Love changes Everything | By : Elbenstein Category: German > Books Views: 1498 -:- Recommendations : 0 -:- Currently Reading : 0 |
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Artemis
stand am Höhleneingang und beobachtete, dass die Dämmerung bereits
einsetzte. Den ganzen Tag verbrachten die drei unfreiwilligen Gefährten,
zusammen mit der Frau, die vor drei Stunden ihr Kind zur Welt gebracht hatte.
Er fragte sich jetzt mehr als zuvor, was nun geschehen sollte. Er hatte Jarlaxle
zugestimmt, die junge Mutter in die nächste Siedlung zu begleiten.
Sie war jedoch sehr schwach nach der Geburt und konnte nicht mehr in ihr eigenes
Dorf zurückkehren. Carima, wie sie sich ihren drei Helfern vorstellte,
erzählte, dass sie von ihrem zu Hause verjagt wurde, weil sie ihren Ehemann
betrogen und nun das Kind eines anderen Mannes unter ihrem Herzen trug. Das
schlimmste Verbrechen für eine Frau in diesen Zeiten. Die Dorfgemeinde
hatte durch ein Gericht entschieden, die Frau zu verbannen. Das war der Moment,
als sie blindlings durch das kleine Wäldchen rannte, bis auf die Lichtung
zu, wo sie aus Erschöpfung zusammen sackte. Die junge Mutter hatte mehr
Glück, als sie sich jemals erhoffen konnte. Sie war den drei Gefährten
mehr als Dankbar.
Als Artemis sich umdrehte, lag Carima schlafend am Boden und der Säugling
schlief auf ihrer Brust. Jarlaxle saß immer noch neben der Frau und hielt
ihre Hand. Er schien genauso erschöpft wie die junge Mutter zu sein. Entreri
schaute seinen Freund mit Respekt nun direkt in die Augen. Er war der Einzige,
der diese Situation beherrscht hatte und war ihm dafür dankbar. Artemis
nickte ihm jetzt kurz zu und drehte sich erneut um. Er schritt durch das Buschwerk
davon, hinaus in die dämmernde Nacht. Jarlaxle wusste, dass sein Freund
mit so einer Begebenheit nicht die geringste Ahnung hatte und ließ ihn
ohne ein weiteres Wort ziehen.
“Ich werde euch begleiten“, sprach Drizzt, den Dunkelelfen plötzlich
an. Seinen anderen Helfer hatte er ganz vergessen. Doch nun schaute der Drow
zur Seite und blickte in die lavendelfarbenen Augen des Waldläufers. Er
saß auf der anderen Seite der Höhle an die Wand gelehnt.
“Ich werde euch begleiten. Im nächsten Dorf gehe ich dann meines
Weges“, sagte Drizzt.
Jarlaxle nickte nur. Vielleicht ist das wirklich eine gute Idee, dachte sich
der Drow. Sein Name war in diesen Gegenden gut bekannt und hoch geachtet. So
dürfte es keine Schwierigkeiten geben, wenn sie die junge Mutter und ihr
Kind in die nächste Siedlung brachten.
Als sich
die Nacht schon langsam dem Ende neigte, drang ein Geräusch an Artemis
Ohr.
“Carima?“, hörte er Drizzt flüstern. „Carima?“,
kam erneut die Frage. Entreri öffnete seine Augen, richtete sich auf und
sah, dass es Draußen bereits heller wurde. Schlaftrunken drehte er seinen
Kopf in die Richtung, woher Artemis die Worte des Waldläufers vernommen
hatte. Doch was sich jetzt darbot, war nicht das, was er sehen wollte. Drizzt
beugte sich über Carima und schüttelte sie an den Schultern. Doch
die junge Mutter bewegte sich nicht mehr. Ihr Gesicht war bleich und der ganze
Körper lag schlaff auf dem Boden. Jarlaxle hatte das Kind in seinen Armen,
was sehr unbeholfen wirkte, und starrte ebenfalls auf die junge Frau. Artemis
brauchte keine Antworten. Er erkannte, dass Carima nicht mehr unter ihnen weilte.
“Carima?“, hörte er wieder die verzweifelte Stimme des Waldläufers.
Entreri stand auf und ging hinüber. Es war plötzlich eine seltsame
Empfindung für diesen Mann, die tote junge Frau vor sich zu sehen. Er konnte
es sich nicht erklären wieso, aber es tat ihm Leid. Artemis fühlte,
dass sie dieses Schicksal nicht verdient hatte. Als er näher heran kam,
konnte er sogar ein Lächeln auf ihrem blassen Gesicht erkennen.
Sie starb in der Hoffnung, auf eine bessere Welt und im Vertrauen, dass es ihre
Tochter besser haben konnte. Tief im Innern spürte es Artemis genau und
konnte es sich nicht erklären, aber er trauerte um Carima.
Einige Minuten
verstrichen und Draußen wurde es nun bereits hell. Die drei Gefährten
standen immer noch über dem toten Körper von Carima gebeugt.
„Ich muss ein tiefes Loch graben und Carima hineinlegen, damit sie von
Wölfen verschont bleibt“, verkündete Drizzt jäh mit fester
Stimme seinen beiden Begleitern.
Der Säugling schrie im gleichen Moment auf. Artemis schaute zu Jarlaxle,
der die kleine Diana (wie sie ihre Mutter getauft hatte) immer noch auf dem
Arm trug. Sein Freund schaute hilflos zu Entreri. Beide wussten nicht, was sie
tun sollten. Die junge Frau war tot und sie hatten den Säugling.
“Ohne Nahrung wird Diana sterben“, sagte Artemis unerwartet zu Drizzt
gewandt. Doch von ihm kam kein Wort, noch regte er sich. Der Waldläufer
schien in seiner starren Haltung eingefroren zu sein. Er trauerte um diese Frau,
die gestern aus heiterem Himmel vor ihnen aufgetaucht war. Er hatte, zusammen
mit Jarlaxle, die Nacht an ihrer Seite verbracht und wollte es nicht glauben,
dass sie diesen Kampf verloren hatte.
So verstrichen weitere Minuten, als Drizzt unerwartet aufsprang. „Der
Körper ist noch warm!“, sprach er jetzt und entriss Diana aus den
Armen von Jarlaxle. „Carima’s Brüste sind noch voller warmer
Milch. Sie muss trinken!“, sagte er weiter. Behutsam legte er den Säugling
auf Carima’s Brust, so dass das Kind die Brustwarze erreichen konnte.
Es begann sofort zu saugen. Gleich darauf drehte sich der Waldläufer um.
Er schaute seinen Gefährten abwechselnd in die Augen. Beide nickten ihm
zu, als er daraufhin aus der Höhle lief. Der Drow bahnte sich seinen Weg
durch die Büsche und blickte sich um. Er wollte eine Stelle finden, wo
Carima ihre letzte Ruhe finden konnte und wo niemand sie jemals stören
würde. Wie wild lief er die Gegend ab, bis er eine geeignete Ruhestätte
fand. Drizzt schluckte und überwand den schier unwiderstehlichen Drang,
sich einfach auf den Boden zu setzen und zu weinen. Dann fing er an zu graben.
Die Arbeit tat ihm gut. Er hob die Erde mit bloßen Händen ab und
der Schweiß rann ihm von der Stirn bis er in einem mannstiefen Loch stand.
Als er jetzt das erste Mal auf schaute, war die Sonne schon fast untergegangen.
Drizzt hatte den ganzen Tag die Erde abgetragen.
Die Erschöpfung stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er die Höhle
wieder betrat. Jarlaxle hatte Diana in den Armen, während Artemis Carima
bereits in eine Wolldecke eingewickelt hatte. Beide sahen auf, als ihr Gefährte
zu ihnen trat.
“Es ist soweit“, verkündete Drizzt mit zitternder Stimme. Darauf
hin hob Artemis den toten Körper von Carima vom Boden auf und folgte dem
Waldläufer. Hinter ihm schritt Jarlaxle mit dem Kind im Arm.
Die kleine Gruppe kam, kaum fünfzig Fuß vom Höhleneingang an
dem ausgehobenen Loch zum stehen. Die Sonne war nun bereits hinter dem Horizont
verschwunden und die Sterne tauchten diese kleine Ebene in sanftes Licht.
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