Love changes Everything | By : Elbenstein Category: German > Books Views: 1498 -:- Recommendations : 0 -:- Currently Reading : 0 |
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In dieser
Nacht brachten die drei Gefährten fast fünfundzwanzig Meilen hinter
sich. Mittlerweile trug nicht mehr der Waldläufer die kleine Diana vor
sich auf dem Pferd, sondern Artemis. Entreri hatte seinen Umhang, wie zuvor
schon Drizzt, um sich geworfen und in einer kleinen Mulde lag der Säugling.
Das Kind schlief ruhig während sie eine Meile nach der anderen zurücklegten.
Artemis überkam das Gefühl, ein kleines Wesen, das so unschuldig und
zerbrechlich war, beschützen zu wollen. Seit er Diana das erste Mal am
Vormittag auf seinem Schoß hatte und er an seine eigene Kindheit denken
musste, wollte Entreri das Baby jetzt behüten. Vielleicht war es ein Wink
des Schicksals. Er wurde alt, die Jahre waren so schnell an ihm vorbei gezogen,
dass er sich nie Gedanken um seine weitere Zukunft machte. Doch nun, als er
vor fünf Jahren mit dem ehemaligen Söldnerführer sich von einem
Abenteuer in das nächste stürzte, hatte sein Alter sich bemerkbar
gemacht. Seine Schnelligkeit ließ nach, zum Glück aber nicht sein
Geschick. Dabei war Jarlaxle der Selbe geblieben. Sein Aussehen war stets dass
eines gut aussehenden Drows und sein Kampfgeschick war fortwährend das
Gleiche.
Zugleich war Drizzt ebenfalls in seine Gedanken versunken. Es gefiel ihm überhaupt
nicht, dass dieser Mann, sein früherer Erzfeind nun das Kind trug. Obwohl
er sich selbst eingestehen musste, dass Diana nicht mehr schrie, seitdem Artemis
das Kind bei sich hielt. Sollte das Baby etwa Entreri mögen? Drizzt schüttelte
den Kopf, um diesen Gedanken sofort aus seinem Kopf zu verbannen. Dem ungeachtet
spukte der Mann in seinem Inneren herum. Nicht mehr so wie früher, sondern
auf eine ganz andere, eine neue Art, die der Waldläufer sich nicht erklären
konnte. Wieder hatte er nur den Wunsch, den nackten durchtrainierten Oberkörper
von Artemis zu berühren, mit seinen Händen über die stahlharten
Muskeln zu wandern. Diese Empfindung wurde stärker, je mehr er sich darüber
Gedanken machte.
“Die Sonne geht auf, hier können wir Rast machen!“, durchbrach
die Stimme von Jarlaxle die Überlegungen von Entreri und Drizzt. Beide
blickten überrascht auf. Sie erkannten, dass sich ein kleines Wäldchen
neben ihnen auftat. Und gar nicht weit entfernt floss ein Bach am Pfad entlang.
Die drei Gefährten stiegen von ihren Pferden und führten sie etwas
abseits des Weges hinter die erste Baumreihe. „Hier sind wir von neugierigen
Blicken verschont“, meinte Jarlaxle, „was denkt ihr?“. Als
er sich daraufhin umdrehte, sah er zustimmendes Nicken.
“Gib mir jetzt Diana, dann kannst’ du dich ausruhen“, sagte
nun Drizzt und kam auf Entreri zu. „Na schön“ antwortete Artemis
trocken. Doch seinem Freund Jarlaxle entging der trotzige Unterton nicht, den
der Mann bei seiner Antwort gut versteckte. Konnte es tatsächlich sein,
dass Entreri dieses Kind mochte? Hatte Diana etwas in ihm geweckt, das Zuneigung
hieß. Der Drow musste innerlich lachen und ihm gefiel der Gedanke. Ihm
entging nicht, dass sein Freund in letzter Zeit unruhiger geworden war. Artemis
suchte nach irgendetwas, wobei er wohl selbst nicht wusste, was ihm fehlte.
Vielleicht war es wirklich das Wohlwollen eines anderen Wesens oder auch Liebe.
Denn der Mann wurde reifer, diese Tatsache konnte Entreri nicht verstecken und
Jarlaxle beobachtete es schon seit geraumer Zeit.
Artemis,
Jarlaxle und Drizzt, der die kleine Diana auf seinem Schoß hielt, ruhten
sich im Schatten der großen Bäume aus. Die Sonne stand gerade im
Zenit.
“Ich brauche jetzt etwas Sonnenlicht“, verkündete Artemis plötzlich,
als er sich von dem moosbedeckten Waldboden erhob. Jarlaxle zeigte keine Regung,
während er weiterhin an einem Baustamm lehnte und sein linkes Auge geschlossen
hielt. Die Augenklappe trug der Dunkelelf an diesem Tag auf der rechten Seite.
Seinen breitkrempigen Hut hatte er sich tief ins Gesicht gezogen und schien
zu schlafen. Doch Entreri wusste es besser, dieser Drow war schneller kampfbereit,
als dass er bis Eins zählen konnte. Drizzt saß nur ein paar Fuß
von ihm entfernt und schaute nun zu Artemis auf. „Ich komme mit“,
erklang jetzt seine Stimme. Auch er stand auf, wobei er sich vorsichtiger als
sonst bewegte, um das Bündel vor seinem Bauch ruhig zu halten.
“Wie du meinst“, war Entreri’s trockene Reaktion.
Beide gingen nur wenige Schritte, bis sie den Schatten der Bäume verlassen
hatten und an dem schmalen Bach standen. Kleine und große Steine säumten
den Verlauf des Gewässers und die Sonne spiegelte sich auf der Oberfläche.
Drizzt setzte sich direkt in das Gras, wobei er nun das Bündel abnahm und
es neben sich legte. Sein Körper benutzte er dazu, der kleinen Diana weiterhin
Schatten zu spenden.
Entreri dagegen tat etwas, was Drizzt total aus der Fassung brachte. Artemis
knöpfte langsam seine Lederjacke auf und ebenso langsam zog er sie letztendlich
aus. Seine Bauchmuskeln bewegten sich spielerisch, als er den Oberkörper
streckte, um sich gleich darauf ins Gras fallen zu lassen. Drizzt versuchte
schnell seinen Blick Diana zu zuwenden, wobei er den Mann weiterhin in den Augenwinkeln
beobachtete. Der Waldläufer hatte das Gefühl rot angelaufen zu sein
und hoffte inständig, dass man ihm nichts ansah. Er konnte sich einfach
seine Empfindungen nicht erklären. Solch eine körperliche Anziehung
hatte er in seinem Leben nur für eine Person erlebt, und zwar für
Catti-brie.
Doch diese Frau war für ihn unerreichbar geworden. Das, was wohl der Drow
vor nur nicht einmal ganz zwei Jahren für unmöglich gehalten hatte,
war eingetreten. Ein neuer Mann tauchte in dem Leben seiner besten Freundin
auf. Wie bereits lange Jahre davor, zwischen Wulfgar und ihr, trat er bei dieser
Beziehung erneut in den Hintergrund, aber diesmal mit Folgen. Drizzt verkraftete
seinen Liebesschmerz nicht und ein heftiger Streit entflammte zwischen Catti-brie
und ihm. Die Konsequenz war, dass der Waldläufer sich alleine auf Wanderschaft
begab. Weg von der Frau, die seit ihrer ersten Begegnung tief in seinem Herz
einen festen Platz einnahm.
Als er nun Artemis vor sich sah, der mit geschlossenen Augen ruhig im Gras vor
ihm lag, setzte sich Drizzt wieder aufrecht hin, um den attraktiven Körper
weiter mustern zu können. Vielleicht waren es in diesem Moment die schmerzlichen
Erinnerungen an seine Freundin, wieso er sich zu dem Mann so angezogen fühlte.
Er kannte ihn schon nun seit fünfzehn Jahren und auch er spukte nicht selten
in seinen Gedanken. Vermutlich war es die Unantastbarkeit der beiden Menschen,
die diese Anziehung hervorruft, sagte Drizzt zu sich selbst. Er wusste es nicht
und im selben Moment war es ihm plötzlich egal, als er Artemis beobachtete.
So verging
der Mittag sehr schnell. Als die Sonne langsam Richtung Süden wanderte,
riss das Schreien von Diana Artemis aus seinem wohlverdienten Schlaf. Er öffnete
die Augen und drehte seinen Kopf hinüber zu dem kleinen Wäldchen.
Drizzt war gerade dabei, die Ziege zu melken, während Jarlaxle das Kind
auf dem Arm hielt. Beinahe hätte Entreri laut gelacht, denn es sah stets
grotesk aus, wie sein Drowfreund das Baby im Arm hielt, als ob es etwas Gefährliches
wäre.
Artemis stand auf, streckte sich kurz, um seinen Schlaf aus den Gliedern zu
bekommen und ging hinüber zu den zwei Gefährten. Im Gehen streifte
er sich seine Lederjacke über. Dann stand er direkt vor Jarlaxle und grinste
ihn an.
“Hier, nimm du sie!“, drang die Stimme des Drows an die Ohren von
Drizzt, als dieser Entreri ansprach. Am liebsten wäre er in diesem Moment
aufgesprungen und hätte gesagt, dass er Diana halten wollte, doch im letzten
Augenblick überlegte er es sich anders. Er war eifersüchtig auf Artemis.
Konnte es wirklich so sein? Doch der Säugling schien diesen Mann tatsächlich
zu mögen. Welche Ausstrahlung er gegenüber dem Kind auch hatte, sobald
es in seinen Armen lag, wurde Diana ruhig und keine Minute später, hörte
das Geschrei auf.
“Sie mag dich wohl“, sprach jetzt Drizzt zu Artemis gewandt. Er
versuchte dabei seine Eifersucht runter zu schlucken, um keinen neuen Streit
vom Zaun zu brechen. Es schien dem Waldläufer wohl gelungen zu sein, denn
keiner der Beiden antwortete mit einem abfälligen Kommentar.
Am Nachmittag ruhten sich die drei Gefährten in ihrem stillen Rastplatz
im Schatten der Bäume aus. Drizzt hatte die Augen geschlossen und schien
ruhig zu schlafen. Er merkte nicht einmal, dass es jetzt Jarlaxle war, der ihn
stets aus den Augenwinkeln beobachtete. Der Drow machte sich seit dem heutigen
Tag seine eigenen Gedanken über diese beiden Kämpfer. Er kannte die
Feinde nur in der Situation, dass sie eine glänzende Leistung im Kampf
zum Besten gaben, aber nicht so friedlich. Jarlaxle dachte, dass Artemis wohl
vor einigen Tagen zum ersten Mal während ihrer langwierigen Freundschaft
ihm gegenüber bewiesen hatte, dass sein Groll gegenüber dem Waldläufer
ein für alle mal verflogen sein musste. War es wirklich dieser kleine Säugling,
der diese Empfindung bei Entreri hervorbrachte? Er wollte die Beiden wachsam
in den Augen behalten. Dabei kreisten seine Gedanken über den grandiosen
Kampf im Kristallturm, den er selbst organisiert hatte. Auch an das Gespräch
mit Drizzt, der Sohn von Zaknafein, seinen früherer Freund. Wie sehr sich
Vater und Sohn ähnelten.
Während Jarlaxle über die Vergangenheit nachsann und sich dabei wichtige
Details in sein Gedächtnis rief, schaute er weiterhin den Waldläufer
an, mehr beiläufig als bewusst. Erst als sich Drizzt bewegte und aufwachte,
wusste der Drow, dass er seinen Gefährten die ganze Zeit über angestarrt
hatte. Diskret ließ er darauf seinen Blick von dem Dunkelelfen ab.
Später am Abend, war Diana dann versorgt. Die drei Gefährten hatten
ebenfalls etwas zu sich genommen und machten sich nun wieder auf den Weg.
Diesmal hatte Drizzt das Bündel vor sich und Artemis ritt neben ihm. Jarlaxle,
der die Nachhut bildete, beobachtete die Beiden genau. Zwischen den Kontrahenten
bahnte sich ein neuer Streit an. Diesmal kämpften sie nicht, um ihre Stärke
zu beweisen, sondern um dieses Kind. Bei dem Waldläufer konnte er sich
diese Gefühlsregungen gut vorstellen, doch nicht bei Entreri. Es schien,
als hätte er plötzlich das Baby in sein Herz geschlossen. Jarlaxle
schmunzelte.
Auch diese
Nacht verlief ruhig und ohne Zwischenfälle, außer dass sie ab und
zu der kleinen Diana ihre Milch geben mussten. Am nächsten Morgen, kurz
vor der Morgendämmerung erreichten sie ein Wegschild. Es zeigte nach Westen
und verriet ihnen, dass die nächste Siedlung nur noch fünf Meilen
entfernt war.
Zielsicher ritten sie weiter, als nach einer Stunde ein verwittertes Ortschild
ihnen den hundert Fuß entfernten Dorfeingang zeigte.
“Wenta“, las Jarlaxle seinen beiden Begleitern vor, „Los geht’s!“
und wollte sein Pferd soeben weiter antreiben.
“Halt!“, warf Drizzt ein, „Wir sollten zuerst einmal einen
Plan ausarbeiten, bevor wir einfach mit Diana in diesem Dorf hineinmarschieren“.
Artemis nickte zustimmend und sagte, „Drizzt hat Recht, wir können
nicht, mir nichts dir nichts, in den Ort spazieren und ihnen ein Säugling
übergeben“.
Jarlaxle’s Antwort war nur ein Schulterzucken und so lenkte er daraufhin
sein Pferd den Weg zurück, auf den sie soeben entlang geritten kamen.
Nur achthundert hundert Fuß entfernt fanden die drei Gefährten ein
Versteck, wo sie sich vor neugierigen Blicken schützen konnten. Ein dichter
Tannenwald gab ihnen die nötige Deckung.
“Wie sieht denn euer Plan aus?“, fragte Jarlaxle wissbegierig, während
er von seinem Pferd stieg. Doch niemand antwortete ihm. Stattdessen breitete
sich eine unheimliche Stille zwischen den drei Gefährten aus, nur der Gesang
der Vögel war zu hören. Jeder schien in seinen Gedanken versunken
zu sein.
Drizzt saß, mit Diana auf dem Schoß, auf dem Waldboden, gleichzeitig
beschritt Artemis nachdenklich einen kleinen Kreis innerhalb ihres Versteckes.
Jarlaxle lehnte gemütlich gegen einen Baumstamm und schaute sein zwei Kameraden
zu.
Plötzlich blieb Entreri stehen und sprach mit ruhiger Stimme, „Ich
habe mir die Häuser angeschaut, als wir am Dorfeingang ankamen. Sie wirken
ziemlich alt und erbärmlich. Soll Diana wirklich so aufwachsen?“,
fragte er in die kleine Runde.
„Ich begleite euch bis zum nächsten Dorf, dann werden wir sie den
Bewohner dort übergeben“, kam die Antwort von Drizzt darauf und schaute
zum dem Baby hinunter.
Dann sahen sich der Waldläufer und Artemis in die Augen und nickten zustimmend.
So dann drehten sie ihre Köpfe dem Drow zu, der immer noch lässig
am Baumstamm gelehnt saß.
“Wenn ihr meint“, antworte Jarlaxle gleichgültig und schob
sich dabei seinen breitkrempigen Hut tief ins Gesicht. „Ich werde erst
Mal ein Nickerchen halten“.
“Gute Idee“, entgegnete Artemis, „Doch Diana sollte erst Mal
versorgt werden“, sprach er weiter.
Hatte sich Drizzt verhört oder kamen die Worte wirklich von diesem Mann,
der sich sonst um nichts und niemanden Gedanken machte. Doch der Waldläufer
versuchte seine Fassung zu bewahren und tat so, als hätte Entreri gar nichts
gesagt. Jarlaxle jedoch, entging der besorgte Unterton in der Stimme seines
Freundes nicht. Schon letzte Nacht war er zu dem Schluss gekommen, dass die
Beiden einen neuen Kampf ausfochten, und zwar wer das Kind zu sich nehmen durfte.
Es schien ihm zu paradox, aber in Artemis war vor zwei Tagen eine Wandlung vonstatten
gegangen, die selbst er, der ehemalige Söldnerführer sich nicht erklären
konnte. Er, der stets den anderen zwei Schritte voraus war. Der Gedanke, dass
sein Freund zu einem besseren Leben übergehen könnte, war noch weit
entfernt, oder doch nicht? Ein Lächeln blitzte plötzlich in seinem
Gesicht auf, es entging jedoch seinen zwei Gefährten, die soeben damit
beschäftigt waren, die kleine Diana zu versorgen.
Als die
Abenddämmerung einsetzte, schwangen sich die Drei auf ihre Pferde, wobei
nun Artemis wieder das kleine Bündel, in dem Diana lag, vor sich gebunden
hatte. Drizzt ritt dicht in seiner Nähe, weil er dachte, der Mann könnte
sich nicht genügend um das Baby kümmern. Stattdessen beobachtete er,
wie Entreri immer wieder auf den Säugling achtete, der vor ihm, in der
kleinen Mulde schlief. Drizzt wurde das Gefühl nicht los, dass er Diana
vor sich haben sollte und nicht dieser gefährliche Mann, und das entging
Jarlaxle nicht. Der Waldläufer konnte seine Blicke im Rücken spüren.
Er wusste, dass dieser Drow Artemis Freund war und dass er ihm wahrscheinlich
blindlings vertraute. Die letzte Begegnung mit dem Meuchelmörder lag nun
fünf Jahre zurück. Fünf lange Jahre, in denen viel passiert war.
Konnte er dem Dunkelelfen trauen? Jarlaxle war stets auf seinen eigenen Vorteil
bedacht gewesen und dieses Verhalten hatte sich wohl kaum geändert, aber
er war nun mit seinem ärgsten Feind von damals befreundet. Drizzt’s
innerer Kampf, Artemis in der Sache Diana zu vertrauen, dauert die ganze Nacht
an. Wobei er immer öfters sehen konnte, das Entreri sich wirklich Sorgen
um das Kind zu machen schien.
Artemis Gedanken drehten sich bei ihrem Ritt durch die Dunkelheit um seine eigene
Vergangenheit. Ja, er hatte beschlossen, dem kleinen Wesen, was ruhig an seiner
Brust schlief, eine bessere Zukunft zu geben. Diana sollte nicht erfahren, was
Armut und Hunger bedeutet oder was es heißt, keine Liebe geschenkt zu
bekommen. Und ein anderer Gedanken schoss ihm plötzlich durch seinen Kopf.
Wenn sie es nicht schaffen sollten, für das Kind eine Familie zu finden,
die es nicht wie ihre eigene Tochter lieben würden, dann wäre er für
Diana da. Doch diese Überlegung wollte er weit nach hinten in sein Gedächtnis
verdrängen, es sollte die letzte Option darstellen, die er während
seinem eigenen inneren Kampf ausfechtete.
Noch lange
bevor die Morgendämmerung einsetzte, hatten die drei Gefährten zur
Rast angehalten, nicht nur um die kleine schreiende Diana zu versorgen, die
Hunger hatte, sondern auch, weil sie das nächste Dorf erreichten.
Während Drizzt jetzt wieder das Kind auf dem Arm hielt, war es diesmal
Artemis, der den kleinen Wasserkessel mit Milch, dem Waldläufer reichte,
damit der Säugling gefüttert werden konnte. Auf Jarlaxle’s Gesicht
breitete sich ein Lächeln aus, denn seine beiden Begleiter sahen damit
so zufrieden mit sich selber aus. Zudem war es so ein seltsames Bild, den berüchtigten
Meuchelmörder und den ebenfalls allbekannten Drizzt Do’Urden in solch
einer harmonischen Szene zu beobachten. Sein Grinsen wurde immer breiter und
er wäre beinahe lauthals in schallendes Gelächter ausgebrochen.
Kurze Zeit später entbrannte erneut die gleiche Diskussion vom Vortag und
Drizzt und Artemis überstimmten Jarlaxle. Sie sollten es in der nächsten
Siedlung versuchen war der Entschluss. Der Drow wurde dabei das Gefühl
nicht los, dass beide Gefährten sich nicht vom dem Kind trennen wollten,
doch diesen Gedanken behielt er zurück. Er erkannte, dass Diana keine besseren
Beschützer finden könnte, als Drizzt Do’Urden, Artemis Entreri
und seiner eigenen Wenigkeit.
Nachdem die Sonne im Osten aufgegangen war legte sich Jarlaxle erneut in den
Schatten eines Baumes und ließ so den Tag verstreichen. Drizzt tat es
ihm gleich, wobei er stets ein wachsames Auge auf den Säugling hatte. Artemis
dagegen, war in die Siedlung vor ihren gegangen, um einige Vorräte auffüllen
zu können.
Nach einer Stunde kam er mit einer prall gefüllten Satteltasche zurück
und sah sehr mit sich selbst zufrieden aus. Jarlaxle konnte sich vorstellen,
was seinem Freund dieses Lächeln ins Gesicht zauberte. Das Dorf wirkte,
wie schon das vorangegangene, sehr arm und sie würden das Kind mindestens
einen weiteren Tag behalten.
Als nun die Sonne den Mittag ankündigte, war es wieder Artemis, der seine
Lederjacke abstreifte und mit nacktem Oberkörper in der Mitte der drei
Gefährten stand. Zuerst bekam es Drizzt nicht mit, da sein Blick stets
auf Diana neben ihm ruhte. Doch als er seinen Kopf zu Artemis wandte, war der
Drow plötzlich wie vom Blitz getroffen. Wie sehr er es doch begehrte diesen
Körper zu berühren. Der Waldläufer hatte noch den Rest von Entreri’s
Hemd. Seine Hand glitt sogleich unbeobachtet hinüber zu seinem Rucksack
und öffnete ihn. Er tat so, als würde er nach etwas suchen, dabei
tastete der Drow den Leinenstoff ab, der vor einigen Tagen noch zu Artemis Hemd
gehörte. Eine Woge der Leidenschaft flammte in ihm auf, als seine Finger
langsam über den Stoff streiften und er sich nichts mehr wünschte,
als nur einmal die nackte Haut des Mannes zu berühren, der diese Gefühle
in ihm geweckt hatte.
Währenddessen machte es sich Artemis in der Sonne bequem, in dem er sich
in das saftig grüne Gras legte. Er schloss seine Augen, seine Hände
ruhten unter dem Kopf und er empfand ein unheimliches Glücksgefühl.
Sie behielten die kleine Diana mindestens noch einen weiteren Tag. Es war die
Zeit, in der er auf das Kind aufpassen konnte. Wo er mitbestimmen konnte, dass
sie eine bessere Zukunft als er selber haben würde. Dieser Gedanke beruhigte
ihn und ließ in darüber in einen tiefen und erholsamen Schlaf fallen.
Der Geruch gebratenen Fleisches ließ Artemis erwachen. Tief zog er den
Duft in seine Nase ein und öffnete dabei die Augen. Er streckte seine Arme
aus und setzte sich langsam auf. Drizzt war gerade dabei, einen Hasen über
einem kleinen Feuer zuzubereiten. Jarlaxle saß etwas abseits und hatte
Diana auf dem Arm. Plötzlich sah der Drow nicht mehr so unbeholfen aus.
Das Bild ähnelte eher einer Familienszene, wie ein Großvater, der
seine Enkelin freudestrahlend und stolz auf dem Arm halten würde. Entreri
musste darüber schmunzeln.
“Hmmm, ich bekomme Hunger“, sagte Artemis plötzlich in das
Schweigen seiner Gefährten hinein. Gleichzeitig drehten Drizzt und Jarlaxle
ihre Köpfe zu dem auf dem Gras sitzenden Mann.
“Ausgeschlafen?“, kam die Frage von seinem Freund.
“Ich habe noch nie besser geschlafen“, antwortete Entreri und musste
dabei innerlich lachen.
“Dann kannst du ja jetzt Diana ihre Milch geben“, hörte er
Jarlaxle sagen, während Artemis sich aufrichtete und erneut streckte.
Stattdessen beobachtete Drizzt den Körper des Mannes, der nur einige Fuß
vor ihm stand, aus den Augenwinkeln. Doch die Worte des Drow rissen ihn sofort
aus seinen Träumereien. Er wollte nicht, dass Entreri Diana füttern
würde. Wahrscheinlich hätte Artemis dann wohl auch wieder den Säugling
über die Nacht vor sich auf dem Pferd. Ja, der Waldläufer war eifersüchtig.
Er wollte nicht, dass sich ein ehemaliger Meuchelmörder um so ein kleines
unschuldiges Geschöpf kümmern würde. Auch wenn er zugeben musste,
dass sich dieser Mann mit den Jahren sehr verändert hatte. Aber Drizzt
versuchte seinen Ärger herunter runter zu schlucken, nur das Funkeln seiner
Augen verriet jetzt noch sein Missfallen.
So verging der restliche Nachmittag ziemlich ruhig, wobei sich der Waldläufer
instinktiv zurückzog. Dabei waren seine Augen jedoch wachsam auf Artemis
gerichtet, der die kleine Diana auf seinen Armen hielt.
Doch die eigentliche Tatsache, die jetzt Drizzt mehr aus der Fassung gebracht
hatte, war die unheimliche Anziehung des Mannes, die auf ihn wie ein Magnet
wirkte. Für den Drow war es immer nur „Artemis Entreri“ und
alleine dieser Name versprach früher Ärger. Jetzt war er aber ein
Mann, wie er selbst, mit einem gepflegten Äußeren und attraktiv dazu.
Seine langen schwarzen Haare fielen ihm über die Schultern und umspielten
die anziehenden Gesichtszüge im Licht der Abenddämmerung.
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