"1,2,3,4 Eckstein, alles muss versteckt sein...“ | By : mieseKatze Category: German > Television Views: 1149 -:- Recommendations : 0 -:- Currently Reading : 0 |
Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Supernatural. Es handelt sich hierbei um ein Fanfiction, an dem ich weder Geld verdiene noch sonstige Vorteile ziehe! |
-4-
Als er in der Früh aufgewacht war und sich halb auf Sam liegend
vorgefunden hatte, war er zu erst so verwirrt gewesen wie am Morgen davor.
Dann allerdings hatte er sich erinnert. Daran, wie Sam ihn mitten in
der Nacht geweckt hatte, voller Sorge und mit ängstlichem Blick. Daran, wie er
erleichtert und froh gewesen war, dass sein kleiner Bruder neben ihm gesessen
hatte und ihn aus seinem Alptraum geholt hatte. Auch wusste er noch, wie er
sich an Sam gedrückt hatte um sich sicher zu fühlen.
Nachdem Sammy ihn dann nach dem Aufwachen erst mal richtig zu sich
kommen hatte lassen und Kaffee holen gegangen war, war auch die Erinnerung an
den Traum deutlicher geworden.
Zwar konnte er sich nicht daran erinnern, was genau er geträumt hatte,
geschweige denn Details oder einzelne Bilder zurück vor sein geistiges Auge
holen, doch wusste er, dass der Traum ihn tief bewegt und erschüttert hatte.
Ähnlich wie wohl in der Nacht davor.
Und er hatte noch Sammy beschuldigt, ihn wach gehalten zu haben. Kein
Wunder dass dieser den ganzen Tag geschmollt hatte.
Nun saß er auf dem Bett und versuchte krampfhaft, sich irgendetwas aus
seinem letzten Traum ins Gedächtnis zu rufen. Doch mehr als die wage Erinnerung
an Kälte, Angst und das Gefühl, gefangen zu sein, wollte sich nicht einstellen.
Nach einiger Zeit gab er frustriert auf. Mehr als Kopfschmerzen würde
ihm das hier nicht bringen...
Er stand auf und wollte ins Bad gehen als sein Blick auf den Fernseher
fiel.
Oh Mann, Dean, manchmal bist du wirklich der Idiot, für den dich
alle halten....
Der kleine Fernseher in der Tankstelle hatte ihm für den Moment die
Gestalt eines Kindes gezeigt, hatte Kinderstimmen erklingen lassen.
Gestern hatte er sich nicht erklären können, warum ihn das so aus der
Fassung gebracht hatte, doch jetzt war ihm klar, dass es etwas mit seinen
Träumen zu tun gehabt haben musste.
Kinder...irgendetwas mit Kindern....
Er überlegte, mit Kindern hatten sie seltener zu tun. Das einzige
Wesen, das es bisher gezielt auf Kinder abgesehen hatte, war die Shtriga
gewesen, die nach der Lebensenergie der Kinder getrachtet hatte. Doch er war
sich fast sicher, dass seine Träume damit nichts zu tun hatten. Das Biest
hatten sie endgültig erledigt.
Vielleicht war es der Geist eines Kindes, der ihn um seinen Schlaf
brachte. Allerdings konnte er sich nicht direkt an eine bestimmte Gestalt
erinnern, vielmehr hatte er das Gefühl, dass er selbst das Opfer in seinen
Träumen war. Wenn er sich nur besser an seine Träume erinnern könnte. Dann
hätte er eventuell wenigstens einen Hinweis dem er nachgehen könnte. Aber so
war es nahezu aussichtslos.
Er schnappte sich Sams Laptop und setzte sich wieder aufs Bett. Nach
kurzer Zeit hatte er eine Verbindung zum Netz hergestellt und begann, wahllos
Vermisstenanzeigen der Gegenden durchzugehen, durch die sie gefahren waren, seit
seine Träume begonnen hatten.
Normalerweise war das Sammys Job und er wusste nicht so recht, wie er
genau vorgehen sollte. Andererseits wusste er ja auch nicht, nach was er genau
suchte. So ging er erst einmal die Seiten der größeren Polizeistationen durch,
klickte unterschiedliche Anzeigen an, doch meist handelte es sich um Teenager
oder junge Erwachsene. Kleine Kinder wurden anscheinend nicht vermisst. Oder es
gab für sie extra Verzeichnisse, die zu finden er zu unfähig war.
Als Sam zurückkam, hatte er gerade einen Link zu einem Zeitungsartikel
gefunden, dessen Schlagzeile ihm mit den Worten „7 Kinder am helllichten Tag
verschwunden – Polizei ist ratlos“ entgegensprang. Er überflog die Anzeige und
nahm nur nebenbei wahr, dass sein Bruder ihm seinen Kaffee auf das
Nachtkästchen stellte und dann im Bad verschwand.
Der Artikel handelte von Schulkindern aus zwei kleinen Nachbarstädten,
die nach der Schule nicht nach Hause gekommen waren. Die Kinder hatten in
keinem Zusammenhand miteinander gestanden und die Vorfälle waren alle innerhalb
von 3 Wochen passiert, der letzte vor knapp einem Monat.
Am Ende der Seite gab es einen Link zu einem Folgeartikel, der letzte
Woche erschienen war. Dean klinkte ihn an und spürte, wie sich sein Magen vor
Wut verkrampfte, als er die Schlagzeile sah: „Pädophilen-Ring von Polizei
zerschlagen – Opfer wieder bei ihren Eltern“.
Er knirschte mit den Zähnen als er seinen Kiefer vor Wut verkrampfte.
Wie konnte jemand Kindern so etwas antun?
Er hasste schon allein die Vorstellung, dass jemand seine Hand gegen
ein Kind erhob, aber so etwas unterstrich nur wieder einmal, dass Menschen
oftmals verdorbener waren als die Kreaturen, die sie alltäglich jagten.
Er scrollte gerade ans Ende des Artikels um zu sehen, ob die
Perversen, die sich an den Kindern vergangen hatten mit einer angemessenen
Strafe rechnen mussten, als sein Blick zufällig an einem kleinen Foto in der
Artikelmitte hängen blieb.
Eine junge Mutter schloss ihr Kind in die Arme, beide waren
unkenntlich gemacht und die Bildunterschrift lautete „Glückliche
Wiedervereiniung nach Tagen in der Hölle“.
Das was ihn aber wirklich an dem Bild fesselte war eine Person im
Hintergrund.
Anscheinend war das Foto in einem kirchlichen Krankenhaus aufgenommen
worden, denn hinter der jungen Mutter schob eine Frau in Ordenstracht ein
Krankenbett über den Flur.
Dean zoomte das Bild näher heran und in dem Moment passierte es.
Der grob gepixelte Ausschnitt wurde scharf, die Nonne drehte ihm das
Gesicht zu und Dean konnte in der leichten Spiegelung ihrer Brille für den
Augenblick das Gesicht eines kleinen Jungen mit verworrenen hellen Locken und
ängstlich aufgerissenen Augen sehen.
Entsetzt rutschte er auf dem Bett nach hinten und klappte den Laptop
mit einem Knall zu.
Kalter Schweiß bildete sich in
seinem Nacken, sammelte sich zwischen seinen Schulterblättern und lief seine
Wirbelsäule hinab.
Und mit einem Mal waren die Bilder aus den vergangenen Nächten wieder
da.
Er krallte seine Finger ins Bettlaken als sich seine beiden Träume vor
seinem inneren Auge erneut abspielten.
Er sah einen kleinen Jungen einen langen Flur entlang rennen nur um
dann am Ende gegen eine verschlossene Tür zu prallen und von gesichtslosen
weißgekleideten Gestalten eingeholt zu werden.
Er spürte erneut die panische Angst und die Resignation, hatte das
Bedürfnis aufzuschreien, doch er biss sich rechtzeitig auf die Lippe und hielt
so den Laut zurück.
Dann konnte er den gleichen Jungen sehen, wie er in der Mitte eines
dunklen Kellers zusammengekauert saß, er sah den leeren Blick aus den großen,
vom Weinen verquollenen Augen der sich auf seine Peiniger richtete und doch
durch sie hindurch blickte, als sie ihn holen kamen.
Und plötzlich wusste er, dass irgendetwas vor sich ging. Irgendetwas
passierte mit diesem Jungen, wahrscheinlich nicht nur mit ihm sondern auch mit
anderen Kindern.
Die Erkenntnis war so klar und deutlich und er konnte nicht verstehen,
warum er noch nicht vorher kapiert hatte, dass die Träume und der Vorfall an
der Tankstelle Hilfeschreie gewesen waren.
Dean musste den Jungen finden, musste herausfinden, was vorgefallen
war und wenn es möglich war, ihm und den anderen Kindern helfen.
In dem Moment ging die Tür zum Bad auf und sein Bruder kam gefolgt von
einer Dampfwolke heraus.
Dean fixierte ihn mit seinem Blick und als Sam diesen fragend
erwiderte, hörte er sich selbst mit tonloser Stimme sagen: „Sam...es sind die
Kinder...ich sehe Kinder...und es passieren schreckliche Dinge mit ihnen....“
Sam starrte ihn nur verständnislos an und wollte gerade zu einer Frage
ansetzten, doch Dean unterbrach ihn hastig: „Ich weiß wieder, was ich geträumt
habe, na wenigstens so in etwa... irgendwo da draußen geht irgendwas
Furchtbares vor sich und ich werde versuchen, es zu beenden!“
Selbst etwas überrascht von seinen eigenen Worten war er erst einmal
ohne einen weiteren Kommentar aufgestanden und vorbei an Sam ins Bad gegangen.
Nun stand er unter der Dusche und bekam langsam wieder einen klaren
Kopf.
Seine durch die lebenslange Jagd geschärften Instinkte sagten ihm,
dass hinter seinen Träumen mehr als ein misshandeltes Kind stand. Die
Geschehnisse der letzten Tage wiesen zu deutlich darauf hin, dass etwas
Übernatürliches hinter all dem stecken musste.
Jetzt hieß es nur noch herauszufinden, was das war und vorerst noch
wichtiger, wo das alles stattfand.
Bisher hatte er keinerlei Hinweise gefunden. Er wusste ja noch nicht
einmal wirklich, nach was er genau suchen sollte.
Am sinnvollsten war es wohl, die Fahrt nach Bogalusa erst einmal
fortzusetzen, denn anscheinend stimmte die grobe geographische Richtung schon
mal, schließlich waren die ‚Hilferufe’ in den letzten 24 Stunden stärker
geworden. Vielleicht würden sich auf der Fahrt nach Osten weitere Hinweise und
Zeichen ergeben.
Dean wusch sich das Duschgel aus den Haaren und stellte das Wasser ab.
Er fühlte sich das erste Mal in den letzten zwei Tagen wieder wie er
selbst. Nachdem er die Geschehnisse nun endlich etwas besser begreifen konnte,
konnte er auch planen und das tun, was sein Job war: der Quelle des Ganzen auf
den Grund gehen und das, was hinter dem Übel stand vernichten.
Vielleicht würde er sogar Sammy fragen, wie das mit den Visionen bei
ihm so funktionierte. Zwar würde ihm das sicherlich eine ewig dauernde Litanei
an Erklärungen und Ausführungen einbringen, von denen er eh nur die Hälfte
verstehen würde – mal ehrlich...er schaltete irgendwann immer automatisch auf
Durchzug, wenn Sam sich in seinen Erläuterungen und Ansichten verlor.
Doch eventuell konnte ihm sein Bruder sagen, auf was man bei solchen
Träumen und Visionen Acht geben musste und das zu wissen konnte ja nicht
schaden.
Er trocknete sich ab und rasierte sich, dabei pfiff er gut gelaunt vor
sich hin.
Anschließend schnappte er sich erneut Sammys Feuchtigkeitslotion und
trug etwas davon auf sein Gesicht auf. Zwar hatte das Zeug gestern nichts gegen
seine Augenringe ausrichten können, doch geschadet hatte es seiner Haut nicht,
eher im Gegenteil.
Nachdem er die Tube wieder an ihren Platz gestellt hatte wickelte er
sich sein Handtuch um die Hüften und verließ immer noch pfeifend das Bad mit
dem Gefühl, eine neue Jagd vor sich zu haben.
Den mehr als verwirrten Blick, den Sam ihm schenkte, erwiderte er nur
mit einem breiten Grinsen.
*****
Sam starrte seinen Bruder verwirrt an.
Er hatte nicht wirklich verstanden, was Dean vorhin von sich gegeben
hatte, nur irgendwas von Kindern, die Hilfe brauchten und dass Dean das
übernehmen wollte. Als er dann wortlos im Bad verschwunden war nur um später
wie umgewandelt in seinem alten, gut gelaunten Ich wieder aufzutauchen, wusste
Sam gar nicht mehr, was los war. Nicht dass er nicht froh darüber war, dass
Dean anscheinend wieder besser drauf war, er konnte den radikalen Wechsel nur
nicht ganz nachvollziehen.
Sam beschloss, das Ganze vorerst einmal so hinzunehmen und Dean erst auf
der Fahrt und nach einem weiteren Kaffee vorsichtig auf alles anzusprechen.
Er zog sich fertig an und warf seinem Bruder dabei immer wieder
kritische Blicke zu. Dean schien ihn nicht weiter zu beachten und kritzelte
Notizen in seinen Block. Dabei saß er rittlings immer noch leise vor sich hin
pfeifend auf einem der beiden Motelstühle und nippte hin und wieder an seinem
inzwischen kalten Kaffee.
Dass das Handtuch, das er sich um die Hüften gewickelt hatte, nicht
mit seiner Sitzposition einverstanden war und sich gelockert hatte, um den
Ansatz von Deans Hintern bloß zu legen, schien ihm nicht aufgefallen zu sein.
Sam erwischte sich, wie er auf eben diese Stelle starrte und riss
seinen Blick los, nicht ohne ihn schnell noch über den muskulöse Rücken seines
Bruders wandern zu lassen.
Er schüttelte den Kopf um wieder klar denken zu können. Er hatte nicht
gerade Deans Hintern ausgecheckt und hatte auch gerade nicht daran
gedacht, dass es interessant wäre, wenn das Handtuch nur ein kleine Stück
weiter....
Um sich abzulenken sammelte er seine Klamotten zusammen. Anschließend
schnappte er sich Deans und sein Dufflebag und nahm die sich die Autoschlüssel.
„Bin mal weg, Klamotten waschen...denk mal in 2 Stunden können wir
los...“
Dean stimmte mit einem Nicken und einem Grinsen zu und wandte sich
dann wieder seinem Notizblock zu.
Der erste Waschgang war gerade fertig und Sam legte seine und Deans
Kleider sorgfältig zusammen. Dabei schweiften seine Gedanken erneut zu seinem
Bruder ab.
Die letzten Tage waren seltsam intensiv gewesen. Deans Alpträume, sein
daraus folgendes Verhalten, die Nächte, die sie eng umschlungen verbracht
hatten....
All das rief in ihm ein Gefühl hervor, das er vor langer Zeit
erfolgreich verdrängt hatte.
Soweit er zurückdenken konnte war Dean sein glänzendes Vorbild
gewesen. Als kleiner Junge hatte er seinen Bruder vergöttert, war ihm auf
Schritt und Tritt gefolgt und hatte gebannt zugehört, wenn Dean ihm abends
Geschichten erzählt hatte.
Wenn ihr Vater einmal wieder tagelang nicht nach Hause gekommen war,
weil er irgendeinem Monster hinterher jagte, hatte Dean sich um ihn gekümmert,
hatte dafür gesorgt, dass er seine Hausaufgaben machte, dass er genug aß und
dass er rechtzeitig in Bett kam.
Immer hatte er Sam vornan gestellt und lieber selbst verzichtet als
dass sein kleiner Bruder zu kurz kam.
Bis heute schien Dean diese Rolle nicht abgelegt zu haben und tat
alles, um ihn vor allem erdenklichen Schaden zu bewahren.
Oft ging ihm Deans bemutterndes Verhalten einfach nur auf die Nerven.
Es gab ihm das Gefühl, für nichts gut zu sein, außer über Büchern oder seinem
Laptop zu sitzen und Recherchen zu betreiben. Dabei hatte er das gleiche
Training hinter sich, konnte genauso gut mit Waffen umgehen und hatte auch
sonst alles, was ein Jäger brauchte.
Ihr Vater hatte ihnen beiden die gleiche Ausbildung, den gleich Drill
zukommen lassen und Sam niemals bevorzugt.
Anfangs war er nach seiner Zeit in Stanford zwar etwas eingerostet
gewesen, doch es hatte nicht all zu lange gedauert, bis er wieder genau so fit
gewesen war wie vorher.
Es war also überhaupt nicht nötig, dass Dean sich für ihn immer wieder
in Gefahr begab nur um ihn zusätzlich zu schützen.
Erst neulich hatte er sich eine schwere Wunde an der Schulter
zugezogen als er sich zwischen eine Harpyie und ihn geworfen hatte nur weil es
von Deans Blickwinkel so ausgesehen hatte, als würde Sam dem Vieh nicht mehr
rechtzeitig den Garaus machen können. Tatsächlich hatte er die Situation aber
unter Kontrolle gehabt und Deans Aktion war überdreht und überflüssig gewesen.
Als Sam seinen Bruder danach zur Rede gestellt hatte, hatte er wie
immer nur eine unbefriedigende, flapsige Antwort bekommen und sie hatten den
Rest des Abends schweigend verbracht.
Schon lange vor Stanford hatte er es satt gehabt, immer nur der kleine
Bruder zu sein, der beschützt werden musste. Nur weil er sich nach einem
ruhigen, normalen Leben gesehnt hatte und nicht sein Leben auf der ständigen
Jagd nach dem Übernatürlichen verbringen wollte, hieß das nicht, dass er nicht
fähig war, den Gefahren eben dieser Jagd ins Gesicht zu blicken.
Er seufzte und griff in die Tasche um die nächste Ladung Schmutzwäsche
in die Maschine zu stopfen als ihm ein zusammengelegtes T-Shirt am Boden der
Tasche auffiel. Er packte den Haufen Kleider in die Wäschetrommel und zog dann
das dunkelrote Shirt heraus. Es musste eines von Deans sein. Er selbst besaß
kein Hemd mehr in diese Farbe. Außerdem haftete dem Stoff unmissverständlich
der Geruch seines Bruders an: sein würzig-herbes Aftershave, das leichte Deo und
die schwere, moschusartige Note, die so ‚typisch Dean’ war.
Sam lächelte und entfaltete das T-Shirt sorgfältig, hielt dann aber
überrascht inne als er den großen weißen Schriftzug von Stanford sah. Was er da
in der Hand hielt war sein altes Stanford-T-Shirt, das er in seinem Freshman
Jahr – so wie fast jeder Student im ersten Semester - gekauft hatte. Recht bald
hatte er es jedoch nur noch zum Schlafen oder Joggen getragen.
Er hatte geglaubt, dass das Shirt, wie die meisten seiner anderen
Sachen auch, dem Feuer zum Opfer gefallen war und ihm auch nicht groß
nachgetrauert. Anscheinend hatte er sich aber getäuscht.
Nur warum hatte Dean das Hemd behalten und es ihm nicht wiedergegeben?
Mit einem seiner T-Shirts hatte er es ja schlecht verwechseln können.
Schon allein der Aufdruck war prägnant und mehr als deutlich Sam zuzuordnen.
Auch waren Dean Sams Hemden meistens zu lang und zu weit...
Dennoch hatte Dean es getragen. Das bewies eindeutig der Geruch!
Sorgfältig faltete Sam das T-Shirt wieder zusammen und legte es zurück
in die Tasche.
Es gab tausend Gründe, warum Dean sein Hemd trug. Es war ja auch
überhaupt nichts dabei. Schließlich lebten sie quasi eh aufeinander. Warum
sollt sein Bruder dann nicht auch seine Kleidung tragen? Das hatte nichts zu
bedeuten. Er durfte nicht schon wieder damit anfangen, anders über seinen
Bruder zu denken, als es normal war.
Damals, bevor er seine Familie verlassen hatte, war seine ganze
Schwärmerei für Dean ein Auswuchs seiner Teenagerphantasien gewesen. Jetzt war er erwachsen und hatte
das hinter sich gelassen!
Außerdem, selbst wenn....Dean würde niemals auch nur irgendwie seine
Gefühle erwidern können oder auch nur erwidern wollen.
Nur weil er, Sam, nicht begriffen hatte, dass es eben nicht seiner
sonst so angestrebten Vorstellung eines normalen, gutbürgerlichen Lebens
entsprach, mit Mitte Zwanzig immer noch seinen großen Bruder anzuhimmeln, hieß
das nicht, dass eben dieser genauso für ihn empfand.
Durch Jess hatte er gelernt, Dean soweit aus seinen Gedanken zu
verdrängen, dass er eine normale Beziehung hatte führen könnte. Nun, da Jess
tot war, wollte er nicht wieder in sein altes Schema zurückverfallen.
Dean war sein Bruder und damit für ihn Tabu! Punkt. Aus.
Nachdem der letzte Waschgang endlich fertig war, stopfte Sam die
Kleidungsstücke noch in den Trockner und versuchte seine Gedanken wieder unter
Kontrolle zu bringen, indem er die Anzeigen durchlas, die an einem schwarzen
Brett neben den Waschmittelautomaten hingen.
Gerade als er von der dritten Anzeige für Nachhilfe zu einem
entflogenen Vogel überwechselte – nicht das er wirklich las, was auf den
Zetteln stand, vielmehr starrte er auf den Kork der Pinnwand – legte sich eine
Hand auf seine Schulter. Erschrocken führ er herum und schüttelte dabei die
Hand ab.
„So schreckhaft kleiner Bruder?“ Dean grinste ihn breit an, drückte
Sam einen Becher Kaffee in die Hand und lehnte sich dann gegen den
Wachmittelautomaten. „’Dachte ich check schon mal aus dem Motel aus und hol’
dich ab. So kommen wir schneller los und außerdem kann ich auch gleich
überprüfen, ob du schon wieder diesen seltsamen Weichspüler verwendest. Ich mag
meine Jeans nämlich nicht blumig-duftig-zart!“
Sam erwiderte das Grinsen und hob seine rechte Hand. „Kein
Weichspüler. Ich schwöre!“
Dann schnappte er sich seinen Kaffee und suchte, diesmal jedoch
ernster erneut Deans Blick. „Bei dir soweit alles okay? Soll ich vielleicht
gleich wieder fahren?“
Innerlich wappnete er sich schon mal gegen einen zynischen Kommentar
und war so doch sehr überrascht, als Dean nur leicht lächelte und ihm die
Wagenschlüssel hinhielt. „Ist wohl besser so....danke!“
Mit einem leicht ungläubigen Blick griff Sam nach den Schlüsseln,
sparte sich aber lieber weitere Fragen um sein Glück nicht weiter auszureizen.
Stattdessen wies er auf den Stapel bereits trockener und
zusammengelegter Kleidung.
„Wo du nun schon mal da bist kannst du deinen Kram auch selbst
wegräumen. Dann bist du nachher wenigstens selbst schuld wenn du nichts
findest.“
Dean zuckte nur mit den Schultern, griff nach seinem Dufflebag und
einer seiner Jeans und rollte diese zusammen. Doch bevor er sie in die Tasche
steckte, hielt er inne.
Sam, der seinen Blick schon wieder abwenden wollte, schaute ungläubig
zu, als sein Bruder das rote Stanford T-Shirt halb aus der Tasche zog und
gedankenverloren den Stoff durch seinen Finger gleiten ließ. Dabei umspielte
ein leichtes Lächeln Deans Lippen.
Allerdings war der Moment genauso schnell vorbei, wie er begonnen
hatte und Dean legte das Shirt wieder sorgfältig zurück in seine Tasche und
fing dann an, seine gewaschenen Klamotten ordentlich einzuräumen.
Um nicht beim Starren erwischt zu werden wandte Sam seinen Blick
wieder dem Trockner zu und nippte an seinem Kaffee.
Soviel zu seinem vorigem Versuch, seine Gedanken wieder auf sicheres
Terrain zu lenken. Irgendetwas musste es doch mit seinem alten Uni-Shirt auf
sich haben.
Er nahm sich vor, sobald die Sache mit Deans Alpträumen und den
Kindern geklärt war, dem Ganzen auf den Grund zu gehen und herauszufinden, was
es mit Dean und dem Shirt auf sich hatte....
*****
Sams T-Shirt.
Das T-Shirt, das er bei seinem ersten offiziellen Besuch bei Sam und
Jess in Palo Alto aus dem Wäschekorb hatte mitgehen lassen. Er hatte sich
damals gedacht, dass, wenn sein Bruder schon ein neues, glücklicheres Leben
hatte, er wenigstens einen Teil von Sam mit in sein eigenes rastloses Dasein
nehmen dürfte.
Seitdem hatte er das Shirt immer ganz unten in seiner Tasche
aufgehoben und es nur dann herausgezogen, wenn er sicher war, dass Sam ihn
nicht überraschen würde.
Die kleine Stimme in seinem Kopf, die ihm klarmachen wollte, dass das
nicht normal war, hatte er schon sehr bald verdrängt und mundtot gemacht.
Manchmal hatte er das T-Shirt auch unter seinen Klamotten getragen,
jedoch nie lange, schließlich wollte er nicht riskieren, dass der Stoff Sams
Geruch verlieren würde.
Der weiche rote Stoff glitt sanft durch seine Finger.
Obwohl das meiste davon in der Tasche war, glaubte er trotzdem über
das beißende Aroma von Waschmitteln, das jedem Waschsalon anhaftete, den
warmen, vollen Geruch wahrnehmen zu können, den das Shirt ausströmte und den er
immer mit Sam in Verbindung brachte.
Genau so hatte Sam letzte Nacht gerochen, als er neben ihm gelegen
hatte.
Der Gedanke überraschte ihn. Warum war er nicht schon vorher darauf
gekommen?
Die letzten beiden Nächte...Sam so nah.....viel besser als das dumme
T-Shirt...
Als er fühlte, wie seine Jeans enger wurden, riss er sich aus seinen
Phantasien und legte das Hemd sorgfältig wieder zurück auf den Boden der
Tasche, dort wo es seinen Platz hatte.
Oh Gott, er hoffte nur, dass er niemals irgendeinem Psycho-Fuzzi über
den Weg laufen würde, der ihn über die Beziehung zu seinem Bruder befragen
würde....
Oder sollte er es lieber ‚kranke Wunschvorstellungen einer Beziehung zu
seinem Bruder’ nennen?
Um auf andere Gedanken zu kommen tat er, was er immer tat, wenn ihn
etwas persönliches zu sehr beschäftigte: er verdrängte es.
Irgendwann hätte er sicher einmal Zeit und Nerv, sich mit dem Thema
Sam ausgiebiger zu beschäftigen, nur heute nicht...und auch nicht in näherer
Zeit!
Er räumte seine restlichen Klamotten in die Tasche und drehte sich
dann zu seinem Bruder um.
Dieser schien voller Interesse der Wäsche im Trockner zuzuschauen und
kaute dabei abwesend auf dem Rand seines Pappbechers.
Das war definitiv ein Anblick, der dämlich genug für ein Foto war.
Grinsend zog Dean sein Handy und machte einen Schnappschuss von Sam.
Als sein Bruder sich ihm überrascht und mit leicht säuerlichem
Gesichtsausdruck zuwandte, grinse er nur breit und zuckte entschuldigend mit
den Schultern.
„Ich wart’ dann im Wagen auf dich...will dich nicht weiter bei deinem
neuen Hobby stören!“
Damit packte er sich seine Tasche und verließ den Waschsalon.
Beim Hinausgehen sah er in der Spiegelung der Glastür, dass Sam ihm
mit einem Lächeln und einem leichten Kopfschütteln nachblickte, und merkte, wie
sich sein Grinsen ebenfalls zu einem warmen Lächeln wandelte.
Einige Zeit später kam schließlich auch Sam aus dem Salon, warf seine
Tasche mit der restlichen Wäsche in den Kofferraum und setzte sich hinters
Steuer.
Dean hatte sich zurückgelehnt, das Radio angemacht und blinzelte den
Jüngeren nur kurz an.
Er war froh, endlich weiter zu kommen und hoffte, zur Abwechslung
einmal ein paar Stunden ohne weitere Träume oder Visionen vor sich hin dösen zu
können.
Als Sam den Motor anließ und den Weg Richtung Highway einschlug,
dauerte es auch nicht lange, bis er vom gleichmäßigem Motorengeräusch des
Impalas eingeschlafen war. Zu sehr saßen ihm der Schlafmangel und die Alpträume
der vergangenen Nächte noch in den Knochen.
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