Ferien bei Hermine | By : CP Category: German > Harry Potter Views: 54501 -:- Recommendations : 0 -:- Currently Reading : 0 |
Disclaimer: Ich besitze weder Harry Potter, noch deren Charaktere. Durch diese Geschichte verdiene ich kein Geld. I do not own Harry Potter, nor the characters from it. I do not make any money from the writing of this story. |
Drittes Kapitel: Orangene Überraschung
Lesedauer: ~40 Minuten
Harry half Hermine, den Tisch abzudecken. Durch den Kuss waren sie viel länger mit dem Frühstück beschäftigt gewesen als erwartet. Sie hatten sich sehr lange Zeit gelassen, weil sie die Gesellschaft des jeweils anderen zu sehr genossen, um fortzugehen. Er musste unweigerlich feststellen, dass Hermine und er ein romantisches Paar waren und er fragte sich, warum ihm dies nicht schon vor einiger Zeit klar geworden war.
Um nicht den ganzen Tag faul herum zu hängen, beschlossen Harry und Hermine in die Winkelgasse zu gehen. Harry, der für die gesamten Sommerferien nur noch Gallonen, Sickel und Knuts übrig hatte, wollte einige davon in Muggelgeld umtauschen, damit er insbesondere etwas für Hermines Geburtstag zur Verfügung hatte.
„Habt ihr eine Garage?“, fragte er Hermine plötzlich.
Hermine war überrascht ob der Frage. „Klar“, antwortete sie, „komm, ich zeig dir wo. Ich weiß zwar nicht, was du vorhast, aber du musst sie räumen, bis meine Eltern zurückkommen. Normalerweise stehen ihre Autos dort drinnen.“
„Kein Problem“, sagte er lächelnd, „Ich brauche nur einen Ort um uns ein Auto zu zaubern, damit wir in die Winkelgasse fahren können. Flohpulver funktioniert hier ja nicht, oder?“
„Stimmt“, bestätigte sie.
„Du weißt ja, wir müssen aufpassen, dass uns keine Muggel sehen. Und in die Garage kann ja keiner außer uns hineinschauen.“
„Komm mit!“, sagte Hermine und zog ihn hinter sich her. Ihre weiche, warme Hand fühlte sich gut an, sodass er sie kaum loslassen wollte als sie vor der Garagentür standen. Sie traten ein, Hermine schloss die Tür und sogleich fing Harry mit seinem Zauber an. Es war kompliziert, ein Auto hervorzuzaubern, vor allen Dingen deswegen, weil Magier keine Fahrzeuge benutzten und überall hin apparieren konnten. Muggelutensilien herzustellen gehörte zu den Königsdisziplinen eines Magiers, sodass Harry sorgfältig darauf achten musste, alles in der richtigen Reihenfolge zu machen. Hier reichte ein Zauber nicht aus. Hermine griff ihm dann und wann unter die Arme, wenn sie ihn rätseln sah und unterstütze ihn mit ihrem ausgeprägten Zauberspruch-Fachwissen, auch wenn sie nicht wusste, wie Harrys Vorstellung aussah. Ein wenig später waren sie fertig und ein Sportkombi stand vor ihnen. Hermine staunte nicht schlecht als sie bewundernd um ihn herum ging.
„Was ist das für ein Fahrzeug?“, fragte sie hellauf begeistert.
Harry musste lachen und fragte sie verspielt: „Bist du dir sicher, dass du das wirklich wissen willst? Du interessierst dich doch sonst nur für Bücher und nicht für Autos.“
„Ja, ich möchte gerne hören wie du über Autos sinnierst. Ihr Jungs seid da ja immer in eurem Element“, grinste Hermine.
„Nun gut“, fing Harry an und machte sich bereit, ihr einen Vortrag über den fahrbaren Untersatz zu halten. „Das ist ein Audi“, sagte er und deutete strahlend auf die vier Ringe auf dem Kühlergrill. Hermine sah interessiert zu als er ihr die großen Lufteinlässe zeigte und sie erblickte einen großen quattro-Schriftzug oberhalb der Spoilerlippe unter dem Kühler. „Also“, fuhr Harry fort und sie konnte ihm ansehen wie viel Spaß es ihm machte, mit ihr über Fahrzeuge zu reden, „wie du vielleicht siehst ist es kein Auto von der Stange. Aber es steht auch nicht daran, was es ist und das ist auch gut so. Verursacht nur Probleme. Es reicht, wenn die Kenner es sehen können.“
„Und? Was ist es für ein Modell?“, fragte sie neugierig.
Harry platzte fast vor Stolz. „Es ist ein RS6 und er gehört zu den stärksten Serienautos aus Deutschland. Aber…“, machte er gedehnt, „er war noch einmal in einem Fitnessstudio und jetzt gehört er definitiv zu den stärksten und schnellsten Autos mit Straßenzulassung die du kaufen kannst.“
„Okay“, antwortete sie fragend, „und, ähm, wie viel Leistung, oder wie man das nennt, hat er denn?“
„Wir reden hier von über tausend PS und weniger als drei Sekunden von Null auf Hundert.“ Als er Hermines fragenden Blick sah, übersetzte er rasch für sie: „Das sind verdammt viele PS und es ist ziemlich schnell.“ Trotzdem wollte er seine Ausführungen vervollständigen und fügte zu guter Letzt ohne auf Hermine zu achten hinzu: „Ein brutal aufgeblasener Turbolader statt den serienmäßigen zwei, vier Liter Hubraum und eine Acht-Stufen-Automatik. Dazu über zwölfhundert Newtonmeter Drehmoment und über dreihundert Kilometer pro Stunde Spitze.
Ich glaube, das wars“, überlegte er laut.
„Du scheinst das Auto wirklich zu mögen“, schloss Hermine.
„Da hast du recht, ich habe schon immer von so einem Biest geträumt. Ich bin wirklich froh, dass ich jetzt in der Lage bin, einen zu fahren.“
„Harry, ich denke, du hast ihn dir nach all den zurückliegenden Vorkommnissen redlich verdient. Wenn du nicht, wer sonst?“ Sie machte eine Pause. „Also stark und schnell, ja?“
Harry brummte und nickte zustimmend.
„Das gefällt mir.
Dann habe ich nur noch eine Frage. Warum ist das Auto so… riesig?“
Harry wurde rot. „Nun ja, ich dachte, wenn wir einmal… du weißt schon… Kinder haben, brauchen wir uns nicht noch ein Auto zuzulegen.“
Hermine strahlte. „Du willst Kinder mit mir? Ist das wahr?“
„Ja…“, antwortete Harry leise und sein Gesicht wurde noch röter.
„Aww. So ein wunderbares Kompliment hat mir noch nie jemand gemacht. Wie kann ich mich jemals dafür erkenntlich zeigen? Komm lass dich knuddeln.“ Sofort zog sie ihn zu sich heran und drückte ihn fest an sich. Er erwiderte ihre Umarmung, hob sie dann hoch und wirbelte sie durch die Luft. Hermine stockte der Atem, bevor sie zu jauchzen anfing und ihm überwältigt einen Kuss auf die Stirn gab. Sie hätte nie erwartet, dass sie Harrys Gesellschaft so angenehm finden würde. Schon jetzt machte sie sich Gedanken darüber, was wohl passieren würde, sollte er einmal nicht in ihrer Nähe sein. Mit Sicherheit wäre sie von ständigem Liebeskummer geplagt und würde nur an ihn denken. Harry war das Beste, was ihr passieren konnte.
Als er sie nun wieder auf dem Boden absetzte, funkelte sie ihn überglücklich an, während sie ihre Hände in seinen Haaren vergrub und sie stark zerzauste. Er hielt sie so fest an sich gedrückt als wolle er sie nicht mehr loslassen.
Nach einer Weile, die sie so verschlungen zusammengestanden hatten, ergriff er vorsichtig das Wort. Offensichtlich war es ihm unangenehm, den intimen Kontakt abzubrechen. „Wir sollten uns fertig machen, dann können wir los. Es ist schon nach Mittag.“
„In Ordnung“, antwortete sie fröhlich.
Sie gingen wieder ins Haus und bereiteten sich auf ihren Ausflug vor. Es würde eine Weile dauern bis sie an ihrem Ziel ankamen und sie mussten vor acht Uhr am Abend zurück sein…
Hermine verschwand kurz im Bad und kam in einer verführerischen Parfümwolke zurück. Von ihrem Duft bezaubert machte sich auch Harry noch einmal frisch bevor er sich zum Gehen anzog. Hermine griff sich ihre juwelenbesetzte Handtasche und zog einen beigen Anorak an. Dazu wählte sie braune Schuhe mit einem kleinen Absatz, der leise klirrte, als sie über die Fliesen schritt. Sie sah in diesem Outfit sehr adrett aus. Harry hatte eine schwarze Jacke und dazu dunkelblaue Schuhe gewählt.
„Wollen wir?“, fragte Hermine und hakte sich bei Harry ein.
„Natürlich“, antwortete er lässig. Sie gingen zum Wagen und stiegen ein. Harry legte den Zündschlüssel in die Mittelkonsole und drückte den Start/Stopp Knopf rechts des Lenkrads. „Das nennt man ‚keyless starten‘“, erklärte Harry ihr. Mit einem bedrohlich tiefen Blubbern erwachte das Monster unter der Motorhaube zum Leben.
„Ui, das klingt aber schon ordentlich“, sagte Hermine bewundernd, zog die Mundwinkel nach unten und nickte anerkennend. „Nicht schlecht, nicht schlecht.“
„Genau deswegen mag ich dieses Ding so“, strahlte Harry und öffnete mit einem Funksender aus Hermines Tasche das Garagentor. Dann ließ er den Wagen hinausrollen bevor er das Tor durch einen Klick wieder hinter sich schloss. Hermine steckte den Sender wieder ein und verstaute ihre Handtasche im Fußraum.
Sie fuhren hinaus auf die leere Straße und bogen an einer großen Kreuzung zu einem Autobahnzubringer ab. „Ich kann nicht schnell fahren“, erklärte er Hermine. „Der Wagen ist neu und muss erst eingefahren werden.“ Der Auspuff des Audi gluckerte zufrieden und der Achtzylinder-Motor bollerte verständnisvoll vor sich hin. „Wenn du magst“, setzte Harry hinzu, „fahren wir danach noch eine Runde, bevor wir nach Hause zurückkehren.“
Hermine sah sich im futuristischen Cockpit um und blickte dann Harry an. „Liebend gerne“, strahlte sie aufgeregt. „Vielleicht sollten wir unser… Date von heute Abend auf morgen vertagen, was meinst du?“
„Wie du willst. Wenn es dir nichts ausmacht. Aber wir können ja trotzdem versuchen, rechtzeitig zurück zu sein.“ Sie fuhren auf die Autobahn und Harry tätschelte behutsam das Gaspedal. Friedlich brummend erwachte der Motor zum Leben und sie beschleunigten rasch. Wie angekündigt hielt er sich zurück. Er hatte einmal in einer Fachzeitschrift gelesen, dass man ein neues Fahrzeug mindestens tausend, besser zweitausend Kilometer einfahren sollte und er hatte vor sich daran zu halten. Das Auto sollte nicht direkt am Anfang bleibende Schäden davontragen, dafür war es zu schön – und zu teuer: gut eine Viertelmillion Euro müsste man inklusive Motorumbau für es bezahlen. Selbst wenn Harry es nicht explizit ‚gekauft‘ hatte, war es jetzt nichtsdestotrotz in ihrem Besitz. Also konnte man doch von einem Kauf sprechen und ihn auch dahingehend werten.
Eine Weile fuhren sie so über die vielbefahrene Straße. „Ich glaube, an der nächsten Abfahrt müssen wir raus“, sagte Hermine schließlich und runzelte die Stirn.
„Ja, stimmt“, sagte Harry mit einem Blick auf das Navigationsgerät. Schon kam auch eine Ansage, die sie aufforderte, abzubiegen, sodass der Audi die Schnellstraße verließ. Die virtuelle Karte lotste sie bis vor die Winkelgasse. Nach einer kurzen Parkplatzsuche stellte Harry den Wagen in einer Schrägbucht nahe des Tropfenden Kessels ab. Neugierig spähten einige Leute zu dem exotischen Gefährt hinüber und manche baten vorsichtig und ein wenig verlegen um eine Probefahrt. Harry willigte freundlich ein, aber nur unter der Bedingung, dass sie pfleglich mit dem Fahrzeug umgingen und es ein wenig einfuhren. Vielleicht hatten sie dann auf dem Rückweg die Gelegenheit, den Audi auszufahren. Unbemerkt sprach er einen mächtigen Zauber, der die Zeit im Wagen langsamer vergehen lassen sollte und den Fahrern somit die Möglichkeit gab, eine größere Fahrtstrecke zurückzulegen.
Hermine hatte sich wieder bei Harry eingehakt und zusammen verließen sie den Parkplatz in Richtung des Tropfenden Kessels. Sie betraten die helle Winkelgasse, wo im Vergleich zu den umliegenden Muggelstraßen geschäftiges Treiben herrschte. Zu allererst besuchten sie die Gringotts Bank und Harry tauschte ein wenig Gold aus seinem Verließ in Muggelgeld um. Als er der Meinung war, dass er ausreichend dessen zur Seite gelegt hatte, nickte er und die beiden schritten hinaus.
„Wofür brauchst du das viele Geld?“, fragte Hermine.
„Ich dachte, es könnte nicht schaden, wenn ich in den letzten Sommerferien und zusätzlich in denen am wenigsten arbeitsreichen ein bisschen Muggelgeld habe, damit wir es uns gut gehen lassen können.“ Er verschwieg ihr bewusst, dass er etwas für ihren Geburtstag beiseite legen wollte. Seine Freundin würde es schon früh genug erfahren.
„Das ist eine durchaus gute Idee“, murmelte Hermine. „Das Wetter ist noch angenehm warm. Was hältst du von einem Eis bei Florean?“, fragte sie mit süßer Stimme. Harry hatte die gleiche Idee. Er stimmte zu und sie machten sich auf den Weg zu dem in Magierkreisen wohlbekannten Eissalon, setzten sich draußen an einen Tisch und bestellten je einen großen Eisbecher. Florean Fortescue war nach dem Fall des Lord Voldemort aus seiner Gefangenschaft befreit worden und hatte sich bald wieder in seinem Eiscafé einquartiert. Er erholte sich durch seine Kunden schnell von den vergangenen Strapazen. Sobald die Becher herangebracht worden waren, begannen die beiden mit dem Schlecken und verdrehten in vollkommener Glückseligkeit die Augen. Harry schluckte und meinte: „Ich habe schon so oft hier Eis gegessen, aber der hier“, dabei deutete er auf den Eisbecher vor sich, „ist der Beste, den ich je hatte. Vielleicht ist es auch einfach nur zu lange her. Oder es liegt daran, dass ich mit einer bezaubernden Dame hier sitze, deren Gesellschaft alles viel angenehmer macht.“
Hermine wurde rot. „Da hast du recht“, pflichtete sie ihm bei. Dann fragte sie mit einem treuherzigen Augenklimpern: „Darf ich mal probieren?“
„Aber natürlich“, antwortete er und schob ihr den Becher hin.
„Dann darfst du aber auch, findest du nicht?“ Ohne eine Antwort abzuwarten nahm sie ihren Eiskelch und stellte ihn vor Harry hin. Sie kosteten beide und waren ebenso hin und weg wie sie es bei ihren eigenen Bechern gewesen waren. Anschließend tauschten sie die Kelche erneut.
„Ich habe nicht nur das Eis geschmeckt“, sagte Hermine und machte eine bedeutende Pause. „Ich habe dich geschmeckt“, ergänzte sie anzüglich.
„Bereitest du dich auf heute Abend vor?“, gab er mit einem schiefen Grinsen zurück.
„Aber natürlich!“, lachte sie und Harry verlor sich einmal mehr in ihrem Gesicht. Hauptsächlich waren es ihre Augen, die seinen Blick wie ein Magnet anzogen. Hermine beobachtete ihn und ihre Augen begannen zu funkeln.
„Hey, Harry“, flüsterte sie, „damit solltest du bis zu Hause warten. Es kommt ein wenig komisch rüber, wenn du mich so gierig anstarrst. Die Leute schauen schon interessiert zu uns herüber. Später kannst du mich selbstverständlich mit deinen Blicken ausziehen, aber jetzt lass es besser gut sein.“
„In Ordnung“, antwortete er ebenfalls flüsternd und sah wieder zurück auf seinen Eisbecher.
Es dauerte eine Weile bis sie aufgegessen hatten. Danach standen sie auf, zahlten und Harry erklärte: „Wir sollten uns besser auf den Weg machen. Ich möchte dir noch etwas in einem Muggelgeschäft kaufen und ich weiß nicht, wie lange sie offen haben.“
„Das ist aber lieb von dir“, erwiderte sie reizvoll und hakte sich erneut bei ihm ein. Sie gingen zurück in den Tropfenden Kessel, traten durch die Tür auf die Straße hinaus und begaben sich zum Parkplatz. Ihr Fahrzeug kam gerade zurück und der Fahrer stieg mit einem riesigen Grinsen aus. „Das Auto, dieser lodernde Motor und der Antritt ist wirklich fantastisch“, rief er begeistert.
„Sie haben sich doch sicher an die Bedingungen gehalten“, stellte Harry bedrohlich fest und der Fahrer nickte eifrig. „Sehr schön!“ Harry nickte zufrieden, der Mann gab ihm seinen Schlüssel zurück und bedankte sich überschwänglich.
Harry und Hermine stiegen in den orangenen Wagen ein und er startete den Motor. Nun, da er warm war, schnurrte er wie ein zutraulicher Tiger. Harry warf einen Blick in das virtuelle Cockpit und auf den Kilometerzähler. Er zeigte die Zahl dreitausend und Harry wunderte sich entgeistert wie der Wagen in der kurzen Zeit von etwa zwei Stunden diese Strecke hatte zurücklegen zu können. „Der Wagen ist fünfmal soweit gefahren wie erwartet. Selbst wenn man mit dreihundert über die Autobahn gefetzt wäre, wären sechshundert Kilometer das Maximum gewesen. Ja, mein Zauber hat seine Funktion mehr als erfüllt“, entgegnete er ein bisschen stolz. „Nun gut, der Wagen ist eingefahren, wir haben jetzt sechzehn Uhr und damit also noch etwa drei Stunden Zeit. Machen wir eine Spritztour?“, fragte er verschwörerisch.
„Machen wir eine Spritztour“, bestätigte Hermine.
„Aber zuerst fahren wir zum Damenausstatter“, erwiderte er fröhlich.
Nachdem Harry an der Turboverwaltung den Rennmodus ausgewählt hatte, der nun einen Ladedruck von etwas über drei Bar durch den gewaltigen Turbolader pumpte, tippte er die linke Schaltwippe am Lenkrad an. Im Cockpit leuchtete ein weißes ‚R‘ auf, das zeigte, dass der Rückwärtsgang eingelegt war. Behutsam fuhr er zurück auf die Straße, tippte dann zweimal auf die rechte Schaltwippe – nun war der Gang S1 eingelegt – und trat das Gaspedal voll durch. Der RS6 erwachte brüllend und sprang in riesigen Sätzen nach vorne. Auf der Straße blieben einige Menschen stehen und drehten sich neugierig zu ihnen um oder hoben einen Daumen in die Höhe. Fast alle grinsten zufrieden und einige winkten ihnen zu. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie sich das Orchester von außen anhörte, doch nach den anerkennenden Blicken zu urteilen musste es ein schöner Klang sein.
Die Reaktion im Wagen kam so plötzlich, dass es Harry und Hermine mit unvorstellbarer Wucht in den Sitz presste. Hermine riss die Augen weit auf, drückte ihre Beine so fest sie konnte auf den Boden und hielt sich mit angsterfülltem Blick am Armaturenbrett fest. „Harry“, schrie sie panisch, „hör auf. Bleib sofort stehen! Stopp habe ich gesagt! STOPP!“
Doch Harry knallte schnell den zweiten Gang ein und sofort hatte ihn das Doppelkupplungsgetriebe gewechselt. Dann ließ er es jedoch dabei bewenden, um Hermine nicht rasend zu machen, und nahm den Fuß vom Gaspedal, während er den Gang zwei weitere Male hochschaltete und die Geschwindigkeit den erlaubten fünfzig Stundenkilometern anpasste. Gleichzeitig setzte er Ladedruck und Fahrzeugkonfiguration auf Standard zurück. Hermines Atem ging stoßweise und sie wandte ihm unvermittelt einen strengen Blick zu. „Mach das nie. Nie. Wieder. Verstanden?“, keuchte sie atemlos.
„Ja, geht schon gut vorwärts, was?“, überging Harry ihr Gebaren. „Ich wollte dir nur zeigen, dass dieser Wagen sehr gefährlich werden kann, wenn man nicht aufpasst. Und das funktioniert am besten, wenn man dich ins kalte Wasser wirft. Ich denke, die Lektion ist mir gelungen.“ Er grinste. Hermine verdrehte die Augen und stöhnte laut. „Du bist unverbesserlich“, erwiderte sie ärgerlich.
„Oh, sieh mal“, rief Harry plötzlich, „wir sind da.“ Er setzte den Blinker und parkte den Wagen an der Straßenseite in einer Parkbucht.
„Da? Wo?“, fragte Hermine argwöhnisch und sah sich schnell um.
„Komm mit!“, sagte Harry und stieg aus. Hermine tat es ihm gleich und er führte sie in ein kleines, unscheinbares Geschäft mit dem Namen Damenausstatter Helena. Sie traten ein und eine hübsche junge Frau, die hinter dem Tresen verweilt hatte, kam mit einem strahlenden Gesichtsausdruck auf sie zu. Sie war kaum älter als Harry, hatte wie er grüne Augen und einen ausgesprochen angenehmen Körperbau. Ein hellblaues Kleid umfloss ihre hinreißende Statur und betonte ihre schlagkräftigen weiblichen Umrisse. Die Absätze ihrer Pumps klirrten leise als sie auf die beiden zukam. „Oh, hallo“, rief sie fröhlich. „Mein Name ist Ms Helena. Was kann ich für Sie tun?“, fragte sie aufmerksam und sah Hermine an. „Vielleicht ein hübsches Abendkleid für die junge Dame?“
Harry räusperte sich vernehmlich und Ms Helena sah zu ihm herüber. Ihr Lächeln büßte ein wenig des Strahlens ein, doch als Harry ihr einen zutiefst vergnügten Blick zuwarf, kehrte es umgehend zurück. Er winkte sie ein wenig näher zu sich heran und flüsterte dann mit ihr, sodass Hermine sie nicht hören konnte. Ms Helena nickte ab und zu zum Zeichen, dass sie verstanden hatte oder unterbreitete leise den einen oder anderen Vorschlag. Als Harry geendet hatte, erwiderte sie beschwingt: „Ja, mein Herr, das kriegen wir hin. Geben Sie uns ein paar Minuten Zeit, ich werde etwas für Ihre Geliebte auswählen und erwarte Sie dann im hinteren Teil am Laufsteg. Bitte folgen Sie den Wegweisern dorthin.
Meine Liebe“, sagte sie dann an Hermine gewandt, „würden Sie bitte mit mir kommen?“ Hermine wollte schon protestieren, doch Harry warf Ms Helena einen vielsagenden Blick zu und sie nickte.
„Ich habe überhaupt keine Ahnung, was hier vor sich geht“, grummelte sie und es war ihr sichtlich unangenehm, einmal nicht im Bilde zu sein. Doch Harry winkte ihr nur zu und machte sich auf den Weg zum Laufsteg, während Ms Helena die widerspenstige Hermine nachdrücklich hinter sich herzog. Harry langte im hinteren Teil des Geschäfts an, setzte sich auf einen einladend breiten, kuschelig bequemen Sessel direkt neben dem Laufsteg und streckte die Füße aus. Dann lehnte er sich zurück während er auf Hermine wartete.
Nach einiger Zeit kam Ms Helena mit ihr zurück. Hermine wirkte in ihrer schier umwerfenden Aufmachung wie eine andere Person. Sie trug ein feuerrotes, trägerloses Kleid, welches oberhalb der Brüste ihre nackte Haut zeigte. Seitlich der Beine war es weit eingeschnitten und umfloss diese in weiten Wellen, als sie auf ihn zukam. Es stand ihr sehr gut und Harry wollte es unbedingt mitnehmen. Das Kleid betonte ihre braune Haarpracht und Harry nickte anerkennend, als Hermine an ihm vorbeilief, am Ende des Steges umdrehte und zurückstolzierte. Hinter ihrem Rücken hob er für Ms Helena, die am Anfang des Laufstegs auf seine Einschätzung wartete, gut sichtbar den Daumen, hielt dann zwei Finger in die Höhe, damit sie ein weiteres auswählte. Die Dame lächelte wissend.
Das zweite Kleid war knallgelb und Harry wusste bereits auf den ersten Blick, dass es nicht seiner Vorstellung entsprach. Zusätzlich zum Kleid hatte Hermine ebenso knallgelbe Handschuhe an, deren Ausläufer bis zu ihrem Oberarm führten. Am Ende des Stoffs an ihren Armen prangten weiße Rüschen und auch das Kleid selbst war am oberen Ende mit Rüschen bedeckt. Es hatte einen ähnlichen Schnitt wie das erste Kleid aber zusätzlich vollkommen überflüssige Träger, die gar nicht dazu passten. Harry zeigte keine Regung als Hermine an ihm vorbeiging, wendete und zurückkam. Er sah sich zu Ms Helena um, machte ein verstimmtes Gesicht und zeigte mit dem Daumen nach unten. Ihr Lächeln verlor ein wenig der Intensität, doch sie neigte leicht den Kopf zum Zeichen, dass sie verstanden hatte. Dann hob Harry drei Finger in die Luft und sie nickte eifrig.
Zum Schluss präsentierte Ms Helena ihm ein Kleid, das ihn vollkommen auf dem falschen Fuß erwischte. Es hatte die gleiche Farbe wie das hinreißende Kleid aus Harrys Tagträumerei vom Tag zuvor. Ihm klappte der Unterkiefer hinunter, denn es passte so hervorragend zu seiner Freundin, dass er gar nicht mehr zu sehen brauchte. Er hob sofort beide Daumen, ohne zu warten bis Hermine an ihm vorüber war. Er würde ihr dieses Kleid kaufen, egal wie teuer es war, egal was es kostete! Es war genau das Kleid in dem er sie an ihrem Geburtstag ausführen wollte. Ms Helena strahlte mit funkelnden Augen und freute sich, das Richtige gefunden zu haben.
Erst jetzt hatte Harry Augen für den Stoff an Hermines Haut. Er betonte ihren fantastischen Körper so wundervoll, dass sich seine Augen sofort mit Herzchen füllten. Ihm wurde heiß und er merkte, dass er funkelnd rot geworden war. Das Kleid hatte einen V-förmigen Ausschnitt mit dezenten Knöpfen. Der Schnitt glich der Bluse in Harrys Traum aufs Haar. Dort hatte Hermine nur die letzten vier Knöpfe geschlossen und schon in dieser Situation viel zu tief in ihren bezaubernden Ausschnitt blicken lassen. Es hob ihre anregenden Brüste himmlisch hervor und auch ihre sonstige Statur wurde vortrefflich gezeichnet. Wie die ersten beiden Kleider hatte auch dieses einen langen modischen Schnitt neben dem rechten Bein. Bei jedem Schritt wehte es wild hinter ihr her und zog Harrys feurigen Blick wie magisch an.
Jetzt, nachdem Hermine wusste, wie bezaubernd Harry sie in dieser Aufmachung fand, kam sie freudestrahlend auf ihn zu und ließ sich extra lange Zeit, um vor ihm zu posieren. Harry nickte ihr aufmunternd zu und als sie am Ende des Laufstegs angekommen war, sich umgedreht hatte und wieder zurückging, sah Harry seine Chance gekommen. Er sprang auf, kletterte selber auf den Laufsteg, ergriff seine Freundin am Arm und wirbelte sie zu sich herum. Sie strahlte ihn an, doch er beachtete es nur kurz.
Seine Hände schlossen sich fest hinter ihrem Rücken, er zog sie so nah wie möglich zu sich heran und sprach mit leiser Stimme: „So, und nur so, will ich dich an deinem Geburtstag sehen. Du siehst einfach göttlich aus, mein Engel!“ Er küsste sie voller Leidenschaft, ließ sie dann los. Hermine sah ihn vollkommen verdutzt an. „Wir sehen uns im Vorraum, Baby“, flüsterte er ihr zu. Hermine drehte sich zaghaft um, ging mit wackligen Beinen zurück zu Ms Helena, die sein stürmisches Auftreten neidisch beobachtet hatte. Harry kletterte vom Laufsteg herunter, folgte den Wegweisern hinaus und wartete dort, bis Hermine sich umgezogen hatte und mit Ms Helena wieder auftauchte.
„Wir nehmen das rote und das grüne, bitte“, sagte Harry, als beide zurückgekehrt waren.
„Sehr gerne, mein Herr“, antwortete Ms Helena süßlich. Sie tippte auf einem Taschenrechner herum und sagte dann: „Das macht dann neunhundertneunundvierzig Euro und neunundneunzig Cent.“ Harry zückte seinen Geldbeutel und zog zwei Fünfhundert-Euro-Scheine hinaus. Ms Helena dankte mit einem Lächeln und gab ihm das Wechselgeld heraus.
Harry nahm der Verkäuferin die Tüte mit den Kleidern ab bevor er und Hermine das Geschäft verließen. Er schloss den Wagen auf, legte die Tüte behutsam auf die Rückbank und stieg dann ein. Während er das Navigationsgerät programmierte, murmelte Hermine leise: „Ich kann nicht glauben, was du da gerade für mich gekauft hast. Harry, das waren fast eintausend Euro für nur zwei Kleider!“
„Na und?“, erwiderte Harry gelassen.
Tränen füllten ihre Augen. „Du hast ohne mit der Wimper zu zucken viel zu viel Geld für mich ausgegeben.“
„Für dich ist das Beste gerade gut genug“, sagte er abwesend und tippte ein wenig verärgert auf dem Display herum, weil das Navigationsgerät nicht tat was er wollte.
Endlich hatte er es fertig programmiert und sah aufmerksam zu ihr auf. Hermine weinte, dicke Tränen tropften aus ihren Augen und ruinierten ihr zurückhaltendes Make-up. „Hey, was ist denn los, mein Engel?“, fragte er bestürzt, doch als er sie so zusammengesunken auf dem Beifahrersitz sitzen sah, verstummte er jäh und schloss sie liebevoll in die Arme soweit dies in dem beengten Cockpit möglich war. Er gab ihr einige zärtliche Küsse, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Scheinbar funktionierte dies außerordentlich gut. Dann reichte er ihr ein Taschentuch und sie tupfte sich die verweinten Augen. Sie waren zwar immer noch rot verquollen, doch bis sie wieder zu Hause waren, würde sich das sicher gelegt haben.
„Alles okay?“, fragte Harry sanft. Hermine nickte, dann brachte sie ein schiefes Lächeln zustande. Schüchtern hob sie ihre linke Hand und strich verführerisch über seine Wange. „Ich würde jetzt gerne eine Spritztour machen“, schnurrte sie anziehend und Harry errötete heftig. Sie zog einen buschigen Pinsel und Make-up aus ihrer Tasche und besserte die verwischten Stellen auf ihrer Haut mit Hilfe des Spiegels in der Sonnenblende des Fahrzeugs aus.
Harry startete den Motor, der erwartungsvoll blubbernd anlief und den tiefen Bass ins Innere des Biests übertrug. Tausendzwölf Pferdestärken lagen jetzt alleine in seiner Hand – oder besser gesagt Fuß – und warteten nur darauf, entfesselt zu werden. Der Motorblock war wieder erkaltet und so wollte Harry den Wagen zunächst warm fahren. Er achtete sorgsam darauf, das Fahrzeug gut zu behandeln, damit er es noch möglichst lange ohne Wartung fahren konnte.
Er legte den Rückwärtsgang ein, die Einparkhilfe piepste schneller als der Wagen ein wenig zurückrollte und sich dem hinteren Fahrzeug langsam näherte. Dann setzte er den Blinker, um loszufahren. Von außen sah es wie ein Blinkband aus, das von innen nach außen strich und so den Eindruck eines Eigenwillens erweckte. Harry parkte den Wagen behutsam aus und strich das Gaspedal leicht. Leise gluckernd setzte sich der Wagen freudig in Bewegung und Harry fuhr sie durch die Stadt in Richtung Autobahn. Es war viel Verkehr, sodass sie häufig auf vollkommen überfüllten Straßen vor kurzwelligen Ampelphasen darauf warteten, die Kreuzung überqueren zu können. Als sie den Autobahnzubringer erreicht hatten, lichtete sich der Verkehr allmählich und als sie die Auffahrt befuhren, war die Straße leergefegt, so als ob jemand alle Autos weggezaubert hatte.
„Du solltest dich vielleicht festhalten“, meinte Harry ruhig und warf Hermine einen kurzen Blick zu, „ich schätze, das könnte brutaler werden als in der Stadt.“
„In Ordnung“, murmelte sie, „bei meiner Ängstlichkeit ist das vielleicht keine schlechte Idee.“ Sie griff nach dem Haltegriff oberhalb der Türe und hakte ihre rechte Hand dort ein.
„Wir haben noch etwa zwei Stunden“, sagte er locker, „die können wir gerne hier verbringen, auf der Autobahn, wenn du magst“, meinte er.
Dann kamen sie auf den Beschleunigungsstreifen und da der Wagen warmgefahren war, drückte Harry den Pinsel bis aufs Bodenblech. Die Reaktion kam prompt und presste sie beide in den Sitz.
„Ahh“, schnaufte Hermine gedehnt und kniff die Augen fest zusammen, während sie mit entsetztem Gesicht und stark zusammengezogenen Augenbrauen den Eindruck machte als ob sie zum Schafott geführt wurde.
„Entspann dich“, sagte Harry verschwörerisch ruhig, „und mach die Augen auf. So schlimm ist es nicht.“ Sie öffnete zunächst eines, dann das andere Auge und sah die Landschaft an sich vorbeigleiten. Mühsam entspannte sie sich und ließ die Hand vom Haltegriff gleiten. Schließlich machte sie es sich bequem und beobachtete die vereinzelten Autos, die sie überholten.
„Na also“, meinte Harry zufrieden, „ist das nicht befreiend?“
Interessanterweise verstand Hermine ihn recht bald und sie fand sogar Gefallen daran, mit Harry so über die Bahn zu fahren. Der Verkehr wurde ein wenig dichter, weil sie an ein vielbefahrenes Autobahnkreuz mit häufiger Staugefahr kamen und Harry drosselte umgehend die Geschwindigkeit.
„Hier muss es sein“, meinte er dann, „wir müssen die Autobahn wechseln.“ Er ordnete sich auf der äußersten Spur ein und setzte den Blinker. „Und diesmal“, setzte er bestimmend hinzu, „hältst du die Augen auf, okay?“ Hermine murmelte zustimmend und Harry wechselte auf den Verzögerungsstreifen. Er drosselte das Tempo noch ein wenig weiter und bog ab. Auf der kreuzenden Autobahn war der Verkehr noch ein wenig dichter. Harry sah eine Lücke auf der Spur neben dem Beschleunigungs-streifen, trat das Pedal durch – was sie postwendend in den Sitz presste – und rauschte an drei Fahrzeugen vorbei, bevor er sich in die großzügige Lücke schlängelte und sich beim Hintermann bedankte.
„Also“, fing Hermine an, „ich mag es ja, wenn du Muskeln zeigst, aber du brauchst mir nicht imponieren.“
„Tu ich nicht“, grinste er. „Ich mache das zur eigenen Befriedigung.“
Sie musste lachen und schüttelte ungläubig den Kopf. „Du bist wirklich unverbesserlich“, wiederholte sie.
Harry schaffte es, die Spur zu wechseln und fuhr mit ausreichend großem Abstand hinter seinem Vordermann her. Der Verkehr lichtete sich nach einer Weile und die Abstände wurden größer. Er sah in den Rückspiegel. Fahrzeuge, die mit ihnen überholt hatten, wechselten rasch die Spur, so als ob sie einen Unfall vermeiden wollten. Schon sah er den Grund dafür: Ein protzig wirkender Wagen kam rasend schnell näher, doch Harry konnte die Spur nicht wechseln, da er auf gleicher Höhe mit einem neben ihnen fahrenden Wagen war. Auch danach machte Harry keine Anstalten, den Weg zu räumen. Warum sollte er? Einige Autos waren noch zu überholen und es gab gerade keine Gelegenheit, eine Lücke abzupassen. Er wartete geduldig darauf, dass der Wagen vor ihm hinüberfuhr, doch deswegen brauchte ihm der Hintermann nicht derart auf der Pelle zu hängen, dass er in ihren Kofferraum schauen konnte. Irgendwann würde der Wagen vor ihnen schon Platz machen. Man brauchte nur ein wenig Geduld.
Doch der Wagen hinter dem Biest sah es nicht ein, den Sicherheitsabstand einzuhalten. Er fuhr derart nah auf, dass Harry ernsthafte Sorge hatte, er würde ihm seinen Wagen ruinieren und das war noch nicht einmal das Schlimmste. Der Fahrer betätigte dauernd penetrant die Lichthupe und der Blinker leuchtete seit Minuten auf, während er wie verrückt hinter ihrem Ungetüm tänzelte, mal hierhin, mal dorthin und tatsächlich auch versuchte, rechts neben der Leitplanke vorbeizufahren.
„Oh, schau dir das an“, sagte Harry und deutete gelassen mit dem Daumen durch die Heckscheibe. „Der will wohl wirklich eine dicke Lippe riskieren.“
„Lass ihn“, erwiderte Hermine langsam und legte ihm beschwichtigend eine Hand auf den Arm. Doch er konnte ihrer Anordnung keine Folge leisten, denn sie waren an dem Fahrzeug vorbei und der Wagen hinter ihnen scherte schon auf die Nebenspur und gab Gas.
„Hier wird nicht auf der falschen Seite überholt“, stellte Harry ernst fest, trat das Gaspedal selbst ein wenig stärker durch, was den RS6 bedrohlich wummern ließ, und verringerte dadurch den Abstand zum Vordermann.
„Ich weiß, ich sollte das nicht tun, der Sicherheitsabstand dient ja unserer Sicherheit, aber so etwas geht gar nicht, entschuldige!“ Der Wagen neben ihnen kam seitwärts immer näher, hatte sogar bereits die Leitlinie überfahren, um sie abzudrängen und ihren Platz einzunehmen. Hermine brauchte ihn noch nicht einmal darauf hinweisen – ihr panischer Blick aus dem Fenster reichte Harry vollkommen aus. Sofort hatte er die Hand auf der Hupe und hielt sie unbeirrt dort. Hermine sah den Fahrer des zweiten Wagens mit tiefrotem Gesicht neben sich, wild gestikulierend, ihn doch vorbei zu lassen. Doch noch immer machte er keine Anstalten in seine Spur zurückzukehren.
„Nun denn“, seufzte Harry kopfschüttelnd an Hermine gewandt, „ich habe dir ja erzählt, dieser Wagen ist nicht von der Stange. Ich werde jetzt etwas tun, das möglicherweise ein bisschen laut werden könnte. Bitte erschreck dich nicht, okay?“ Er überlegte kurz. „Nein, weißt du was? Du darfst das machen.“
Er öffnete ein kleines Fach vor dem Schalthebel. Zum Vorschein kamen drei Knöpfe, die mit einem Trompetenpiktogramm versehen war. Alle drei waren mit LEDs versehen und strahlten in unterschiedlichen Farben. Das mittlere war in einem aggressiven Rot gehalten, links war es ein giftiges Grün und rechts ein angenehmes Blau.
„Ich habe eine Drucklufthupe verbauen lassen“, erklärte er schnell. „Die Benutzung ist legal, solange es nur einen Ton zur gleichen Zeit gibt. Wie du hörst“, er blickte vielsagend auf das Lenkrad, das er immer noch gedrückt hielt, „haben wir eine Autohupe. Die Knöpfe da unten sind andere Hupen. Drucklufthupen eben.“
„Was sind Drucklufthupen?“, fragte Hermine interessiert, doch Harry lächelte nur, während er sich offensichtlich vor einer Antwort drückte.
„Ich würde sagen“, entgegnete er, „probier es aus. Aber denk daran, immer nur eine gleichzeitig. Die blaue kannst du erst einmal außen vor lassen. Oh, und zuerst grün und dann rot, okay? Halt sie nicht zu lange gedrückt. Wiegesagt, nicht erschrecken.“
Hermine drückte den grünen Knopf. Der Ton, der vom Boden des Fahrzeugs zu kommen schien, war so grell und durchdringend, dass sie sofort zusammenzuckte. Und er war laut! Verdammt laut! In gewisser Weise hatte er Ähnlichkeit mit einer LKW-Hupe. Doch soweit sie wusste, hatte nicht jeder Brummi so eine Hupe. Hermine hatte so etwas schon einmal gehört, aber nur bei LKWs, die auf dem Dach irgendwelche Dinger montiert hatten. Konnte das möglicherweise des Rätsels Lösung sein?
Sie ließ den Knopf los.
„Das ist eine Drucklufthupe“, grinste Harry unbeirrt. „Von einem LKW.“
Der Fahrer neben ihnen war ein wenig in seine Spur zurückgezuckt, doch hielt sich dort nur für einen kurzen Moment. Schon hatte er den Schreck überwunden und tänzelte erneut seitlich zu ihnen herüber. Hermines Finger wanderte zu dem roten Knopf. Harry bemerkte es und hielt ihre Hand für einen Moment sanft fest.
„Du willst also das harte Geschütz ausfahren? Nur zu, aber nicht länger als eine Sekunde, okay?“, bat er. Sie wusste zwar nicht, warum, aber es würde schon einen Grund haben.
Hermine nickte. „Verstanden.“
Sie drückte den roten Knopf.
Hermine hatte das Gefühl, ihr Trommelfell müsste zerspringen. Die Lautstärke hatte sich im Vergleich zur LKW-Hupe verdreifacht und sie verstand sofort, warum Harry sie vor zu langer Benutzung gewarnt hatte. Umgehend ließ sie den Knopf los. In ihrem Kopf klingelte es. Rasch sah sie sich zu ihrem Freund um. „Okay, jetzt bin ich wach. Heiliges Kanonenrohr!“, rief sie aus. „Was sollen die anderen denn von uns denken? Das ist doch nicht mehr normal!“
„Nein, das ist eine Drucklufthupe“, entgegnete Harry ernst. „Von einem Zug.“
Der Fahrer neben ihnen blieb nun endlich wo er war. Hermines filmreife Vorstellung hatte weitere Versuche, sich vor sie zu setzen, gnadenlos unterbunden. Er ließ sich ein wenig zurückfallen, fuhr aber ansonsten mit ihnen parallel.
Nach einer Weile wechselte Harrys Vordermann die Spur und da somit die Nebenspur zum Überholen versperrt war, musste sich der Drängler wieder hinter ihnen einfinden. Leider änderte er an seinem hoch potenten Gehabe nicht die Spur und Harry entgegnete gelassen lächelnd: „Er wird heute die Lektion seines Lebens bekommen.“
„Nein, Harry, nein!“, fiel ihm Hermine sofort flehentlich ins Wort. „Tu es nicht! Du bringst uns noch in Gefahr.“
„Keine Sorge“, meinte Harry grimmig entschlossen, „ich werde schon aufpassen. Andere Leute hätten schon nach der LKW-Hupe begriffen, dass man mit mir nicht spaßt. Aber wenn er es unbedingt auf die harte Tour erfahren will, bitte. Ich will ihm nicht im Wege stehen.“
Hermine schnaufte heftig, doch ließ ihn dann machen. Er erklärte ihr schnell: „Es steht keine Modellbezeichnung am Heck. Er hat noch nicht bemerkt, was ihm blüht. Eigentlich schade, die fetten Endtöpfe kann man wirklich nicht übersehen. Und wir haben ein absolut herausragendes Automatikgetriebe. Nun gut, wollen wir doch einmal durchladen…“
Damit gab er Vollgas und der RS6 brüllte zornig auf indes er sie mit der Gewalt einer Kanonenkugel in den Sitz presste. Im Verkehr hatte der Wagen den achten Gang ausgewählt und glitt wie auf Wolken dahin, doch nun wechselte die Gangschaltung im Dynamikmodus in den dritten Gang und die Drehzahl erhöhte sich ums Fünffache. Die Spur vor ihnen war meilenweit frei und der Wagen hatte genügend Freiraum, um sich auszutoben. Das Ungetüm schien dies ebenfalls zu wissen und hüpfte fast in freudiger Erwartung, endlich leinenlos zu sein, vorwärts. Vollkommen auf Krawall gebürstet randalierte der knisternde Auspuff und bei jedem Gangwechsel des unglaublich schnellen Getriebes knallte die Auspuffanlage verzückt und eine kleine Flamme stieg aus der ovalen Edelstahlröhre empor. Die Anlage hatte einen so wunderbaren Klang, dass Harrys Herz vergnügt auf und ab hüpfte. Mit Hermine zusammen in diesem Gefährt zu sitzen war für ihn das schönste überhaupt und als er sie ansah, stellte er entzückt fest, dass sie unentwegt in ihren Außenspiegel sah und das Fahrzeug hinter ihnen verfolgte. Ihr gefällt es also auch. Wusste ich es doch.
Der Abstand zum Nachzügler vergrößerte sich unnatürlich schnell und als Harry einen letzten kurzen Blick in den Rückspiegel warf, sah er einen über alle Maßen perplexen Fahrer mit offenem Mund hinter sich her kriechen. Sicher hatte auch er bereits das Bodenblech erreicht und wunderte sich, warum es nicht vorwärts ging.
„Ich sollte das nicht sagen, aber… das ist spitze“, rief Hermine mit glänzenden Augen und ihr Mund stand ihr in völliger Bewunderung über diese Wendung freudig offen. „Ich liebe es.“
Der RS6 bollerte ausgelassen vor sich hin während er sie immer schneller über die Bahn schoss. Harrys Fuß hatte das Gaspedal nicht mehr verlassen und als Hermine auf den Tachometer schielte, kam es ihr vor, dass die Nadel nur eine Richtung kannte: im Uhrzeigersinn überschritt sie gerade in unfassbarer Geschwindigkeit die einhundertdreißig und nahm Kurs auf einhundertsechzig, dann kam der Gangwechsel in den vierten Gang und sie war an einhundertneunzig und zweihundertzehn vorbei im verbissenen Versuch aus dem Ziffernblatt an der rechten Ecke hinaus zu laufen. Zweihundertfünfzig waren geknackt, der Gangwechsel in Nummer fünf kam prompt, und Hermine wusste aus Harrys Ausführungen, dass diese Geschwindigkeit normalerweise das Ende in der Standardausführung gewesen wäre.
Aber nicht bei diesem veredelten Geschöpf.
Während ihres Sinnierens hatte der Zeiger schon Kurs auf die Dreihundertermarke genommen, der sechste Gang war eingelegt und Hermine fragte sich zaghaft, wo wohl Schluss sein würde.
Der Wagen schob immer noch an wie ein wilder Stier, ein letzter Gangwechsel, und Hermine riskierte vorsichtig einen Blick über das Armaturenbrett. Die Landschaft flog nur noch wild in einem verschwommenen Farbverlauf an ihnen vorbei und der Motor wummerte böse, so als ob er jeglichen Versuch der anderen Personen unterbinden wollte, ihm in die Spur zu fahren. Keiner schien auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden; auf ihrer Spur war immer noch nichts zu sehen. Autos flogen entsetzt an ihrer Seite vorbei und verschwommen sofort panisch miteinander während Harry das Gaspedal des Kolosses erbarmungslos durchtrat und der orangene Drache – scheinbar einen flammenden Schweif hinter sich herziehend – polternd über die Strecke raste.
Hermine warf einen weiteren Blick in den Außenspiegel, was gar nicht so einfach war, da sie immer noch brutal in den Sitz gepresst wurde und nur unter großer Anstrengung ihren Körper vorbeugen konnte, und stellte mit grimmiger Genugtuung fest, dass der andere Wagen nur noch als kleiner Punkt sichtbar war. Harry starrte hochkonzentriert auf die Straße, sodass sie sich nicht erlaubte, ihn bei seinem feurigen Ritt zu unterbrechen. Vielleicht sollten sie auf eine Rennstrecke fahren, um den RS6 in eine kurze Freiheit zu entlassen, dachte sie, doch verwarf den Gedanken schnell wieder. Hermine würde es nicht verkraften, so lange hin- und her geschüttelt zu werden und müsste sich dann sicher während der Fahrt übergeben.
In diesem schönen Fahrzeug.
Nein, dachte sie dann entschlossen, bestimmt nicht.
Sie lenkte ihren Blick wieder auf den Tacho und sah, dass die rote Nadel dreihundert Stundenkilometer schon lange hinter sich gelassen hatte. Sie bewegte sich nun langsamer, doch Hermine konnte keine Zahl mehr darunter sehen. Mehr als dreihundertdreißig konnte er nicht anzeigen. Suchend ließ sie den Blick umherwandern. Harry schien es auch bemerkt zu haben und klickte an den Hebeln am Lenkrad herum. Schließlich änderten sich die Anzeigen im Display und der Tacho verschwand. Stattdessen tauchte die Geschwindigkeit als Zahl im Drehzahlmesser auf. Sie stand bei dreihundertvierzig und erhöhte sich langsam.
Dreihundertfünfundvierzig…
Dreihundertfünfzig…
Dreihundertfünfundfünfzig…
Hermine blickte kurz auf die Straße. Immer noch keine Hindernisse. Gut. Dann sah sie schnell zurück auf die Geschwindigkeit und hielt ihren Blick wie gebannt dort.
Dreihundertsechzig…
Zweiundsechzig…
Vierundsechzig…
Dreihundertfünfundsechzig… Die Landschaft flog an ihnen vorbei. Hermine sah alles in einem Tunnelblick. Harrys Knöchel waren weiß, weil er das Lenkrad so angestrengt festhielt und seine Augen waren vor Konzentration stark verengt.
Siebenundsechzig…
Achtundsechzig…
Neunundsechzig…
Dreihundertsiebzig…
Die Zahl stoppte.
Harry warf einen flüchtigen Blick hinunter auf die Geschwindigkeit und ein zufriedenes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Dann nahm er den Fuß vollständig vom Gas und ließ den Wagen rollen. Hermine hatte durch ihre Anstrengung, dem Druck in den Sitz zu widerstehen, nun das Gefühl, gegen die Windschutzscheibe zu krachen und spannte rasch ihre Muskeln an, um sich zurück in den Sitz gleiten zu lassen.
Das böse Knurren des Audis verwandelte sich in ein liebliches Schnurren und der Dampfhammer unter der Haube gluckerte fröhlich, als Harry wieder eine moderate Geschwindigkeit erreicht hatte und den Wagen auf der Nebenspur einscheren ließ. Er löste seine feste Umklammerung um das Lenkrad und seine Züge entspannten sich. Hermine sah ihn begeistert an.
„Schön“, sagte er dann, „schön, schön.“
Auch wenn die Himmelfahrt nur wenige Minuten gedauert hatte, kam es Hermine so vor als ob es einige Stunden gewesen waren. Es war so wundervoll gewesen, dass sie Mühe hatte, ihre Augen von Harry abzuwenden. Sie wollte ihn begierig mit Fragen löchern und sich mit ihm über das Erlebnis unterhalten, doch es kam kein Laut aus ihrem Mund.
„Hat es dir gefallen?“, fragte er nach einer Weile.
Endlich hatte sie ihre Stimme wiedergefunden. „Aber natürlich, Harry! Es war super, wie du diesen Mann in die Schranken gewiesen hast. Und dieser Klang“, rief sie aufgeregt. „Darf ich…“, und sie scheute sich, die Frage auszusprechen, da sie nicht wusste wie Harry reagieren würde, „darf ich später auch einmal fahren?“
Harry lachte. „Ich habe mir schon fast gedacht, dass ich dich auf den richtigen Geschmack bringen konnte. Aber natürlich darfst du, meine Liebe. Ich fahre am nächsten Rastplatz raus und wir machen einen Fahrerwechsel.“
Als Harry dann am Rastplatz ausstieg und auf die Beifahrerseite ging, hielt er Hermine kurz am Arm fest. „Ich sage das jetzt nicht, weil ich kein Vertrauen in dich habe, aber…“ Er machte eine kurze Pause. „Ich habe Angst um dich. Fahr bitte vorsichtig. Du weißt, wie sehr er am Gas hängt.“
Sie nickte eifrig. „Ist gut, ich werde aufpassen. Ich möchte sowieso nicht so schnell fahren wie du.“ Harry lächelte, klopfte ihr beruhigend auf die Schulter und wollte einsteigen, doch ein Fahrzeug stoppte neben ihnen und Harry sah ein wenig verstimmt auf. Zu seiner größten Überraschung musste er feststellen, dass er den Wagen als denjenigen erkannte, der auf Tuchfühlung gegangen war. Doch als der Mann ausstieg, wirkte er gar nicht mehr wütend, sondern maßlos verblüfft. Er musste ihnen hinterhergefahren und auf den Rastplatz gefolgt sein, um herauszufinden was ihn derart brachial in den Boden gestampft hatte.
„Wollen sie Ihre aggressive Fahrweise jetzt auf Ihr Handeln übertragen?“, fragte Harry schnippisch. Der Mann schüttelte langsam den Kopf wie ein kleines Kind, das einen Fehler gemacht hatte und von seinen Eltern zurechtgewiesen worden war. Als er sprach, war es eine leise, fast ehrfürchtige Stimme. „Ich kann nicht glauben, was ich da gerade gesehen habe. Sagen Sie, was ist das für ein Gerät?“
Harry hatte eigentlich keine Lust, sich mit dem Regellegastheniker zu unterhalten, doch er entschied, zumindest seine Fragen höflich zu beantworten. Obwohl es fast zu einem Unfall gekommen wäre; passiert war trotzdem nichts. „Das ist ein Audi RS6“, sagte er. „Nur sollten Sie sich nicht der Illusion hingeben, Autos von der Stange würden mir ausreichen. Kennen Sie Klasen Motors?“
„Nein“, entgegnete der Mann nachdenklich, „davon habe ich noch nie gehört.“
„Das ist – offenbar – ein Tuningunternehmen, das mit diesem Gefährt so ziemlich alles in ihrer Macht Stehende angestellt hat.“
„Wieso habe ich das Gefühl, dass ‚alles in ihrer Macht Stehende‘ eine lediglich freundliche Umschreibung von ‚haben eine Bodenwaffe daraus gemacht‘ ist?“, fragte der Verfolger schmunzelnd.
Harry musste grinsen. „Ich sehe, wir verstehen uns. Ja, Sie haben durchaus recht. Knapp über tausend PS in einem zwei Tonnen Kombi kann man wohl kaum noch als alltäglich beschreiben.“
Der Mann riss überrascht die Augen auf. „Tausend PS?!“
„Also“, beschwichtigte Harry ihn, „das ist zumindest die offizielle Angabe.“
„Dann will ich gar nicht wissen, was die Inoffizielle ist.“
„Ich sage es Ihnen trotzdem“, erwiderte Harry fröhlich. „Auf dem Prüfstand waren es tausendsiebzig.“
Der Mann kratzte sich am Kopf. „Das ist mal eine Ansage. Aber PS alleine reichen nicht“, erwiderte er ein wenig trotzig. „Wie sieht es mit dem Drehmoment aus? Oder mit dem Leistungsgewicht?“
„An Drehmoment sind zwölfhundert Newtonmeter eingetragen, aber es sind wieder deutlich mehr.“ Als er den fragenden Gesichtsausdruck sah, setzte er rasch hinzu: „Zwölfhundertsechzig, um genau zu sein. Das Leistungsgewicht liegt bei etwa eins Komma neun.“
„Reife Leistung!“, sagte der Mann anerkennend. „Kein Wunder, dass ich keine Chance hatte. Ich dachte, es wäre einfach eine sportlich gemachte Familienkutsche. Beim Motor meiner E-Klasse habe ich zwar auch nicht gespart, aber mit dem Antritt Ihres Gefährts hätte ich nicht gerechnet. Steht ja auch nichts hinten drauf“, meinte er verlegen. Harry musste unweigerlich grinsen und wandte sich zu Hermine um. „Siehst du?“, fragte er sie leise. „Voll auf den Leim gegangen.“ Sie schmunzelte.
„Man sollte eben nicht nur nach den Äußerlichkeiten gehen“, entgegnete ihm Harry frech.
„Ja, das habe ich jetzt auch gemerkt“, grummelte der Mann und zwang sich zu einem Lächeln. „Sie haben eine hübsche Freundin“, sagte er dann und sah Hermine kurz an.
„Sie ist zauberhaft!“, antwortete Harry sofort. „Charmant, fröhlich, liebenswürdig und natürlich auch sehr attraktiv.“ Hermine schoss das Blut in den Kopf und ihr Herz schlug bis zum Hals. Immerhin sprach Harry gerade vor einem Fremden unumwunden über sie und das einzige was sie tun konnte, war sprachlos danebenzustehen. Ihr gefielen seine ernstgemeinten Komplimente sehr und sie lächelte höflich auch wenn sie ziemlich weiche Knie bekommen hatte.
„Aber ich denke, ich schweife vom Thema ab“, sagte Harry gerade. „Hoffentlich haben Sie Ihre Lektion gelernt.“
„Ich denke schon. Mir wäre es nur lieber gewesen, es nicht auf diese… Weise zu erfahren. Ich werde es jetzt etwas ruhiger angehen lassen. Keiner möchte gehetzt werden, das verursacht nur Stress. Wer weiß, vielleicht sind Sie ja irgendwann einmal hinter mir und dann würde ich es auch nicht wollen, dass man mir am Kofferraum klebt, egal wie schnell ich fahre. Für Sie wäre es sicher ein Leichtes, das Pedal durchzutreten und dann den Abstand zu verringern.“
„Sie haben ja gesehen wie einfach ich Sie abhängen konnte“, erwiderte Harry.
„Ja. Ja, das habe ich.“ Er machte eine kurze Pause. „Nun denn, dann will ich mich mal wieder auf den Weg machen. Schönen Tag Ihnen beiden noch. Passen Sie auf sich auf!“
„Sie auch“, antwortete Harry, „gute Fahrt.“ Der Mann hob die Hand zum Gruß, stieg wieder in seinen Wagen und fuhr los.
Auch Harry und Hermine stiegen wieder ein, sie diesmal auf dem Fahrersitz mit Harry neben sich. Es dauerte eine Weile bis Hermine sich mit dem Wagen akklimatisiert hatte, doch dann war sie so ruhig wie eh und je und startete den Motor. Er blubberte süßlich und kaum, dass sie ihn losrollen ließ, leistete er ihrem Befehl Folge und sie fuhren wieder auf die Autobahn.
Jetzt als sie nicht am Rande des mit dem Fahrzeug Machbaren fuhren, war Harry ein angenehmer Beifahrer. Er unterhielt sich mit Hermine und machte den ein oder anderen Witz als er merkte, dass sie nicht ganz ausgeglichen schien. Dann fragte er: „Was hältst du davon, wenn wir bis zum nächsten Autobahnkreuz fahren und dann umkehren. Es geht schon auf sieben Uhr zu und ich möchte nicht, dass sich deine Eltern Sorgen machen.“
„Klingt gut“, antwortete sie, „lass uns sie anrufen, damit sie wissen, dass wir unterwegs sind.“
„Gute Idee“, bestätigte Harry und wählte Hermines Festnetznummer. Er führte ein kurzes Telefonat und steckte dann sein Handy wieder in die Tasche. „Sie wissen Bescheid“, informierte er seine Angebetete und sie nickte stumm.
„Oh, sieh mal“, rief Harry aufgeregt, „dort ist unser Freund. Du weißt schon, der den wir auf dem Rastplatz getroffen haben.“
Hermine grinste und setzte sich hinter ihn. Tatsächlich hielt der Wagen nun mehr Abstand, doch sie hatte eine fabelhafte Idee. „Darf ich eine Motorhupe machen?“, fragte sie ergriffen.
„Natürlich. Tu was du nicht lassen kannst“, antwortete Harry gelassen.
Sie fuhren in einen Tunnel. Der Abstand war groß genug und der RS6, der sich wieder in Reisegeschwindigkeit im achten Gang gütlich tat, glitt sanft hinter dem anderen Wagen hinterher. Das Fahrzeug schaltete einige Gänge zurück nachdem Hermine aufs Gaspedal getreten hatte.
Das Brüllen des Dampfhammers tauchte den Tunnel in eine meisterhafte orchestrale Klangkulisse und wurde von den Wänden reflektiert, während alle Fahrer im näheren Umkreis zusammenschraken und in die Eisen stiegen. Der Abstand reduzierte sich ein wenig und Hermine nahm den Fuß wieder vom Pedal bevor sie erneut darauf stieg und beide wegen des Anpressdrucks in den Sitzen vor und zurück ruckten.
„Der Tunnel stürzt ein, Hermine“, rief Harry in gespieltem Entsetzen und lachte. Der Fahrer vor ihnen sah in den Rückspiegel und Hermine blinkte kurz mit dem Fernlicht auf. Sobald er überholt hatte und auf der Nebenspur einscherte, fuhr Hermine parallel zu ihm vor. Harry sah aus dem Fenster in das strahlende Gesicht des Mannes, der einen Daumen unverkennbar in die Höhe hielt. „Er wird diesen Tag nicht vergessen“, meinte Hermine fröhlich und Harry stimmte ihr zu.
„Ist schon komisch“, meinte er. „Erst will man auf dicke Hose machen und ist dann plötzlich handzahm wie ein Kätzchen. Naja, mir solls egal sein.“
Der Tunnel endete und die Geschwindigkeit der vorausfahrenden Fahrzeuge erhöhte sich allmählich. Hermine blieb dran und der Wagen glitt so lautlos dahin, dass sie gar nicht merkte, dass sie schon einhundertachtzig Stundenkilometer erreicht hatte. Der Wagen vor ihnen räumte die Spur und Hermine trat das Gaspedal etwas fester durch. Der Audi ruckte vorwärts. „Oookay“, meinte Harry verwundert grinsend, als der Motor wegen eines rückwärtigen Gangwechsels wieder lauter wurde, „schalt halt noch einen Gang zurück.“
Sie überholten einige weitere Autos und sahen dann das Schild, das auf ein Autobahnkreuz aufmerksam machte. Hermine konzentrierte sich darauf, sich richtig einzuordnen und weil Harry ihre Unsicherheit bemerkte, unterstützte er sie. „Du musst dich jetzt rechts halten und an der zweiten Abfahrt rausfahren. Weißt du, diese Autobahnkreuze sind wie Kleeblätter aufgebaut. Wenn du umkehren willst nimmst du einfach die zweite Abfahrt und biegst erneut ab. Dann kommst du auf die gleiche Strecke in Gegenrichtung.“
„Ich weiß“, murmelte sie konzentriert und ordnete sich auf den Verzögerungsstreifen ein.
Der Rest der Fahrt verlief ohne größere Probleme und schließlich kamen sie ein paar Minuten nach sieben vor Hermines Elternhaus an. Sie parkte den Wagen vor dem Haus und stieg aus. Harry nahm den Schlüssel aus der Mittelkonsole, bevor er selbst das Ungetüm verließ. Dann klickte er auf den Fahrzeugschlüssel und verschloss den Wagen. Harry sah zu, wie sich die Türen verriegelten, die Außenspiegel anlegten und die genialen Blinker zweimal fröhlich blinkten ehe sie verstummten und der orangene Wagen dunkel stehen blieb.
Hermine hatte derweil die Türe aufgeschlossen und rief nach ihm. Rasch folgte er ihr ins Haus. Sie gingen in die Küche und trafen dort auf Mr und Mrs Granger. Mr Granger starrte mit offenem Mund durchs Fenster auf Harrys neues Fahrzeug und erst als Mrs Granger die beiden überschwänglich begrüßte, registrierte er, dass sie mittlerweile eingetreten waren. Schnell wirbelte er herum und strahlte Harry an: „Oh, hallo Harry. Schönes… Auto hast du da“, meinte er zögernd.
Harry musste lachen und antwortete: „Ja, ich habe ihn heute gekauft. Er fährt sich wirklich gut. Wenn Sie möchten, drehen Sie eine Runde.“
„Das ist ein sehr verlockendes Angebot. Ich werde darüber nachdenken. Hast du ein paar Kenndaten für mich?“, fragte er aufgeregt.
„Aber natürlich“, und während Harry mit Mr Granger über den Straßenboliden sprach, unterhielt sich Hermine mit ihrer Mutter über ihren Tag und erklärte, dass Harry ihr zwei Kleider gekauft hatte. Nachdem beide Gespräche verstummt waren, trat für einen Moment Stille ein.
Dann schlug Mr Granger vor, etwas zum Essen zu machen und alle halfen, den Tisch zu decken. Sie stillten ihren Hunger und als sie fertig waren blickte Harry auf die Uhr. Es war Viertel vor acht und sein Herz machte einen gewaltigen Hüpfer, als er an sein abendliches Treffen mit Hermine dachte. Er hatte zwar keine Ahnung, was sie vorhatte, aber Zeit mit ihr alleine konnte nur Gutes bedeuten. Nachdem der Tisch abgeräumt war, sagte Hermine mit einem verschwörerischen Blick auf Harry schließlich: „Ich gehe schon mal nach oben.“
„In Ordnung“, antworteten ihre Eltern und Harry setzte hinzu:
„Ich komme nach, Hermine, ich möchte noch etwas mit deinen Eltern besprechen.“
„Okay“, antwortete sie fröhlich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Harry wurde ein wenig rot, zuckte die Achseln und grinste verlegen, während Hermine die Treppe hoch in ihr Zimmer stiefelte. Ihre Eltern lachten. „Du tust ihr gut“, meinte ihr Vater, „so gut gelaunt war sie schon lange nicht mehr. Du denkst doch hoffentlich wohl nicht darüber nach, sie zu versetzen, oder?“, fragte er und seine Augen funkelte bedrohlich.
„Selbstverständlich nicht!“, erwiderte Harry entrüstet und die Gesichtszüge von Mr Granger glätteten sich.
„Nun“, schaltete sich Mrs Granger ein, „du wolltest mit uns reden. Was gibt’s denn?“
„Es geht um den Geburtstag Ihrer Tochter“, fing Harry an. „Ich würde sie gerne zum Essen ausführen, aber ich war bei meinem Onkel und meiner Tante immer ans Haus oder mein Zimmer gefesselt und bin nie wirklich hinausgekommen. Offen gestanden“, murmelte er traurig, „ich habe keine Ahnung, welche stilvollen Etablissements es hier in der Gegend gibt.“
„Oh“, erwiderte Mr Granger gedehnt, „also, wenn es weiter nichts ist. Ich denke da können wir helfen.“ Harry hörte ihm aufmerksam zu, als er ihm eine Reihe an Lokalen und deren Vorzüge präsentierte und er versuchte alles zu behalten. Dann traf er eine Auswahl, die ihm nobel erschien und Mrs Granger gab ihm den Tipp: „Ich denke, du solltest dort einen Termin machen. Sie sind gut besucht.“
Harry nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte. „Danke“, antwortete er höflich und Hermines Eltern lächelten.
„Keine Ursache. Wenn du weitere Fragen hast, frag ruhig.“
Harry wandte sich zum Gehen und ließ Autoschlüssel sowie Fahrzeugschein wie zufällig auf dem Tisch liegen. An der Küchentüre wandte er sich noch einmal um, sah Mr Granger direkt an, blickte auf den Schlüssel und sagte laut genug damit er es hören konnte: „Ups!“
Mr Granger strahlte und als Harry das Zimmer verließ, hörte er ihn zu seiner Frau sagen: „Komm Liebes, wir fahren noch mal weg.“
Harry lief schnell die Treppe hoch und sah auf seine Armbanduhr.
Eine Minute vor Acht.
Er nahm all seinen Mut zusammen und klopfte an Hermines Tür.
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