Von Engeln und Zauberern | By : dime Category: German > Harry Potter Views: 4160 -:- Recommendations : 0 -:- Currently Reading : 0 |
Disclaimer: I do not own the Harry Potter book and movie series, nor any of the characters from it. I do not make any money from the writing of this story. |
[edited 17.02.2015, neu formatiert]
18. Nichts als die Wahrheit?
Schwören Sie, dass Sie die Wahrheit sagen, und nichts als die Wahrheit?
Harry beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Mrs. Weasley und Hermione vergeblich versuchten, Ron zurückzuhalten, der das Durcheinander nutzen wollte, um wieder zu Harry zu gelangen. Der Rotschopf schien aufgeregt mit den Frauen zu debattieren, während er sie immer näher auf das Podest zu schleifte.
"...wissen immer noch nicht, auf welcher Seite er steht!", hörte er Hermione zischen, während Mrs. Weasley gleichzeitig murmelte: "Warte doch erstmal ab, was er zu sagen hat. Ich bin sicher, du kannst später..."
Doch Ron wollte davon nichts wissen.
"Ihr habt schon nicht glauben wollen, dass er es wirklich ist. Bitte, alle haben es gehört: Er ist es. Könnt ihr mir jetzt nicht mal ein bisschen vertrauen? Ich sage schon seit Jahren, er wäre eher gestorben, als zu Voldemort überzulaufen. - Ja, Mutter, Voldemort. Harry hat immer gesagt, wir sollen die Dinge beim Namen nennen. Gewöhn' dich endlich daran! Und jetzt lasst mich verdammt noch mal los, ich will zu Harry!!!"
Harrys Augen brannten. Er sah Myriel an und flüsterte: "Er hat die ganze Zeit über an mich geglaubt." Myriel schenkte ihm ein warmes Lächeln und sagte sanft: "Ich freue mich so, dass deine Sorgen zumindest zum Teil unbegründet waren."
"Ruhe. Ruhe!!!", rief Dumbledore, jetzt endlich mit magisch verstärkter Stimme. Es war deutlich zu hören, dass er das Ende seines Geduldsfadens erreicht hatte. Langsam wurde es im Saal wieder ruhiger.
Rons Stimme klang allen Anwesenden laut in den Ohren, als er mit brüchiger Stimme fragte: "Wo warst du nur, all die Jahre?"
Augenblicklich wurde es mucksmäuschenstill, als jeder seine Ohren anstrengte, um nur ja Harrys Antwort nicht zu verpassen. Harry derweil hatte aufgrund des Veritaserums keine andere Wahl, als zu antworten.
"Ich habe in der Muggelwelt gelebt. Myriel hat mich bei sich aufgenommen und über mich gewacht. Ich habe die Muggel-Uni besucht und bin Therapeut geworden."
"Du hast nicht dein Gedächtnis verloren? Oder deine Magie? oder...? - Warum bist du nicht früher zurückgekommen?!?"
Harry wollte schweigen, doch das Veritaserum ließ ihm wieder keine andere Option, als die Wahrheit zu sprechen. So presste er leise, gegen seinen Willen heraus: "Ich hatte Angst. Angst vor eurer Reaktion, vor eurer Ablehnung, vor eurem Mitleid, vielleicht auch vor eurer Enttäuschung. Ich weiß selbst nicht genau, wovor am meisten. Einfach... Angst."
Dumbledore runzelte die Stirn. Er stand ein wenig hinter Ron und verfolgte das Geschehen. Er ließ den jungen Weasley gewähren, denn der Mann stellte genau die Fragen, welchen auch ihn im Moment am brennendsten interessierten. Auch jetzt reagierte Ron ganz so, wie auch er selbst es getan hätte.
"Warum, Harry? War es der Erwartungsdruck, weil du der Junge-der-lebt warst? Weil die ganze Welt von dir erwartet hat, dass du allein Voldemort besiegst? Wie kann es sein, dass du vor Hermione und mir Angst hattest?! Ich verstehe das alles nicht, Harry! Sag mir nur, warum bist du damals fortgegangen?"
Diesmal blieb es keinem der Ordensmitglieder verborgen, dass Harry das Veritaserum bekämpfte. Einige Sekunden lang sah es beinahe so aus, als hätte er Erfolg; doch dann sprudelten die gequälten Worte aus ihm heraus, als sei ein Damm gebrochen: "Ich konnte nicht länger bleiben. Es war alles zuviel! Er... was er gesagt und getan hat... Die Unsicherheit, wie sie darüber gedacht hätten - Hermione und Ron, meine ich..."
Harry schien nicht mehr wahrzunehmen, wer vor ihm stand, oder auch nur, wo er sich befand. Myriel legte schützend einen Arm um seine Schultern, während sie beruhigende Nonsense-Worte in sein Ohr murmelte. Harry derweil redete beinahe wie eine willenlose Puppe einfach weiter.
"... Der Orden ... Dumbledore... Sie wären so enttäuscht gewesen... Ich schämte mich so! Ich war nicht stark genug, würde nie gut genug sein, und ich wollte nicht, dass es alle sehen. Dass alle sehen, wie schwach ihr 'prophezeiter Retter' wirklich ist! Und deswegen die Hoffnung aufgeben! Das konnte ich nicht! Ich wollte nicht schon wieder schuld sein... Ich wollte nicht.... Ich konnte nicht... Es war einfach alles zuviel, verstehst du?"
Verzweifelte blaue Augen bohrten sich in Myriels braune. Sie nickte still und zog ihn fest in ihre Arme, wo er zitternd Atem holte.
Myriel war zweifelsohne die Einzige, welche Harrys Gefühlsausbruch irgendeinen Sinn abgewinnen konnte. Die Ordensmitglieder aber schauten einander verständnislos an, zuckten die Achseln und blickten neugierig Dumbledore an, der sich soeben mit einem Räuspern bemerkbar machte.
"Harry, erkläre mir bitte, warum du dachtest, wir müssten von dir enttäuscht sein."
Harry holte noch einmal zitternd Atem. Dann sah er Dumbledore mit festem Blick an. "Ich war zu schwach, mich gegen einen Muggel zu wehren. Und ich habe getötet - Ich bin ein Mörder."
Der Effekt dieser Worte war beinahe ebenso grandios wie zuvor die Enthüllung seiner Identität. Das wilde Durcheinandergerede des Ordens kam jedoch schlagartig zum Erliegen, als Myriel zornig ihre Stimme erhob.
"Ich dachte, dieses verdammte Zeug lässt nicht zu, dass er lügt?! Wie kann es dann sein, dass er etwas sagt, was offensichtlich so nicht stimmt?!?"
"Es zwingt einen Menschen dazu, nur das zu sagen, was er für die Wahrheit hält. Dabei kann es freilich passieren, dass dennoch eine Unwahrheit geäußert wird, wenn der Sprecher fest von ihrer Richtigkeit überzeugt ist. Haben Sie den Verdacht, dass hier so ein Fall -"
Myriel schnitt ihn abrupt das Wort ab, als sie mit einem Satz auf die Füße kam und sich mit funkelnden Augen über Harry lehnte.
"Hast du den 'Mord' geplant?"
"Nein..."
"Also kein Mord, sondern Totschlag. Hattest du in dem Moment Grund, um dein Leben zu fürchten?"
"Ja, das schon, aber -"
"Also wenn überhaupt, dann Notwehr. Hast du eine Waffe verwendet?"
"Nein, es war Wilde Magie. Das heißt aber nicht -"
"Was hättest du gemacht, wenn ich dir in dem Moment einen Dolch gegeben hätte? Ihn umgebracht?"
"Nein, mich. Aber trotzdem -"
Myriel ignorierte das vielstimmige Aufkeuchen ihrer Zuhörerschaft und fuhr unbeirrt damit fort, Harry den Kopf geradezurücken.
"Hast du oder hast du nicht die höchste Punktzahl in einer Hausarbeit über die Unterschiede zwischen Mord, Totschlag, Tötung im Affekt und in Notwehr bekommen?"
"Äh, ja..."
"Und wieso verdammt noch mal kannst du dieses Wissen dann nicht auf dich selbst anwenden? Hältst du dich für was Besseres als andere Menschen?"
"Nein, natürlich nicht -"
"Oder hast du allein kein Recht dazu, mildernde Umstände für dich geltend zu machen?"
"Ja..."
"WIE BITTE??!!!"
"Ich habe kein Recht dazu, mich rauszureden. Ich habe ihn umgebracht."
"DAS HEISST NOCH LANGE NICHT, DASS ES MORD WAR!!!
"Was soll es denn sonst gewesen sein?"
"EIN GOTTVERDAMMTER UNFALL!"
"Wie könnte es ein Unfall sein?"
"DU HAST ES NICHT ABSICHTLICH GETAN. DU HATTEST NICHT EINMAL EINE WAFFE. WENN DU EINE GEHABT HÄTTEST, HÄTTEST DU SIE NICHT GEBRAUCHT, UM IHN ZU TÖTEN, OBWOHL ER ES VERFLIXT NOCHMAL MEHR ALS VERDIENT HÄTTE. UND DU HATTEST DEINE MAGIE WOHL NICHT UNTER KONTROLLE, SODASS SIE OHNE DEIN ZUTUN GEHANDELT HAT. WIE KANNST DU AUCH NUR AUF DIE BESCHEUERTE IDEE KOMMEN, ES SEI DEIN FEHLER GEWESEN?!!??"
"Wenn er nicht meine Mutter beleidigt hätte, wäre ich nie so explodiert. Was er vorher getan hat, war schlimm; aber das war dann irgendwie... Ich weiß auch nicht. Ich habe es einfach nicht mehr länger ertragen. Jahrelang musste ich mir anhören, was für schlechte Menschen, was für nutzlose Verbrecher, abartige Freaks oder was auch immer meine Eltern gewesen waren. Aber als er sagte, er habe meiner Mutter das angetan, was... Da ist mir einfach die Sicherung durchgebrannt. Also, du siehst, es war meine Schuld. Ich hätte mich nicht provozieren lassen dürfen. Dann wäre auch nichts passiert."
"Also gut. Angenommen, er hätte diese Dinge an irgendeinem anderen Tag gesagt - hättest du genauso reagiert?"
Harry lachte trocken. "Nein, selbstverständlich nicht!"
"Ist deine Überreaktion also auf das zurückzuführen, was tags zuvor geschehen war?"
"Ja, natürlich. Ich war mit den Nerven fertig, alles tat mir weh, ich hatte Angst, ich hatte versagt - in solchen Situationen habe ich mich früher immer an den Gedanken an meine Eltern geklammert, und das hat mir Kraft gegeben. Jetzt hat er auch das noch beschmutzt... Das habe ich einfach nicht ertragen, Myriel. Verstehst du?"
"Und ob ich das verstehe! Sag mir, Tom, wenn einer deiner Patienten, sagen wir, die kleine Shannon, ihren Vater umbrächte, würdest du sagen, sie ist eine Mörderin?"
Harry war schockiert. "Natürlich nicht!", sagte er entrüstet. "Der Mann prügelt sie regelmäßig grün und blau. Das Kind ist fünf Jahre alt!!! Sie wäre kein Stück verantwortlich - und ganz ehrllich, der Typ hätte es verdient!"
"Was, wenn Jake seine Mutter vor ein Auto stoßen würde?"
"Ich würde ihn trösten und mich im Stillen darüber freuen. Die Frau ist wahnsinnig. Ich verstehe nicht, wie sie immer wieder die Gutachter überzeugen kann, dass sie für das Kind sorgen kann. Entweder, sie lässt ihn halb verhungern, oder sie sperrt ihn im Kofferraum ihres Autos ein, sie schlägt ihn ohne ersichtlichen Grund... Die Frau ist ein Monster, und der Junge ist noch immer minderjährig. Egal, was das Gesetz sagen mag, für mich wäre das kein Mord, sondern Notwehr!"
"Wenn ich dir einen Patienten präsentierte, der von seiner Sorgeberechtigten regelmäßig hungern gelassen wird; der schon im Kleinkindalter einen Großteil des Haushalts übernehmen musste; der für Fehler, die er nicht begangen hat, oder die keine sind, geschlagen wird; dessen Kinderzimmer weniger als zwei Quadratmeter groß und unbeleuchtet ist; der von seinen Sorgeberechtigten nie mit seinem Namen, sondern nur als 'Junge' angesprochen wird; der schließlich von einem seiner Sorgeberechtigten massiv misshandelt wird - wenn nun dieser Patient in einem besonders üblen Moment das Küchenmesser ergreifen und es besagtem Sorgeberechtigten in die Brust rammen würde - ist der Junge, sagen wir mal, er ist fünfzehn Jahre alt, also schon zu einem gewissen Grad schuldfähig - ist dieser Junge dann für seine Tat zur Rechenschaft zu ziehen?"
"Nein. Er wurde misshandelt. Von den Menschen, die sich um ihn hätten kümmern sollen. Wenn überhaupt, dann sind diese Unmenschen die Schuldigen, die ihn in diese Situation gebracht haben."
"Inwiefern unterscheidet sich die Situation dieses Jungen von der deinen?"
"Ich wurde nicht hungern ge--" doch Harrys Stimme versagte den Dienst.
"Es war nicht ein Großteil des Ha---", versuchte er es erneut. Wieder erfolglos.
"Ich wurde nicht nur mit 'Junge' angesprochen."
"Womit noch?"
"Äh... Freak. Missgeburt. Ähm... Fehlgriff der Natur.... Und- "
"Ist das besser als 'Junge'?"
"Nein, aber... okay, vielleicht nicht."
Harry schien einen Moment nachzudenken, was ihn noch von dem Jungen unterschied, den Myriel beschrieben hatte. Die Falten auf seiner Stirn glätteten sich für einen Augenblick, als er wieder etwas fand.
"Ich hatte kein winziges Kinderzimmer."
"Nein, du hattest gar keines. Sag, war dein Schrank größer als zwei Meter?"
Myriel beachtete die erstaunten und entsetzten Ausrufe des Ordens nicht; Harry schien sie nicht einmal wahrzunehmen.
"Nein..."
"Na siehst du."
"Aber ich wurde nicht grundlos geschlagen."
"Ach nein? Was waren denn die Gründe?"
Lange blieb Harry still. Dann sagte er leise, zweifelnd: "Meistens waren es Dinge, für die ich nichts konnte. Etwa, dass ich nicht all meine Arbeiten erledigt hatte - auch wenn das bei der Menge an Aufgaben völlig unmöglich war. Oder auch, weil Dudley etwas getan hatte. Oder... einfach nur, weil ich anders war... vielleicht hast du Recht; vielleicht war es wirklich unberechtigt."
Harry drehte sich irritiert um, als er ein Schluchzen hörte. Was er sah, ließ ihn beinahe aus allen Wolken fallen. Da standen Ron, Hermione und Mrs. Weasley in inniger Umarmung, alle rotäugig und mit tränennassen Gesichtern, die ihn mit offensichtlichem Mitleid anschauten. Harry ließ seinen Blick schweifen. Überall im Saal sah er Zauberer und Hexen, die ihren einstigen Helden und Retter mit Verwunderung, Mitleid oder auch Entsetzen im Blick anstarrten.
"Scheint, dass deine häusliche Situation als ein wenig unnormal eingeschätzt wird, Tom", hörte er Myriel sarkastisch flüstern. "Und das ist nicht dein Fehler."
Dann nahm sie ihn gnadenlos weiter ins Gebet.
"Also, ich frage dich noch einmal: was unterscheidet dich von dem Jungen in meinem Beispiel?"
Harry sah sie lange nachdenklich an. Dann zeichnete sich Erstaunen auf seinem Gesicht ab, nur um gleich darauf von Entsetzen abgelöst zu werden.
Wieder einmal sichtlich gegen seinen Willen sprach er seine neue Erkenntnis aus: "Fast nichts. Allerdings hatte ich kein Messer, und ich hätte es auch nicht verwendet." Dann schlug er sich beschämt die Hand vor den Mund.
Myriel sagte, so leise, dass es nur Harry und vielleicht noch Dumbledore und die drei Gestalten neben ihm hören konnten: "Und du weißt genau, Tom, dass dir viel mehr angetan wurde als diesem Jungen. Wie kannst du da behaupten, du seist ein Mörder? Überlege es dir noch einmal ganz genau." Wieder etwas lauter fuhr sie mit harter Stimme fort: "Hast du einen Mord begangen, Tom?"
Harry verengte die Augen. Sah Myriel nachdenklich an; schüttelte den Kopf, wie um einen lästigen Gedanken zu vertreiben; setzte an, um zu bejahen; schloss den Mund wieder; und sagte schließlich müde: "Nein, wenn du es so ausdrückst, dann habe ich wohl tatsächlich keinen Mord begangen."
Myriel strahlte.
"Aber ein Leben genommen habe ich dennoch."
Das Strahlen erlosch. "Tom, verdammt! Der Drecksack hatte es mehr als verdient! Nach allem, was er dir angetan hatte..."
"Das gibt mir noch lange kein Recht dazu, ihn zu töten! Ich war die Symbolfigur für die Seite des Lichts!!! Wenn der Junge-der-lebt selbst ein Mörder ist, was macht ihn dann noch besser als Voldemort?!"
Absolute Stille senkte sich über den Saal.
Bis Myriel schnaubte. "Ich dachte, wir hätten gerade klargestellt, dass du kein Mörder bist?"
"Äh, ja."
"Gut. Dann vergiss das jetzt nicht sofort wieder."
"Ja, Mama."
Harry schielte Myriel unter seinen Stirnfransen hervor mit einem schiefen Grinsen an.
"Nicht in diesem Ton, junger Mann", schalt sie ihn spielerisch.
Ein erneutes Räuspern Dumbledores holte die beiden augenblicklich wieder zurück in die Realität.
"So leid es mir tut, Ihre private Sitzung zu unterbrechen... Wir haben noch ein paar Fragen."
"Nur zu", sagte Myriel unschuldig, als habe sie nicht soeben das Wort an sich gerissen und für eine Menge zusätzliches Chaos gesorgt.
"Harry", wandte sich das Haupt des Ordens jetzt wieder an den jungen Mann, der steif und unbehaglich auf seinem Stuhl saß, Myriels Hand nun wieder fest in der seinen. "Wen hast du umgebracht?"
"Onkel Vernon."
"Gut so!", kam es unvermutet von Ron. Harry sah verdutzt auf und nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie Fred und George ein High Five austauschten und ihm dann mit beiden Daumen ihre Gratulation zuwinkten. Total verdattert überhörte er Dumbledores nächste Frage völlig.
"Entschuldigen Sie, was haben Sie gesagt?"
"Ich fragte: Warum hast du ihn umgebracht?"
Harry sah Myriel unsicher an, als er zu seiner Antwort ansetzte. "Nun, wie eben schon gesagt wurde, es war nicht wirklich meine Absicht. Meine Wilde Magie ist mit mir durchgegangen, als er das Andenken meiner Mutter geschändet hat."
"Deine Freundin... Ms. Danes, nicht wahr?"
"Einfach Myriel, bitte", ergänzte diese schnell.
"Myriel also. Sie sagten etwas von besonderen Umständen. Harry, was hat dich so aufgeregt, dass du auf einen Kommentar über deine Mutter derart überreagiert hast?"
Alle Blicke richteten sich auf Myriel, die mit schmerzverzerrtem Gesicht auf ihre Hand starrte, welche in Harrys Klammergriff gerade besonders zu leiden schien. Langsam lief das betreffende Körperteil bläulich an. Harry bemerkte es nicht. Er begann leise zwischen zusammengepressten Zähnen hervor zu sprechen.
"Er hatte mir dasselbe angetan. Heute ist mir klar, dass er gelogen haben muss. Meine Mutter war zu stark, um sich so etwas gefallen zu lassen. Sie hätte ihn eher ins Nirvana gehext, als dass sie sich eine solche Behandlung gefallen gelassen hätte. Doch nachdem er mir tags zuvor genau das angetan hatte, und jetzt wieder da war, um es gleich noch einmal zu tun - da traf mich seine Aussage, dass er auch meine Mutter... Nun, es traf mich in dem Moment besonders hart.
"In der Situation war ich bereit, ihm fast alles zuzutrauen. Wenn er mir gesagt hätte, er sei Voldemorts rechte Hand und helfe Macnair bei besonders hässlichen Morden, hätte ich nur genickt und es hingenommen.
"Das ist der Grund, warum ich den Kommentar so 'schlecht weggesteckt' habe."
Dumbledore runzelte erneut die Stirn, bevor er mit sanfter Stimme fortfuhr: "Es ist sicher nicht leicht für dich, das zu sagen, Harry. Aber wir müssen es wissen, wenn wir verstehen wollen, was dich dazu getrieben hat, einen Menschen umzubringen. Was war es, das dein Onkel dir angetan hat?"
Harry sah Dumbledore mit großen Augen an. Dann sah er Myriel an.
Dann begann er zu zucken.
"Was geschieht hier?!"
Myriel war erneut aufgesprungen, hatte Harry gepackt und schüttelte ihn. Verzweifelt schaute sie zwischen Dumbledore und den Weasleys hin und her. "Was ist mit ihm?!"
"Es scheint, als bekämpfe er das Veritaserum", stellte Snape trocken fest.
"Oh nein!" Myriel nahm Harry fest in den Arm und setzte ihn zurück auf den Stuhl, von dem er gefallen war. Schnell winkte sie Hermione und Mrs. Wealsey herbei, die ihn festhalten sollten.
Sie trat einen Schritt zurück, schloss einen Moment lang die Augen, als versuche sie, sich zu sammeln.
Dann holte sie aus und gab Harry eine schallende Ohrfeige.
Man konnte meinen, ein Windstoß fege durchs Zimmer, als mehrere Hundert Hexen und Zauberer wie ein Mann scharf die Luft einsogen.
"Hör endlich auf, vor dir selbst davonzulaufen, Harry Potter! Das hast du jetzt schon fünfzehn Jahre lang getan, und gebracht hat es nichts.
"Du bist hierher gekommen, um dich deiner Vergangenheit zu stellen. Dann tu es jetzt auch!
"Du hast Jahre gebraucht, um mir zu erzählen, was damals passiert ist. Aber du hast jetzt keine Jahre. Du hast mir versprochen, dich nicht noch einmal umzubringen. Aber wenn du jetzt wegen deines Schweigens von diesem Mittel gekillt wirst, zählt das genauso, hörst du?"
Wieder einmal konnte der ganze Phönixorden nichts Anderes tun, als sprachlos zuzusehen, wie Myriel ihrem ehemaligen Helden den Kopf zurechtrückte.
"Du musst endlich wieder anfangen, wirklich zu leben, Tom! Du musst mit deiner Vergangenheit abschließen und nach vorne sehen. Aber dazu gehört eben auch, dass du deine Vergangenheit so akzeptierst, wie sie nun mal ist. Jetzt rede endlich darüber und bring es hinter dich!!!"
Harry hörte auf zu zucken. Sein Körper wurde ganz still. Dann setzte er sich langsam auf.
Ein erneutes Keuchen ging durch die Reihen der versammelten Hexen und Zauberer, als Harry den Blick hob. Die blauen Augen blickten tot und glücklos.
"Was mein Onkel mir angetan hat, wollt ihr wissen?
"Er hat mich vergewaltigt.
"So, jetzt wisst ihr es. Der Junge-der-lebt war zu schwach, um sich gegen einen einfachen Muggel zu verteidigen. Ich bin sicher, ihr hättet das lieber nicht gewusst -"
Weiter kam er nicht, denn auf einmal flog ein warmes, zitterndes Etwas an seine Brust und zog ihn in eine wahre Bärenumarmung.
"Oh Harry...!!!", meinte er unter dem Schluchzen und Schniefen zu vernehmen, das Ron - denn kein Anderer war es, der sich soeben wie ein Klammeraffe an ihn gehängt hatte - mit bebenden Schultern an seiner Brust von sich gab.
Harry saß bewegungslos da und starrte hilflos und verwirrt auf die Masse roten Haares, die da an seiner Brust im Takt zu Rons Schluchzern wackelte.
"Ron? ...Ron! Ron, warum bist du hier? Hasst du mich denn jetzt nicht?"
Ron hob sein rotes, feuchtes Gesicht und schenkte Harry einen unendlich traurigen, aber auch sehr sanften Blick. "Harry, dich zu hassen liegt mir so fern wie nichts sonst. Wofür denn auch?"
Harry musterte ihn misstrauisch. Warum sollte er das Offensichtliche aussprechen? Doch das Veritaserum war noch immer wirksam, und ehe er sich auf einen erneuten höchst schmerzhaften und letztendlich aussichtslosen Kampf gegen den Trank einließ, entschied er sich, zu antworten.
"Ich habe alle Erwartungen enttäuscht. Ich habe mich von einem Muggel unterwerfen lassen! Ich habe zugelassen, dass er mir... das ... antut. Ich bin ein Schwächling. Ich bin mir sicher, dass du mich jetzt verachtest!!!"
"Nein, das tue ich nicht."
"Tom", fuhr Myriel dazwischen. "Was sagst du den Kindern immer, wenn sie dir erzählen, was sie ihre Väter alles haben tun 'lassen'?"
"Dass sie sie nicht 'gelassen' haben. Dass es nicht ihre Schuld war", antwortete er automatisch.
"Und wieder einmal muss ich fragen: Warum sollte für dich nicht zutreffen, was für alle anderen gilt?"
"Weil ich anders bin. Falls es dir nicht aufgefallen ist, ich bin ein Zauberer..."
"Und? Hattest du etwa deinen Zauberstab?"
"Nein, natürlich nicht. Den hat Onkel Vernon immer gleich zu Anfang der Ferien weggeschlossen."
"Na also. Es gibt also keinen Grund, warum du stärker als irgendein anderer Fünfzehnjähriger hättest sein müssen."
"Ganz genau!", meldete sich Ron wieder zu Wort. "Deine Muggel sind die schlimmsten Muggel, die es gibt; das habe ich immer gewusst. Ich wusste nur nicht, wie schlimm sie tatsächlich waren. Aber ich muss sagen, wirklich überrascht bin ich nicht. Gitter vor dem Fenster? Essen durch die Katzenklappe? Was könnte man diesen Menschen nicht zutrauen?!"
Er löste sich ein wenig von Harry, um ihm in die Augen zu schauen.
"Ich mag dich nicht weniger, nur weil ich das jetzt weiß, Harry. Du warst immer mein bester Freund und ich freue mich einfach nur, dass du endlich wieder da bist. Ich habe dich vermisst! Es tut mir schrecklich leid, was passiert ist, aber ich kann deiner Freundin nur in allem zustimmen: Es war nicht deine Schuld, und ich wünsche mir, dass du bald darüber hinweg kommst und wieder richtig zu leben anfängst."
Ein winziger Funke Hoffnung glomm in Harrys Augen auf. "Du willst also trotzdem noch, dass ich zurückkomme?"
"Ich werde nicht zulassen, dass du wieder gehst - jetzt, wo ich dich endlich zurück habe!"
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