tun hatte, wollte er damals nicht hören.
In den darauffolgenden Wochen hatten sie sich nur noch gestritten und
gegenseitig Vorwürfe und Beschuldigungen an den Kopf geworfen. Schließlich
hatte Katharina ihre Sachen und ihren Kater gepackt und ihn verlassen.
Als einzige Erinnerung an die Zeit war ihr die Sonderlackierung ihres
alten BMW geblieben, die ihr Mike damals als Geburtstagsüberraschung gemacht
hatte. Eben diese Lackierung die ihr gestern das kleine Balg zerkratzt hatte.
Sah nicht so aus, als würden kleine Kinder zu ihrem Glück beitragen...
Leicht verärgert, dass ihre Gedanken wieder zu dieser Geschichte
abgeschweift waren, leerte sie ihren lauwarmen Kaffee in einem Zug und zwang sich,
sich wieder mit der vor ihr liegenden Akte zu beschäftigen.
St. Mary war weder das Kinderheim, in das Mikes Tochter damals
geschickt worden war, noch hatte sie irgend einen Grund dazu sich über die
Vergangenheit den Kopf zu zerbrechen.
Um wieder zu Sache zu kommen, blätterte sie zu den nüchternen
psychologischen Gutachten über Sandy Smith und ihren Sohn und war bald darauf
tatsächlich wieder vollkommen in den Fall vertieft.
Ein paar Stunden und einige Kaffees später verlangte Katharinas Magen
mit einem lauten Knurren nach Nahrung. Sie gähnte und streckte sich dann erst
mal. Romeo blinzelte sie nur faul von seinem Schlafplatz auf dem Fensterbrett
an und drehte sich dann wieder gelangweilt weg.
„Faules Stück Flohpelz!“ Sie grinste und schnippte ein Papierkügelchen
in seine Richtung, das der Kater mit einer müden Pfotenbewegung zur Seite wischte
ohne ihm oder seinem Frauchen einen weiteren Blick zu schenken.
In der Küche durchstöberte sie ihren Kühlschrank und schmiss dann kurz
entschlossen einen Tiefkühlpizza ins Backrohr. Dann spülte sie noch ihr
Frühstücksgeschirr ab und machte sich einen kleinen Salat, um wenigstens ein
paar Vitamine zu sich zu nehmen.
Gerade als sie den Herd ausschaltete, hörte sie aus dem Wohnzimmer ein
lautes Fauchen, gefolgt von einem tiefen, bösartigen Knurren. Besorgt ließ sie
Pizza Pizza sein um nachzusehen, was Romeo so aufgebracht hatte.
„Is ja gut mein Hübscher...ist schon wieder die Nachbarskatze auf den
Balkon aufgetaucht?“
Romeo hatte sich wüst fauchend in die hinterste Ecke des Raumes
verzogen, das Fell aufgestellt und die Zähen gefletscht. Die Ohren hatte er eng
an den Kopf gelegt und fixiert mit funkelnden Augen die Balkontür.
Sie ließ ihrem Blick dem des Katers folgen und blinzelte zweimal
ungläubig.
Auf ihrem kleinen Balkon stand der Junge von gestern, das kleine
Biest, das ihr den BMW zerkratzt hatte.
Was fiel diesem Gör ein? Wütend machte sie einige Schritte auf die Tür
zu und blieb dann aber wie erstarrt stehen.
Plötzlich war es in ihrem Wohnzimmer eiskalt, Gänsehaut überzog ihre
nackten Arme und sie konnte nicht vermeiden, dass sie leicht zu zittern begann.
Der Junge vor der Glastür schien immer wieder leicht zu verschwimmen
und zu flackern, wie ein schlechtes Fernsehbild.
Als das Kind dann noch die Hand hob um in zittriger Schrift etwas von
außen auf die vor Kälte beschlagenen Scheibe zu schreiben, hörte sie einen
lauten Katzenschrei als sich Romeo mit einem verzweifelten Satz aus dem
Wohnzimmer rettete.
Katharina hingegen blieb wie angewachsen stehen und starrte auf das
Bild vor sich. Buchstabe für Buchstabe entstand dort auf ihrer Tür spiegelverkehrt
ein ihr nur zu gut bekannter Schriftzug. Es schien ewig zu dauern, bis das Kind
den Abzählreim ausgeschrieben hatte, doch Katharina konnte sich nicht
losreißen.
Nach dem letzten Wort hob der Junge den Blick und starrte ihr durch
die Schrift hindurch ausdruckslos in die Augen.
Kalter Schweiß bildete sich auf ihrem Rücken und ließ sie zusammen mit
der Kälte, die immer noch im Raum herrschte, leicht zittern.
Unfähig, den Blick abzuwenden sah sie zu, wie das Kind langsam
durchsichtiger wurde und stärker zu flackern begann, um dann schließlich ganz
zu verschwinden.
Fast sofort entwich auch die Kälte aus dem Wohnzimmer. Nur die Schrift
an der nur langsam wieder klar werdende Scheibe zeugte noch vom eben
Geschehenen.
Als diese endlich bis auf ein paar hässliche Schmierer an der Scheibe
ebenfalls verschwunden war, konnte auch Katharina sich aus ihrer Erstarrung
befreien.
Sie floh aus dem Wohnzimmer, wobei sie die Tür hinter sich zuschmiss.
Dann wuchtete sie noch die Kommode, auf der ihr Telefon stand, vor die Tür –
sicher war sicher.
Nach einem kleinen Umweg in die Küche zum Eisfach, ließ sie mit einer
tiefgekühlten Flasche Wodka bewaffnet in einem Sessel in ihrem Schlafzimmer
nieder.
Romeos leises Maunzen, das unter dem Bett hervorkam, beachtete sie
nicht weiter.
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