Von Engeln und Zauberern | By : dime Category: German > Harry Potter Views: 4192 -:- Recommendations : 0 -:- Currently Reading : 0 |
Disclaimer: I do not own the Harry Potter book and movie series, nor any of the characters from it. I do not make any money from the writing of this story. |
[edited 11.01.2014 – neu formatiert]
We need some help
Down here on Earth
A thousand prayers, a million words
One voice was heard.
-Billy Gilman, One Voice
Tom stand auf und verschwand kurz in seinem Schlafzimmer. Als er zurück kam, hielt er ein Fotoalbum in Händen, das Myriel noch nie gesehen hatte.
"Das hier sind die einzigen Bilder, die ich von meinen Eltern habe. Wie du weißt, sind sie ermordet worden, als ich gerade mal ein Jahr alt war. Ich hatte das Album bei meinen Verwandten immer unter einem losen Dielenbrett meines Zimmers versteckt - sie waren auf meine Eltern nicht gut zu sprechen, denn die waren... ein wenig außergewöhnlich. Wie sehr, das wirst du vielleicht verstehen, wenn du dir die Bilder ansiehst. Ich habe das Album ein Jahr, nachdem ich bei dir eingezogen bin, heimlich geholt, zusammen mit einigen anderen Dingen... Sie hatten es noch nicht gefunden. Bitte."
Mit diesen Worten reichte er seiner Freundin, Therapeutin und beinahe-Ersatzmutter, das Photoalbum.
Sie hielt es einen Moment ehrerbietig in Händen. Dann schlug sie es auf.
"Was ... aber... ? das ist ja...Tom, was..." Verwirrt blickte sie den jungen Mann an, der ihr gegenüber mit einem angespannten Gesichtsausdruck am Tisch saß.
Die Bilder bewegten sich. Aber nicht wie in einem Film, in immer gleichen Abfolgen, sondern nach einem ganz eigenen Rhythmus - als hätten sie ein Eigenleben. Die Personen in den Bildern schauten sie direkt an, lächelten oder winkten ihr zu. Myriel war baff. Nach Toms Ankündigung hatte sie viel erwartet, doch das sicher nicht.
"Tom, ist das Technik, oder eines deiner Zauberkunststücke?"
Tom lächelte sie unsicher an. "Weißt du, ich habe mich zwar tatsächlich mit Zauberkunststücken beschäftigt, weil sie mich schon immer fasziniert haben und weil die Kinder sie lieben - doch der Hauptgrund war, dass man dann seltsame Ereignisse in meiner Gegenwart erwarten und sich nicht weiter darum kümmern würde. Wenn etwas geschah, das wie Zauberei aussah, dachten alle, ich probiere nur gerade einen neuen Trick aus. Tatsächlich..." Er räusperte sich und schaute betreten aus dem Fenster. "Tatsächlich ist es so, dass..." Er brach erneut ab. Dann richtete er sich auf, sah Myriel in die Augen und sagte fest: "Tatsächlich ist es so, dass Zauberei wirklich existiert. Und ich bin ein Zauberer."
So. Nun war es heraus. Ängstlich beobachtete er Myriel, wartete auf ihre Reaktion, doch sie blieb nur wie erstarrt sitzen.
"Myriel..?"
Sie reagierte nicht.
Das war unheimlich. Er hatte damit gerechnet, dass sie ihn auslachen, ihm nicht glauben, ihn für verrückt erklären, entsetzt vor ihm zurückweichen oder ihn zornsprühend einen Lügner schimpfen würde. Doch nicht hiermit.
"Myriel? ...Bitte sag was."
Myriels Gedanken rasten. Tom, ein Zauberer? Zauberei nicht nur ein Märchen? Das war doch unmöglich - oder?
Andererseits waren tatsächlich des öfteren seltsame Dinge um Tom geschehen. Eine Katze, die vor ein Auto lief und im letzten Moment einen physikalisch nicht erklärbaren Satz zurück machte, als hätte sie etwas zurückgezogen; eine Tasse, die hätte fallen und zerbrechen müssen, doch im letzten Moment auf der Tischkante stehen blieb und wartete, bis Tom seine Hand nach ihr ausgestreckt und sie sicher umfasst hatte; ein Kind, das mitten in einem hysterischen Anfall plötzlich einschlief, als sei es ein Narkoleptiker; flackernde Glühbirnen, als Tom sich einmal schrecklich aufgeregt hatte...
Und dann war da noch die Sache mit seinem toten Onkel 'Vernon'. Tom war sich sicher gewesen, dass er ihn getötet hatte, doch von einem Mord hatte nichts in der Zeitung gestanden. Nur unter den gewöhnlichen Todesanzeigen hatte sie schließlich einen 'Vernon Dursley' gefunden, gestorben an... einem Herzinfarkt? Tom hatte sich nie dazu geäußert, doch es war ihr seltsam vorgekommen. Später hatte sie vermutet, dass die Mafia, oder wer auch immer so hinter Tom her war, es vertuscht hatte; jetzt war sie sich nicht mehr so sicher.
Sie musste zugeben, normal war das alles nicht; aber Zauberei...?
"...Myriel. Myriel!"
Oh, sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie gar nicht gemerkt hatte, wie Tom sie ansprach. "Entschuldige, Tom - was hast du gesagt?"
Tom runzelte die Stirn. "Ich sagte, ich bin ein Zauberer."
"Nein, nein - danach."
Toms Blick wurde misstrauisch. Hatte sie ihn vielleicht nicht richtig verstanden? Sie konnte diese Aussage doch wohl kaum einfach so stehen lassen.
"Ich habe dich gebeten, irgendetwas zu sagen. Du warst total weggetreten."
"Oh." Ihre Wangen färbten sich leicht rosa. Dann, nach einer Pause, sagte sie leise: "Kannst du es mir zeigen? Was Zauberei ist?"
Tom fühlte Hoffnung in sich aufsteigen. Konnte es sein, dass sie es akzeptieren würde?
"Gerne", antwortete er verlegen. Er nahm eine Zwiebel aus seinem Vorrat unter dem Schrank und hielt seine Hand darüber. Ein konzentrierter Ausdruck breitete sich über sein Gesicht aus, dann sprach er leise, aber deutlich: "Enervate." Vor Myriels Augen begann die Zwiebel zu sprießen, ein grüner Trieb reckte sich seiner Hand entgegen, Blätter entfalteten sich und schließlich formten sich sogar kleine Blüten. Dann senkte Tom seine Hand und das unnatürliche Wachstum endete. Die Zwiebelpflanze fiel um und lag nun flach auf dem Tisch.
Myriel streckte zögerlich die Hand aus, wagte es jedoch nicht, die Pflanze zu berühren, bis Tom sagte: "Es ist eine ganz normale Zwiebel, du kannst sie ruhig anfassen. Ich habe sie nur vorzeitig aus ihrem Winterschlaf geweckt und zum Wachsen aufgefordert. Das ist ein ganz einfacher Zauberspruch, den wir im ersten Schuljahr in Kräuterkunde gelernt haben. Er funktioniert übrigens auch, um bewusstlose Menschen zu reanimieren."
Myriel nahm die Zwiebel nun in die Hand. Sie fühlte sich echt an. Kein Plastik, kein versteckter Mechanismus. Total belämmert sah sie Tom an. Der hatte inzwischen seine Tasse über eine Tonschale gehalten und ließ sie jetzt aus einiger Höhe hineinfallen. Ein lautes Klirren war zu hören, als die Tasse in hunderte kleiner Scherben zersplitterte. Tom stellte die Tonschale unter Myriels fragendem Blick auf den Tisch. Dann konzentrierte er sich erneut und streckte die Hand aus.
"Reparo", sprach er. Und vor Myriels Augen setzte sich die Tasse von selbst wieder zusammen.
"Das sind nur kleine Zaubersprüche für den Alltag, aber ich weiß nicht, ob ich einen komplizierteren überhaupt noch hinbekäme. Ich bin eigentlich nicht daran gewöhnt, ohne Zauberstab zu zaubern. Aber meiner ist schon vor Jahren kaputt gegangen und einen neuen kann ich nur in der Zaubererwelt kaufen - und genau da will ich eigentlich nicht mehr hin."
Er sah sie nicht an, als er fortfuhr. "Man kann mit Magie fast alles machen: Dinge erschaffen, verwandeln oder verschwinden lassen; Menschen heilen oder verletzen, ihnen seinen Willen aufzwingen... oder auch, sie töten." Das Letzte hatte er sehr leise gesagt.
Myriel fühlte, wie sich ihre Brust zusammenzog, als sie ihn jetzt da sitzen sah. Er wirkte unglaublich einsam und verloren.
Kurz entschlossen stand sie auf, ging um den Tisch herum und zog ihn hoch. Sie legte ihm eine Hand unter das Kinn und zwang ihn sanft, sie anzusehen. Der Schmerz, den sie in seinen blauen Augen sah, traf sie ins Innerste.
"Ich liebe dich", sagte sie ihm fest ins Gesicht, "Du bist für mich wie ein Sohn. Ich weiß, dass du viel Schlimmes erlebt hast; ich weiß auch, dass du dir Vorwürfe machst, weil du deinen Onkel getötet hast; aber das alles zählt für mich nicht, denn ich liebe dich. Du bist mein Tom, selbst wenn du ein Zauberer bist, das ändert nichts an dem Menschen, den ich in diesen fünfzehn gemeinsamen Jahren kennen und lieben gelernt habe. Ist das klar?"
Toms Augen hatte sich während Myriel sprach verändert. Der Schmerz war langsam einem verwunderten Ausdruck gewichen, dann waren Tränen der Erleichterung in die blauen Augen getreten und hatten seinen Blick verschwimmen lassen.
Als sie zu Ende gesprochen hatte, sah er sie einen Moment sprachlos an, dann warf er ihr die Arme um den Hals und drückte sie fest an sich. "Myriel, du bist das Beste, was mir je passiert ist! Ich verdiene dich gar nicht, du bist so gut zu mir...! Myriel, danke!" Für Tom war einer der ganz wenigen Träume, die er sich erlaubte, wahr geworden.
Sie blieben lange so ineinander verschlungen stehen. Endlich löste sich Tom von Myriel und beide setzten sich wieder.
"Also, jetzt möchte ich aber dein magisches Fotoalbum anschauen. Sind das hier deine Eltern?"
Tom rutschte mit seinem Stuhl neben Myriel und begann, ihr anhand der einzelnen Bilder die Zaubererwelt und seinen eigenen, ungewöhnlichen Platz darin zu erklären. Ganz am Ende des Albums lag außer einem Zeitungsausschnitt, der die Familie seines Freundes Ron in Ägypten zeigte, auch ein neueres Foto von Harry, Ron und Hermione in Hogsmeade.
"Hier, das waren meine beiden besten Freunde in Hogwarts, der Zaubererschule, Ron Weasley und Hermione Granger. Und das hier war ich, Harry Potter."
Myriel betrachtete den schwarzhaarigen, grünäugigen, bebrillten Jungen mit der blitzförmigen Narbe auf der Stirn, der ihr stumm zuwinkte. Er war damals schon schmächtig gewesen; mittlerweile wunderte es sie nicht mehr, dass sie ihn anfangs zwei Jahre zu jung geschätzt hatte. Die schwarzen Haare und grünen Augen gefielen ihr. Sie hatte gewusst, dass Tom sich die Haare färbte, doch ihr war nie aufgefallen, dass er farbige Kontaktlinsen trug.
"Tom, diese Narbe...?"
"Erinnerst du dich, was ich dir vorhin über Voldemort erzählt habe? Der mich umbringen wollte - vermutlich immer noch will, wenn man's genau nimmt?"
Myriel nickte.
"Nun, diese Narbe bekam ich, als er das erste Mal versuchte, mich umzubringen, - mit demselben Fluch, mit dem ich meinen Onkel umgebracht habe, glaube ich - und es nicht schaffte. Es hat ihn beinahe vernichtet, aber eben nur beinahe. Das hat mich so berühmt gemacht, dass jeder in der Zaubererwelt meinen Namen kennt. Und von meiner Narbe weiß. Man nannte mich 'Der-Junge-der-Lebt', und laut einer Prophezeiung soll ich Voldemort umbringen."
Myriel war geschockt. Das konnte man doch von einem Kind nicht verlangen! Gut, inzwischen war Tom auch seine dreißig Jahre alt, aber als er es erfahren hatte, konnte er noch keine sechzehn gewesen sein. Einem so jungen Menschen solch eine Verantwortung aufzubürden, das war unverantwortlich!
"Bevor du fragst, ich verstecke die Narbe seitdem mit Make-Up. Das funktioniert besser als jeder Zauberspruch. Die kommen gegen den mächtigen Fluch, der die Narbe hervorgebracht hat, nämlich nicht an. Muggelprodukte dagegen schon. "
"Muggel - war das das Wort für nicht-Zauberer?"
"Für nicht-magische Menschen, genau."
Myriel betrachtete nun wieder das Foto, auf dem Ron und Hermione gerade angefangen hatten zu streiten. Doch sie hatte nur Augen für Harry Potter, den Jungen, der Tom früher einmal gewesen war. Auf dem Bild hatte er die melancholischen Linien um den Mund noch nicht, auch wenn seine Augen damals schon ein wenig traurig lächelten.
"Sag mal, das hier ist doch, bevor dein Onkel dich angegriffen hatte; aber du siehst trotzdem sehr traurig aus. Woran liegt das?"
"Die Dursleys haben mich auch früher nicht gut behandelt. Ich war immer nur das ungeliebte ...hmmm, Stiefkind, könnte man sagen. Und später musste ich immer Angst vor einem Angriff Voldemorts haben, der nicht nur mich, sondern auch all meine Freunde bedrohte. Mehrmals musste ich zusehen, wie er oder seine Anhänger meine Mitschüler umbrachten..."
Tom begann nun, Myriel von seiner Zeit in Hogwarts und dem ewigen Kampf gegen Voldemort zu erzählen. Draußen ging die Sonne unter, immer weniger Geräusche drangen von der Straße herein. Und immer noch redete Tom, während Myriel zuhörte und versuchte, die tausend neuen Eindrücke zu verarbeiten und zu begreifen, was Tom in seiner Kindheit alles erlebt und erlitten hatte.
Etliche Teekannen, Butterbrote und einige Tränen von Seiten Myriels später saßen Myriel und Tom nebeneinander auf dem Ausklappsofa in Toms Schlafzimmer. Beide waren müde, doch während Myriel nachdenklich und traurig über Toms hartes Schicksal nachsann, fühlte Tom sich beinahe glücklich. Er hatte Myriel alles erzählt, all seine Geheimnisse und Abnormalitäten, und sie hatte alles angenommen und als Teil von ihm akzeptiert. Er fühlte sich, vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben, wirklich verstanden.
"Du, Tom?", kam Myriels müde Stimme.
"Hm?"
"Kann man eigentlich nur auf Besen fliegen, oder auch so?"
Tom dachte einen Moment nach, bevor er antwortete.
"Nein, es gibt zwar auch fliegende Teppiche, verzauberte Autos und andere Artefakte, außerdem kann man auch auf magischen Tieren fliegen - aber einfach so, das kann glaube ich niemand."
"Och schade, ich hätte gerne gewusst, wie das so ist, zu fliegen..."
"Hmmm... ich kann mich zwar nicht selbst schweben lassen, aber vielleicht..." Tom stand nachdenklich auf und schaute Myriel an. Dann machte er eine schnippende und fegende Geste mit der rechten Hand und murmelte "Wingardium Leviosa." Myriel spürte plötzlich das Sofa nicht mehr unter sich. Schläfrig schaute sie nach unten - und war sofort hellwach. Sie schwebte!
Tom lächelte sie an. "Oh, wie schön, es funktioniert! Und es ist nicht mal so anstrengend, wie ich gedacht hatte! ...Magst du eine Runde ums Haus drehen, oder fürchtest du dich?" Er strahlte seine Freundin an.
Myriel hatte sich vom ersten Schrecken erholt und fing an, das Gefühl zu genießen. "Ich vertraue dir vollkommen, das weißt du doch. Ich möchte gerne einmal richtig hoch über der Straße fliegen!"
"Dein Wunsch ist mir Befehl!", sprach Tom mit einem Lächeln und schwenkte die linke Hand in einer lockeren Geste, um das Fenster zu öffnen. Mit der anderen Hand dirigierte er Myriel hinaus. Dort hing sie nun, fünf Stockwerke über dem Erdboden, und fühlte sich absolut schwerelos. Tom ließ sie in einem weiten Bogen über die Hausdächer der Nachbarschaft schweben. Es war Neumond, niemand würde sie sehen.
Endlich holte er Myriel zurück ins Zimmer und löste den Schwebezauber.
"Hmmm..., schade, ich könnte mich an das Gefühl gewöhnen...", meinte die fast fünfzigjährige Frau vergnügt.
"Tut mir leid", kam Toms Antwort, "aber mehr ist nicht drin. Zauberei ist auch anstrengend, besonders, wenn man keinen Zauberstab hat, um seine Magie zu konzentrieren..." Er gähnte herzhaft.
Myriel schmunzelte. "Na, dann komm, mein großer Zauberer, ich bring dich ins Bett."
Sie lachten beide.
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