"1,2,3,4 Eckstein, alles muss versteckt sein...“ | By : mieseKatze Category: German > Television Views: 1150 -:- Recommendations : 0 -:- Currently Reading : 0 |
Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Supernatural. Es handelt sich hierbei um ein Fanfiction, an dem ich weder Geld verdiene noch sonstige Vorteile ziehe! |
-1-
Er
rannte, rannte so schnell ihn seine
Beine trugen, rannte den langen weißen Flur entlang, vorbei an den kahlen
gekachelten Wänden auf die schwere Tür zu hinter der die Freiheit lag.
....nur
noch ein paar Meter...
Sein Atmen
rasselte in den überbeanspruchten Lungen, seine Beine schmerzten von der
ungewohnten Belastung.
Nur noch
ein paar Meter, dann wäre alles vorbei, nur nicht auf die donnernden Schritte
und die drohende Rufe hinter ihm hören, immer weiter, weiter...gleich war er
da...
Er streckte
die Hand nach der Türklinke aus, warf sich mit vollem Gewicht gegen das schwere
Metall um die Tür aufzuwuchten, fühlte praktisch wie die Tür nachgab und –
nichts, die Klinke bewegte sich nach unten ins Leere und er prallte hart im
vollen Lauf gegen die verschlossenen Tür.
Noch bevor
der wütende, verzweifelte Schmerzensschrei über seine Lippen kam, waren sie bei
ihm, über ihm, packten seine Arme und Beine, fesselten ihn mit den mitgebrachten
Lederriemen und jagten ihm eine Spritze in den Oberarm.
Er wollte
sich losreißen, kämpfen, doch schon spürte er, wie er ins Dunkle abdriftete.
Das letzte,
was er sah war das hässliche Grinsen eines der Pfleger, das letzte was er hörte
die kalte Stimme der ‚grauen Schwester’:
„Bringt ihn
zurück zu den anderen Bälgern, bis er wieder bei Bewusstsein ist werde ich mir
eine nette Kleinigkeit für ihn als Strafe ausgedacht haben......“
Mit einem erstickten Schrei fuhr er aus dem Schlaf hoch. Er hatte sich
in seiner Decke verknotet und das schweißnasse Bettzeug klebte an seinem
Körper.
Hektisch blickte er sich um, wollte sich versichern, dieses Mal
entkommen zu sein, konnte seinen Blick nicht fixieren, konnte keine klaren
Bilder ausmachen.
Plötzlich fühlte er die Hand, die seine Schulter umschloss und ihn
leicht schüttelte. Panisch versuchte er sie abzuschütteln, kauerte sich
abwehrend zusammen, konnte direkt spüren, wie die Hand zum Schlag ausholte.
Doch das Erwartete blieb aus, stattdessen strich ihm die Hand sanft über den
schweißnassen Nacken und eine Stimme flüsterte ihm beruhigende Worte zu.
Etwas zögerlich entspannte er sich etwas und wandte seinem Kopf leicht
zur Seite nur um in das besorgte Gesicht seines Bruders zu blicken.
Fast sofort hörten seine Gedanken auf, wie wild durch seinen Kopf zu
jagen und er konnte wieder klar denken. Immer noch leicht zitternd setzte er
sich auf und fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen.
Erst als er erneut in die Augen seines Bruders blickte, war er auch
endlich soweit bei klarem Bewusstsein, dass er die fast ängstlichen Worte hören
konnte.
„Dean....was ist los....was ist passiert...Dean, bitte...rede mit
mir!“
Statt zu antworten ließ er sich mit einem erschöpften Lächeln zurück
in die Kissen sinken.
Er wusste nicht, was passiert war, was er genau geträumt hatte, doch
solange Sam hier bei ihm war schien alles plötzlich nicht mehr schlimm zu sein.
Müde streckte er seine Hand nach seinem Bruder aus, wollte sicher
gehen, dass er an seiner Seite blieb, dann schloss er die Augen.
Das letzte was er spürte bevor er einschief war, wie sein Bruder sich
neben ihn legte um über seinen Schlaf zu wachen, genau so wie Dean als Kind
früher über Sam gewacht hatte, wenn sein kleiner Bruder wieder einen seiner
Alpträume gehabt hatte.
Instinktiv rutschte er näher an den warmen Körper und fiel in einen
traumlosen Schlaf.
Als er das nächste Mal wach wurde zwitscherten draußen bereits die
ersten Vögel und durch die fadenscheinigen Vorhänge des kleinen Motelzimmers
schimmerte das erste Licht eines neuen Tages.
Gähnend wollte Dean sich aufsetzten und stellte etwas überrascht fest,
dass Sam halb neben, halb auf ihm lag, Einen Arm hatte er quer über Deans Brust
gelegt, sein Kopf lag auf Deans Schulter und ein Bein hatte er mit den Beinen
seines Bruders regelrecht verknotet.
Dean befreite sich von seinem unwillig murrenden Bruder und tapste
noch fast im Halbschlaf ins Bad und unter die Dusche.
Das letzte Mal dass Sammy und er zusammen in einem Bett geschlafen
hatten war Jahre her.
Irgendetwas musste passiert sein.
Mit geschlossenen Augen stand er unter dem heißen Wasserstrahl und
versuchte mühsam sich an die vergangene Nacht zu erinnern.
Sie hatten die Jagd nach einem Poltergeist, der eine Grundschule
heimgesucht hatte, erfolgreich beendet, anschließend war er in eine der wenigen
Bars des kleinen Ortes gegangen um den Abend mit Bier und einem der
ortsansässigen Mädchen ausklingen zu lassen.
Sam war im Motel geblieben um - was auch immer ein Streber wie Sam
eben allein in einem Motelzimmer macht - zu machen.
Doch irgendwie war der Abend nicht so verlaufen, wie er ihn sich
vorgestellt hatte: das Bier hatte fahl geschmeckte, die Mädchen hatten auf
einmal billig, langweilig und überschminkt gewirkt (und das sollte in seinem
Fall schon einiges heißen) und zu allem Überfluss war ihm dieser dämliche
Kinderreim nicht mehr aus dem Kopf gegangen, den er an einer Pinwand in einem
Klassenzimmer der Grundschule entdeckt hatte, als Sam gerade damit beschäftigt
war, den Poltergeist anzulocken.
Auf einem Stück rosa Papier in kindlicher Schrift geschrieben hatte er
neben bunten Kinderzeichnungen und weiteren Gedichten gehangen.
Dean wusste beim besten Willen nicht, warum ausgerechnet dieser Vers
ihm so im Gedächtnis geblieben war, jedenfalls hatte sich der Reim den ganzen
Abend lang in seinem Kopf wiederholt und so hatte er bereits nach kurzer Zeit
beschlossen, den miesen Abend zu
beenden und wieder ins Motel zurückzufahren.
Dort hatte er Sam vor seinem Laptop (wo auch sonst?) vorgefunden, wie er
irgendwelche E-mails von seinen tollen College-Freunden beantwortete und war
nicht ohne einen entsprechenden Kommentar ins Bad und dann ins Bett gegangen.
Danach war alles irgendwie seltsam verschwommen.
Er wusste, dass er irgendwann nachts aufgewacht war, konnte sich auch
noch daran erinnern, dass Sammy bei ihm war, doch alles andere war wie
weggeblasen.
Warum er heute morgen neben seinem Bruder aufgewacht war konnte er
sich nur so erklären, dass Sam ein weiteres Mal einen seiner
Alp-Visionen-sonstwas-Träume gehabt hatte und er ihn, wie früher so oft, durch
seine Nähe geholfen hatte, wieder ruhig einzuschlafen.
Sobald Sammy wach wäre, würde er ihn auf seinen Traum ansprechen
müssen, vielleicht bedeutete er ja
bereits einen neuen Fall.
Gähnend stellte er das Wasser aus, trocknete sich ab und wickelte sich
ein Handtuch um die Hüften. Als der Wasserdampf den Spiegel über dem kleinen
Waschbecken langsam wieder freigab hatte er gerade sein Rasierzeug bereitgelegt
und wollte mit der Rasur beginnen, als sein Blick zum ersten Mal an diesem Tag
auf sein Spiegelbild fiel.
Erschrocken legte er den Rasierschaum beiseite.
Er sah fürchterlich aus, blutunterlaufene Augen mit dunkeln Ringen
darunter blickten ihm aus dem verspiegeltem Glas entgegen, seine Haut war
seltsam bleich, so dass seine Sommersprossen darauf irgendwie fehl am Platz
wirkten.
Wenn er es nicht besser wüsste würde er sagen, dass er letzte Nacht
mindestens eine Flasche irgendeines fiesen Fusels gekippt und auch nicht mehr
als drei Stunden geschlafen hatte. Allerdings hätte er dann wahrscheinlich
wenigstens einen amüsanten Abend hinter sich gehabt.
Er schaufelte sich kalten Wasser ins Gesicht in der Hoffnung, dass
wenigstens die Augenringe etwas zurückgehen würden und griff dann mehr als
widerwillig zu der Feuchtigkeitslotion die Sam immer benutzte. Sein Bruder
schwor auf diese Produkt und ließ sich auch nicht durch Deans abfällig
Kommentare davon abhalten, sich das Zeug jeden Morgen und Abend ins Gesicht zu
klatschen...er war eben doch ein Mädchen...
Dean verschloss die Tube wieder und versuchte sie akribisch genau
wieder in derselben Position an denselben Ort zu stellen. Nur über seine Leiche
würde er jemals zugeben, dieses Zeug benutzt zu haben.
Nachdem er sich noch ein wenige Blut in die Wangen geklopft hatte warf
er einen letzten abschätzenden Blick in den Spiegel. Rasieren würde er sich
heute nicht....besser seine Bartstoppeln verdecken etwas von seiner fahlen
Haut.
Nicht wirklich von seinem Erscheinungsbild überzeugt verließ er das
Bad.
Er musste wirklich einmal mit Sam über seine Alpträume und die
Möglichkeit, diese mit Schlaftabletten zu bekämpfen reden. Es reichte wenn sie Sammys Schlaf und Aussehen
ramponierten.
Zurück im angrenzenden Zimmer blickte er sich suchend nach seiner
Tasche um, um die letzten paar sauberen Klamotten herauszuwühlen. Bevor er die
Tasche jedoch ausgemacht hatte, traf sein Blick den seines Bruders, der
inzwischen aufgewacht war und ihn ansah, als wäre er ein Gespenst.
Fragend lehnte Dean den Kopf leicht zu Seite und grinste Sam schief
an. „Was is los, kleinen Bruder, is einer der Clowns aus deinen Alpträumen
entwischt und steht hinter mir?“
Er machte sich schon einmal bereit, dem obligatorischen Kissen
auszuweichen, doch statt Dean mit Bettzeug zu bewerfen blickte Sam ihn nun umso
besorgter an.
„Dean....ist wieder..alles okay? Ich mein’ ähm...heute Nacht...du
warst so....“
„Was Sammy? Nur weil du wieder einen deiner seltsamen
Psycho-Freak-Träume hattest soll es mir schlecht gehen?“
Grinsend zog er eine Augenbraue hoch.
„Es reicht doch, dass du mich wach gehalten hast und in mein Bett
gekrochen bist wie ein kleines Kind....Soll ich dir jetzt auch beim Waschen und
anziehen helfen?“
Er schenkte seinem Bruder noch ein breites Grinsen und steuerte dann
auf seine Tasche zu, das von Sam gezischte „Arschloch“ konterte er mit einem
„Mädchen“ und zuckte nicht einmal zusammen als sein Bruder die Badtür hinter
sich zuknallte.
Es war ja nicht so, dass er sich keine großen Sorgen um Sam und seine
seltsamen Träume machte, nur musste sein Bruder das so genau wissen?
*****
Sam wusste nicht, ob er enttäuscht, wütend oder traurig sein sollte.
Zwar hatte er gewusst, dass Dean nicht einfach so von sich aus über
das Geschehene der vergangenen Nacht sprechen würde, doch dass er auf seine
Frage, wie es ihm ginge, so reagierte, hätte Sam nicht gedacht.
Er war viel von seinem großen Bruder gewöhnt und wusste nur zu gut,
dass das wenigste so hart gemeint war, wie es vielleicht rüberkam. Dass Dean
aber, nachdem es ihm nachts sichtlich schlecht gegangen war - warum galt es
nach der Aktion eben wohl erst noch sehr mühsam rauszufinden – und er allem
Anschein nach mehr als froh gewesen war, dass Sam ihm beigestanden hatte, ihn
auf seine Frage so schief von der Seite anmachen würde, hätte Sam nie gedacht.
Er lehnte sich von innen gegen die Badtür und ließ den Kopf mit einem
dumpfen Laut gegen das Holz sinken.
Nach der langen Zeit, die er zusammen mit seinem Bruder nun schon auf
der Straße und der Jagd verbracht hatte, wurde er immer noch nicht wirklich
schlau aus ihm.
Klar, Dean war, sobald es um Emotionen und Gefühle ging verschlossen
und tat das ganze Thema meist mit nicht mehr als einem schiefen Grinsen und
einem nonchalanten Kommentar ab. Fragen, die sein Gefühlsleben betrafen,
konterte er mit abtuenden und meist auch verächtlichen Sprüchen. Doch bisher
hatte er wenigstens immer, wenn Sam ernsthaft um seinen Zustand besorgt war –
meist ja auch berechtigt – ihm frei von irgend einem Zynismus versichert, dass
er okay war und es dann Sam überlassen, das zu glauben oder nicht.
Das eben allerdings war selbst für Dean untypisch gewesen.
Andererseits war sein Bruder so darauf bedacht, Sam gegenüber niemals
irgendeine Schwäche zu zeigen, dass er eigentlich gleich darauf kommen hätte
müssen.
Sam schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und lachte kurz
bitter auf.
Er hatte das Ego und den Stolz seines Bruders wohl einmal mehr
verkannt.
Ein Dean Winchester gab nicht zu, dass ein läppischer Traum ihn so
sehr verstört und verängstigt hatte, dass er sich hilfesuchend an seine Bruder
gedrängt hatte.
Vorher würde er sich vermutlich eher freiwillig die Zunge abbeißen.
Nachdem Sam in der Nacht von Deans unruhigen Bewegungen und einem
leisen Wimmern wachgeworden war, war er sofort aufgesprungen und hatte sich
neben das Bett seines Bruders gekniet um ihn sanft aus seinem Alptraum zu
wecken.
Doch erst nach einiger Zeit war Dean aufgeschreckt, hatte sich
verwirrt und fast ängstlich umgesehen und geradezu panisch auf Sams Hand auf
seiner Schulter reagiert.
Erst nachdem Sam ihm sanft zugeredet und ihn beruhigend gestreichelt
hatte, war sein Bruder ruhiger geworden und seinem Traum gänzlich entkommen.
Er hatte nach Sams Hand gegriffen und sie nicht mehr losgelassen, so
dass Sam schließlich nichts anderes übrig geblieben war, als sich neben seinen
Bruder zu legen, wenn er die Nacht nicht auf dem schäbigen Teppich vor Deans
Bett hatte verbringen wollen.
Kaum hatte er sich hingelegt, war Dean näher an ihn herangerutscht,
hatte sich nahezu an ihn gepresst.
Sam hatte einen Arm um seinen Bruder gelegt und gewartet, bis diese
ruhig schlief, bevor er selbst wieder eingeschlafen war.
Wahrscheinlich waren sie, als Dean vorhin aufgewacht war, immer noch
eng aneinander geschmiegt gewesen.
Für jemanden wie Dean war so etwas natürlich ein ‚No Go’.
Schon allein, dass Sam ihn in einem verwirrten, verängstigten Zustand
vorgefunden hatte, musste für ihn eine unvorstellbare Blöße gewesen sein. Dass
er dann auch noch wie ein kleines Kind die Nähe seines Bruders zum Einschlafen
gebraucht hatte, war für ihn wohl unvorstellbar peinlich.
Für Sam selbst war das alles keine große Sache. Dean war immer für ihn
da gewesen.
Als Kinder hatten sie meist sowieso in einem Bett zusammen geschlafen
und Dean hatte seinen kleinen Bruder regelmäßig durch Worte und sanfte
Streicheleinheiten in einen ruhigen, alptraumlosen Schlaf geleitet.
Auch seit er wieder mit seinem Bruder zusammen auf der Jagd und der
Suche nach ihrem Vater waren war es mehr als einmal vorgekommen, dass Sam,
gequält von Alpträumen und Visionen Deans Nähe gebraucht hatte um wieder ruhig
einschlafen zu können.
Er wusste, dass Dean sich um ihn Sorgen machte und sich gerne um
seinen Bruder kümmerte, auch wenn er es
fast nie und wenn dann auch nur sehr ungern zugab.
Dean spielte seine Rolle als starker Mann perfekt. Er war der
Beschützer, der, der aufpasste, dass seinem kleinen Bruder nichts passierte. Er
sprach nicht darüber, das war einfach schon immer so gewesen und würde sich
auch nicht ändern.
Sam beschloss, sich erst mal nicht weiter den Kopf über seinen
eigensinnigen Bruder zu zerbrechen und ihn dieses eine Mal gewähren zu
lassen.
Er zog sich aus und stellte sich mit dem Wissen unter die Dusche, dass
Dean ihm, wie immer, noch warmes Wasser übrig gelassen hatte.
Als er eine viertel Stunde später frisch geduscht und rasiert aus dem
Bad kam, trat Dean gerade mit zwei dampfenden Bechern Kaffee und einer Tüte
Donuts durch die Türe.
Sam musste unweigerlich grinsen. Normalerweise war er derjenige, der
Kaffee und Frühstück holte. Dean nutzte die Zeit meist lieber, um ihr
Waffenarsenal zu reinigen und zu warten.
Er lächelte seinen Bruder erfreut an und grinste dann breit, als er
die dunkle Sonnenbrille bemerkte, die sein Bruder trotz der erst schwachen
Morgensonne trug. Sein unrasiertes Gesicht rundete den Eindruck einer
vermeintlich durchsoffenen Nacht perfekt ab.
Dean hatte Sams Blicke wohl bemerkt und trat nun, nachdem er Kaffe und
Donuts abgestellt hatte, nah an seinen Bruder heran und schnüffelte
vernehmlich.
„Oh, meine kleine Schwester hat wohl wieder ihre tausend Cremes und
Schönheitswässerchen aufgetragen. Heute noch ein Date oder hast du dich extra
für mich hübsch gemacht?“
Etwas perplex starrte Sam seinen Bruder an und wollte ihn schon in die
Seite boxen, als ihm etwas Besseres einfiel:
“Wie immer, alles nur für dich, schließlich will ich gut für meinen
Schatz aussehen!“
Er grinste breit und drückte sich dann Dean vorbei zu seiner
Reisetasche um sein letztes sauberes T-Shirt und Hemd herauszuwühlen. Fündig geworden
sammelte er auch seine restlichen Klamotten ein und drehte sich dann wieder zu
Dean um und musste lachen, als er ihn immer noch am gleichen Ort, Sam leicht
dämlich anglotzend, vorfand.
„Was is los? Zunge
verschluckt?”
Ohne eine Antwort abzuwarten wandte Sam sich wieder ab und begann sich
anzuziehen und setzte sich dann an den kleinen Tisch unter dem einzigen Fenster
um mit seinem Frühstück zu beginnen.
Er biss gerade in einen schokoladenüberzogenen Donut als sich Dean
schließlich auch setzte, immer noch die Sonnenbrille auf der Nase.
Nach einer Weile und ein paar Schluck Kaffee nahm Dean endlich die
lächerliche Brille ab. Er musterte Sam und fischte sich dann ebenfalls ein
Gebäckteil aus der Tüte. „Schlampe!“ Er grinste breit und begann dann ebenfalls
mit seinem Frühstück.
Sam erwiderte das Grinsen, froh, dass die Spannung, die vorhin noch
zwischen ihnen geherrscht hatte anscheinend verschwunden war.
*****
Dean spülte den letzen Bissen Donut mit seinem inzwischen lauwarmen
Kaffee hinunter und lehnte sich, ein Gähnen unterdrückend, in dem billigen
Plastikstuhl zurück.
Er war immer noch müde und fühlte sich wie gerädert. Beim Kaffeeholen
hatte ihn die Morgensonne so sehr in den Augen gebrannt, dass er nicht auf
seine Sonnenbrille hatte verzichten können, egal wie lächerlich er um die
Tageszeit damit aussah.
Wenn er gestern wenigstens tatsächlich ordentlich abgestürzt wäre,
oder wenn es Sammy zumindest ähnlich dreckig wie ihm ginge, schließlich waren
es seine Alpträume, die ihn scheinbar die Nacht über wach gehalten hatten. Da
wäre das ja wohl nur fair?!
Aber nein, sein kleiner Bruder sah blendend aus, keine Augenringe,
keine fahle Haut, keine blutunterlaufenen Augen. Dazu kamen seine dem Anschein
nach perfekte Laune und eine recht ungewohnte Schlagfertigkeit.
Dean verzog sein Gesicht kurz zu einem spöttischen Lächeln. Wenigstens
wusste er, dass das alles nicht an Sams toller Hautcreme lag, denn die hatte er
schließlich ja heute auch benutzt.
Vielleicht konnte er nachher im Auto noch etwas schlafen. Sammy würde
sich freuen, wenn er seit langem mal wieder den Impala fahren dürfte.
Zwar hatten sie noch nicht wirklich ein neues Ziel in Aussicht, doch
er wollte möglichst bald dieses Kaff verlassen.
Louisiana lockte ihn. Zwar war er schon früher in New Orleans auf der
Jagd gewesen, doch erhoffte er sich, dass sie dort früher oder später auch auf
einen Fall stoßen würden. Wenn er sich recht erinnerte, stand im Tagebuch
seines Vaters die eine oder andere wage Andeutung über einen alten Voodoo-Kult,
der zu Sklavenzeiten dort praktiziert wurde.
Er schätze, dass Sam nichts gegen seine Wahl haben würde, schließlich
konnte er sich dort in der Geschichte der Region ordentlich austoben und einige
Sehenswürdigkeit ausgiebigst besuchen, natürlich aber ohne ihn!
„’Was dagegen wenn wir gleich aufbrechen? Ich will hier weg, das Kaff
ödet mich an!“
Er grinse seinen Bruder an. Sam zuckte als Antwort mit den Schultern:
„Von mir aus gerne, ich muss hier auch nicht länger in diesem Kakerlakenloch
rumgammeln...hast du irgendeine Idee, wohin als nächstes?“
Dean erzählte ihm kurz von seinen vagen Plänen und Sam schien wie
erwartet nichts dagegen einzuwenden zu haben.
„Ach ja, du fährst. Ich will noch etwas von dem Schlaf nachholen, den
du mir heute Nacht geraubt hast!“ Mit diesen Worten und einem breiten Grinsen
stand Dean auf und begann, seine Sachen zusammenzupacken ohne die Antwort
seines Bruders abzuwarten.
Er knüllte gerade die letzte dreckige Jeans in seine Tasche – sie
mussten zwischendurch unbedingt irgendwo einen Waschsalon ausfindig machen -
als er plötzlich von Sams Hand, die ihn an seiner Schulter packte, halb
herumgerissen wurde. Leicht erschrocken und überrascht starrte er seinen Bruder
an.
Sam funkelte ihn aus seinen braunen Augen gereizt an und zischte dann:
„Alter, was soll das die ganze Zeit mit diesem ‚du hast mich die Nacht wach
gehalten’ Scheiß? Das nächste Mal kannst du schauen, wer dich aus deinem
Alptraum weckt. Ich hab nämlich keine Lust, mir wegen deines scheiß Egos am
nächsten Morgen die ganze Zeit den Müll hier vorwerfen zu lassen!“
Er ließ ihn los und wandte sich wieder ab, um selbst seinen Kram
zusammenzusuchen.
„Ich helf dir in Zukunft bei so was nicht mehr!“
Dean schüttelte verwirrt den Kopf. Was ging mit Sam? Wieso
stellte sein Bruder alles so dar, als
hätte diesmal er, Dean, einen Alptraum gehabt und nicht wie sonst Sammy.
Aber das konnte nicht sein. Er schlief jede Nacht wie ein Baby,
träumte selten, höchstens mal bruchstückweise irgendwelches sinnloses,
unzusammenhängendes Zeug.
Na gut, ab und an träumte er wohl auch von der einen oder anderen
heißen Braut, wenigstens ließ seine Morgenlatte darauf schließen, aber
Alpträume? Nie! Er doch nicht!
Er beschloss, das Ganze erst mal auf sich beruhen zu lassen. Sammy
würde sich früher oder später schon wieder einkriegen. Außerdem war er zu müde
um über das Alles noch weiter nachzudenken oder es gar auszudiskutieren.
Genau genommen war er zum Ausdiskutieren eigentlich eh immer zu müde
oder zu abgelenkt durch andere wichtige Sachen wie Essen, Trinken, Jagen,
Flirten.
Seiner Meinung nach brachte diese ganze Rederei meist überhaupt nichts
außer dass man sich nur noch mehr zoffte.
Und so packte er schließlich schweigend seine Sachen zusammen und
verstaute seinen Kram neben Sams im Kofferraum des Impalas und machte es sich
dann neben einem immer noch beleidigt schmollendem Sam auf dem Beifahrersitz
gemütlich. Seine Sonnenbrille wieder über den Augen legte er den Kopf auf die
Banklehne, rutschte im Sitz nach unten und schloss mit einem geknurrten „Gute Nacht“
dann die Augen.
Sollte Sammy ihn würde als zum
Lunch wecken, würde er ihn ganz einfach erschießen.
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